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VI. Wasserversorgungsanlagen.

Von den Wasserleitimgsbauten in Syrien verdienen besonders diejenigen
von Antiochia sowie zahlreiche Reste derartiger Anlagen in Palästina Erwähnimg.

Unter den Wasserleitungen der Römer in Afrika steht in erster Linie
der Aquädukt von Karthago, der zu den bedeutendsten Anlagen dieser Art
gehört. Seine Länge wird zu Ii4—132 km angegeben, während die Entfernung
der Quellen des Möns Zeugitanus in der Luftlinie gemessen nur etwa 60 km beträgt.
Die Leitung war theils oberirdisch, theils unterirdisch geführt. Etwa 6 km
von den Quellen entfernt, vereinigt sich mit dem Zeugitanus-Stollen der 33 km
lange Stollen der Zuccharius-Quelle. Die Niederung des Wad Miliana wurde
mittelst eines Aquädukts überschritten, von welchem noch etwa 340 Pfeiler
mit Bogen vorhanden sind. Die Höhe betrug bis zu 40 m. Ein zweiter Aquädukt
befindet sich in der westlich der karthagischen Halbinsel belegenen Niederung.
Der grosse Aquädukt wurde unter Hadrians Regierung begonnen und zu
Anfang des dritten Jahrhunderts unter Septimius Severus (193—211 n. Chr.)
vollendet.

Die Stadt Bougie liegt auf einem harten und kompakten Kalkfelsen, der
mit vulkanischem Gestein durchsetzt ist und steil abfällt. Das Wasser musste
aus grösserer Entfernung hergeleitet werden, und zwar benutzten die Römer
zur Versorgung eine etwa 25 km, in der Luftlinie gemessen, entfernte Quelle.
Infolge des ungünstig gestalteten Terrains erhielt die Zuleitung fast die
doppelte Länge. Sie erreichte den hochgelegenen Theil der Stadt, woselbst
sie einen grossen Behälter speiste.

Bemerkenswerth ist der, auf einem in der Nähe von Lambäsis im Jahre
1866 aufgefundenen Altar, eingegrabene Bericht über den für diese Wasser-
leitung hergestellten Tunnel. Die Inschrift lautet: „Varius Clemens begrüsst
Valerius Etruscus und bittet ihn in seinem Namen und in dem Namen der
Bewohnerschaft von Saldae (Bougie), den Wasserbau-Ingenieur der dritten
Legion, Nonius Datus, zu senden mit dem Befehle, dass er das Werk beende,
welches er vergessen zu haben scheint." Nonius Datus schrieb, nachdem
er das Werk vollendet hatte, dem Magistrat von Saldae den nachstehenden
Bericht. „Nachdem ich mein Quartier verlassen, stiess ich auf Räuber, die mich
meiner Kleider beraubten und mich ernstlich verwundeten. Es gelang mir,
nach dem Zusammentreffen Saldae zu erreichen, woselbst ich mit dem Befehls-
haber zusammenkam. Nachdem ich mich einige Zeit ausgeruht, nahm derselbe
mich nach dem Tunnel mit. Dort fand■■ ich alle in niedergeschlagener und
verdriesslicher Stimmung. Sie hatten alle Hoffnung aufgegeben, dass sich die
beiden entgegengesetzten Stollen des Tunnels treffen würden, weil bereits jeder
Anfang bis über die Mitte des Berges hinaus vorgetrieben und die Vereinigung
doch nicht eingetreten war. Wie es in einem solchen Falle immer zu gehen
pflegt, so wurde auch hier der Fehler allein dem Ingenieur zugeschrieben, als
ob dieser nicht alle Vorsicht angewandt hätte, um den Erfolg des Werkes zu
sichern. Was hätte ich mehr thun können? Ich begann damit, die Flügel-
 
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