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gehandelt werden, und ich gedenke dann auch die Lehre von den
Proportionen des menschlichen Körpers damit zu verbinden. Für
jetzt mag in dieser Beziehung die Bemerkung hinreichen , dass in
jedem ganzen Körper eiu allgemeiner Charakter ist, das heisst: jeder
ganze Körper bestellt aus viereckigten, dreieckigten oder runden
Formen. Obgleich nun diese Formen unendlich verschieden sind und
seyn können, so behalten sie immer doch den Charakter, den die
Natur ihnen verliehen hat, und durch welchen sie sich von andern
Formen unterscheiden. Wer also die Schönheit in der Zeichnung
suchen will, muss vorerst die characteristische Form eines jeden
Körpers wohl betrachten , und dies dann in seiner Arbeit deutlich
erkennen zu geben streben. Nicht um zufällige Kleinigkeiten darf er
sich bekümmern, aber nicht auch das Geringste , was zur ganzen
Einrichtung, zum Charakter des Körpers gehört, darf er Fernach-
lässigen. Unter zufälligen Kleinigkeiten verstehe ich z. B. folgende
Dinge. Wenn ein verbrannter Körper eine einzelne dicke oder runde
Muskel hätte, wie dies durch häufigen Gebrauch des betreffenden
Theils, durch Leibesbeschaffenheit, oder auch durch allgemeine Ge-
sundheitsumstände wohl der Fall seyn kann, so darf der Maler das
nicht nachahmen wollen, sondern er muss sogar voraussetzen, dass
ein solcher Mensch in allen seinen Theilen gleichmässig sey, damit
die allgemeine Anschauung nicht unterbrochen wird, die er dem Zu-
schauer von der Gestalt eines verbrannten Menschen geben will.
Ebenso verhält es sich hei einem starken, leichten , fetten, jungen
oder alten Menschen. So oft in einem Körper von bestimmtem Cha-
rakter irgend ein einzelner Theil, und wäre er seiner Form nach
auch der allerschönste, von dem Charakter des Ganzen , oder auch
nur von dem grössten Theile der andern Glieder, die das Ganze
ausmachen; formell abweicht, wird es allemal eine Unförmigkeit zur
Folge haben, die die allgemeine Vorstellung von dem Charakter die-
ses Körpers unterbricht.
Ausserdem muss der Maler darauf Bedacht nehmen , nie die
Form und das Verhältniss zu verändern, die die Natur jedem Körper
und jedem Theile desselben gegeben hat. Daher darf zum Beispiel
ein Muskel nie in eine viereckigte oder runde Form gebracht wer-
den, denn dies würde die Natur und ihre bestimmten Gesetze ver-
ändern , so wie jede Wahrscheinlichkeit überschreiten ; wenn man
aber den Muskel mehr oder weniger verlängert, wird man einen
gehandelt werden, und ich gedenke dann auch die Lehre von den
Proportionen des menschlichen Körpers damit zu verbinden. Für
jetzt mag in dieser Beziehung die Bemerkung hinreichen , dass in
jedem ganzen Körper eiu allgemeiner Charakter ist, das heisst: jeder
ganze Körper bestellt aus viereckigten, dreieckigten oder runden
Formen. Obgleich nun diese Formen unendlich verschieden sind und
seyn können, so behalten sie immer doch den Charakter, den die
Natur ihnen verliehen hat, und durch welchen sie sich von andern
Formen unterscheiden. Wer also die Schönheit in der Zeichnung
suchen will, muss vorerst die characteristische Form eines jeden
Körpers wohl betrachten , und dies dann in seiner Arbeit deutlich
erkennen zu geben streben. Nicht um zufällige Kleinigkeiten darf er
sich bekümmern, aber nicht auch das Geringste , was zur ganzen
Einrichtung, zum Charakter des Körpers gehört, darf er Fernach-
lässigen. Unter zufälligen Kleinigkeiten verstehe ich z. B. folgende
Dinge. Wenn ein verbrannter Körper eine einzelne dicke oder runde
Muskel hätte, wie dies durch häufigen Gebrauch des betreffenden
Theils, durch Leibesbeschaffenheit, oder auch durch allgemeine Ge-
sundheitsumstände wohl der Fall seyn kann, so darf der Maler das
nicht nachahmen wollen, sondern er muss sogar voraussetzen, dass
ein solcher Mensch in allen seinen Theilen gleichmässig sey, damit
die allgemeine Anschauung nicht unterbrochen wird, die er dem Zu-
schauer von der Gestalt eines verbrannten Menschen geben will.
Ebenso verhält es sich hei einem starken, leichten , fetten, jungen
oder alten Menschen. So oft in einem Körper von bestimmtem Cha-
rakter irgend ein einzelner Theil, und wäre er seiner Form nach
auch der allerschönste, von dem Charakter des Ganzen , oder auch
nur von dem grössten Theile der andern Glieder, die das Ganze
ausmachen; formell abweicht, wird es allemal eine Unförmigkeit zur
Folge haben, die die allgemeine Vorstellung von dem Charakter die-
ses Körpers unterbricht.
Ausserdem muss der Maler darauf Bedacht nehmen , nie die
Form und das Verhältniss zu verändern, die die Natur jedem Körper
und jedem Theile desselben gegeben hat. Daher darf zum Beispiel
ein Muskel nie in eine viereckigte oder runde Form gebracht wer-
den, denn dies würde die Natur und ihre bestimmten Gesetze ver-
ändern , so wie jede Wahrscheinlichkeit überschreiten ; wenn man
aber den Muskel mehr oder weniger verlängert, wird man einen