6. Wasserversorgungsa.nlagen der Griechen
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Es dürfte wohl im Hinblick auf die l nzuverlässiskeit der den antiken
Ingenieuren für derartige Arbeiten zur Verfügung gewesenen Messinstrumente
unzweifelhaft sein, dass die Entstehung des Grabens darauf zurückzuführen ist,
dass der Tunnel nicht in dem erforderlichen Gefälle hergestellt wurde. Bei
dem Ausbruch war es nicht allein erforderlich, die Axe, da ein Stollen von
beiden Berglehnen aus vorgetrieben wurde, auf beiden Bergseiten genau festzu-
legen, sondern auch die Anfangspunkte mussten genau nach der Höhe bestimmt
werden. Diese Aufgaben erfordern bekanntlich auch heute noch stets einen
grossen Aufwand an Zeit und Mühe und können daher die bei dem vorliegen-
den Tunnelbau erreichten Resultate keineswegs überraschen.
Der Tunnel ist sehr lange in Benutzimg geblieben. Die durch diese Lei-
tung der Stadt zugeführte Wassermenge ist den Römern für ihren Bedarf
jedoch nicht genügend gewesen und diese bauten daher eine aus der Gegend
des Dorfes Myli (8 km entfernt) kommende neue Leitung. Wie jedoch römische
Ausbesserungsarbeiten im Tunnel zeigen, ist auch dieser im Betrieb geblieben
Abb. 197.
Grundriss des Südstollens der Wasserleitung von Samos.
und erst allmählich aus unbekannten Ursachen ausser Gebrauch gekommen.
Etwa 24 m vor der Tunnelmündung am Osthange verlässt der Graben den Tunnel
und die Leitung geht in dem als unterirdischen Gang ausgebildeten Graben
weiter. Die anschliessende Stadtleitung ist in derselben Weise angelegt wie
das Stück zwischen Quelle und Tunnel. Schachte führen von der Oberfläche
in diesen Gang, in dem ebenfalls Röhren lagen. In der Stadt sind diese
Schachte durch viereckige Steinplatten mit runder Oeffnung, in die runde Deck-
platten hineinpassen, abgedeckt. Die Leitung reichte vermuthlich bis zu dem
Hafen hinab, in dessen Nähe die Agora lag. Hier standen in einer Stoa nach
einer in Tigani verbauten, antiken Inschrift zwei kunstvolle Wasseruhren, die,
wie es scheint, Monat, Datum und Stunde anzeigten. Fabricius stellt die Ver-
muthung auf, dass diese Klepsydra wohl durch das Wasser der Leitung des
Eupalinos gespeist wurde.
Zu den Hauptüberbleibseln des antiken Camiros auf Rhodus gehören die
Reste der Wasserversorgungsanlagen. Auf der Akropolis ist eine unterirdische
Gallerie vorhanden von 2 Fuss Weite, 6 Fuss Höhe und einer Länge von
etwa 200 m. Von ihrem Endpunkte gehen drei ZwTeiggallerien aus von etwa
20 m Länge. Ausserdem zweigen von der Hauptgallerie eine grössere Anzahl
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Es dürfte wohl im Hinblick auf die l nzuverlässiskeit der den antiken
Ingenieuren für derartige Arbeiten zur Verfügung gewesenen Messinstrumente
unzweifelhaft sein, dass die Entstehung des Grabens darauf zurückzuführen ist,
dass der Tunnel nicht in dem erforderlichen Gefälle hergestellt wurde. Bei
dem Ausbruch war es nicht allein erforderlich, die Axe, da ein Stollen von
beiden Berglehnen aus vorgetrieben wurde, auf beiden Bergseiten genau festzu-
legen, sondern auch die Anfangspunkte mussten genau nach der Höhe bestimmt
werden. Diese Aufgaben erfordern bekanntlich auch heute noch stets einen
grossen Aufwand an Zeit und Mühe und können daher die bei dem vorliegen-
den Tunnelbau erreichten Resultate keineswegs überraschen.
Der Tunnel ist sehr lange in Benutzimg geblieben. Die durch diese Lei-
tung der Stadt zugeführte Wassermenge ist den Römern für ihren Bedarf
jedoch nicht genügend gewesen und diese bauten daher eine aus der Gegend
des Dorfes Myli (8 km entfernt) kommende neue Leitung. Wie jedoch römische
Ausbesserungsarbeiten im Tunnel zeigen, ist auch dieser im Betrieb geblieben
Abb. 197.
Grundriss des Südstollens der Wasserleitung von Samos.
und erst allmählich aus unbekannten Ursachen ausser Gebrauch gekommen.
Etwa 24 m vor der Tunnelmündung am Osthange verlässt der Graben den Tunnel
und die Leitung geht in dem als unterirdischen Gang ausgebildeten Graben
weiter. Die anschliessende Stadtleitung ist in derselben Weise angelegt wie
das Stück zwischen Quelle und Tunnel. Schachte führen von der Oberfläche
in diesen Gang, in dem ebenfalls Röhren lagen. In der Stadt sind diese
Schachte durch viereckige Steinplatten mit runder Oeffnung, in die runde Deck-
platten hineinpassen, abgedeckt. Die Leitung reichte vermuthlich bis zu dem
Hafen hinab, in dessen Nähe die Agora lag. Hier standen in einer Stoa nach
einer in Tigani verbauten, antiken Inschrift zwei kunstvolle Wasseruhren, die,
wie es scheint, Monat, Datum und Stunde anzeigten. Fabricius stellt die Ver-
muthung auf, dass diese Klepsydra wohl durch das Wasser der Leitung des
Eupalinos gespeist wurde.
Zu den Hauptüberbleibseln des antiken Camiros auf Rhodus gehören die
Reste der Wasserversorgungsanlagen. Auf der Akropolis ist eine unterirdische
Gallerie vorhanden von 2 Fuss Weite, 6 Fuss Höhe und einer Länge von
etwa 200 m. Von ihrem Endpunkte gehen drei ZwTeiggallerien aus von etwa
20 m Länge. Ausserdem zweigen von der Hauptgallerie eine grössere Anzahl