II.
Von der Zeich nun».
Unter Zeichnung versteht man vorzugsweise den Contur oder
den Umfang der Dinge, nach Verhältniss ihrer Länge , Breite und
Form überhaupt. Man muss also wohl Acht geben, welche Formen
die anmuthigsten sind, und sich derselben häufig bedienen, damit das
Werk eine angenehme Wirkung hervorbringt; und dies muss nicht
nur bei den Figuren selbst, sondern auch bei dem Raum beobachtet
werden, der zwischen ihrem Haupttheile und ihren Gliedern bleibt.
Die angenehmsten Formen sind diejenigen, welche die grösste Man-
nigfaltigkeit offenbaren; unangenehme aber die, welche sich immer
selbst wiederholen, namentlich viereckige und runde; die ersten,
weil sie aus vier Linien bestehen, von welchen immer zwei parallel
seyn müssen, und die letzten , weil sie von jeder Seite gleich sind,
und daher dem Auge keine Mannigfaltigkeit und keine Grazie ge-
währen. Das Oval und die Ellipse sind schon weniger einförmig;
das Dreieck aber ist unter allen regelmässigen Figuren am wenig-
sten unangenehm, weil die Winkel der Anzahl nach ungleich sind,
und die Linien keine Parallele machen. In der Malerei muss durch-
aus jede Wiederholung von Linien und Formen, jede Parallele, alle
Winkel von deichen Graden und besonders alle rechte Winkel ver-
mieden werden; denn bei den letzten hat man nicht einmal die
Freiheit, ihre Grösse zu verändern, da es bei den ersten doch noch
von unserer Willkühr abhängt, sie grösser oder kleiner, das heisst:
spitzer oder stumpfer zu machen, und bei den andern Figuren es
uns noch weit mehr frei steht, ihre Grösse zu verändern.
II. 2
Von der Zeich nun».
Unter Zeichnung versteht man vorzugsweise den Contur oder
den Umfang der Dinge, nach Verhältniss ihrer Länge , Breite und
Form überhaupt. Man muss also wohl Acht geben, welche Formen
die anmuthigsten sind, und sich derselben häufig bedienen, damit das
Werk eine angenehme Wirkung hervorbringt; und dies muss nicht
nur bei den Figuren selbst, sondern auch bei dem Raum beobachtet
werden, der zwischen ihrem Haupttheile und ihren Gliedern bleibt.
Die angenehmsten Formen sind diejenigen, welche die grösste Man-
nigfaltigkeit offenbaren; unangenehme aber die, welche sich immer
selbst wiederholen, namentlich viereckige und runde; die ersten,
weil sie aus vier Linien bestehen, von welchen immer zwei parallel
seyn müssen, und die letzten , weil sie von jeder Seite gleich sind,
und daher dem Auge keine Mannigfaltigkeit und keine Grazie ge-
währen. Das Oval und die Ellipse sind schon weniger einförmig;
das Dreieck aber ist unter allen regelmässigen Figuren am wenig-
sten unangenehm, weil die Winkel der Anzahl nach ungleich sind,
und die Linien keine Parallele machen. In der Malerei muss durch-
aus jede Wiederholung von Linien und Formen, jede Parallele, alle
Winkel von deichen Graden und besonders alle rechte Winkel ver-
mieden werden; denn bei den letzten hat man nicht einmal die
Freiheit, ihre Grösse zu verändern, da es bei den ersten doch noch
von unserer Willkühr abhängt, sie grösser oder kleiner, das heisst:
spitzer oder stumpfer zu machen, und bei den andern Figuren es
uns noch weit mehr frei steht, ihre Grösse zu verändern.
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