I. STADT UND NEKROPOLEN
LAGE DER STADT
Der flache Bergrücken T), der bis in das neunte Jahrhundert nach Christi Geburt
die blühende Siedlung Vulci trug, liegt heute einsam und verlassen. Nur selten
trifft der Besucher jener Stätte die Hütte eines Hirten oder das Haus eines Köhlers.
Abseits der großen Landstraße von Montalto di Castro nach Canino gelegen, ist
die Stelle nur schwer zu erreichen (Karte Abb. i). Breite, noch nicht überbrückte
Wasserläufe machen an vielen Punkten die schlechten Feldwege nur schwer gangbar.
Ein Zeichen neu erstehenden Lebens bedeutet allein das 1918 begonnene Kraft-
werk * 2 * * 5) im Süden des Pian di Voce. Zwei einsam gelegene spätmittelalterliche
Burgen, Castellaccio dei Vulci und die befestigte Doganella del Ponte della Badia 3)
sind daneben die einzigen Zeugen einer Besiedelung des heute unter dem Einflüsse
der Malaria verödeten Hochlandes. Vereinzelte römische und mittelalterliche
Ziegelmauern stehen verwaist als Trümmer versunkener Macht, von Unkraut wild
umwuchert, auf der sonst öden Fläche (Abb. 2 u. 3).
Die Stelle 4) der Stadt Vulci ist für eine Siedlung zu allen Zeiten nie besonders
günstig gewesen (Karte Abb. 4). Abseits der großen von Natur gegebenen Straße
an der Küste oder der des Tibertales ist Vulci mehr als 11 km Luftlinie vom Meer
entfernt, dessen steinige und heute sumpfige Küste beiderseits der Fiora nirgends
die Anlage eines Hafens gestattet 5). Eine Linie von mehr als 25 km trennte so
Vulci von seinem nächsten Hafen Cosa 6) östlich des Monte Argentario. Trotz
seiner geringen Höhe von 75 m über dem Meeresspiegel und dem sanft ansteigenden
westlichen Vorgelände ist der Stadtberg für eine größere Heeresmacht dennoch
auf allen Seiten nur schwer zugänglich. Tief einschneidende kleine Wasserläufe
zerteilen das sonst fast ebene Gelände in viele einzelne Zungen (Abb. 5). Einen
natürlichen und militärisch sicheren Schutz bedeutet aber nur der Lauf der Fiora 7),
die am Monte Amiata entspringt und südlich des Poggio di Corno nach Westen
J) Nissen, Ital. Landeskunde II 1, 326 ff. 2) NSc. 1921, 343. 3) Serafini, Musignano e la rocca
al Ponte della Badia. Ponte della Badia oder dell’Abbadia heißt die Brücke nach der ehemaligen
Abtei Musignano. (Dazu Adi. 1, 1829, 196; 2, 1830, 25. Dennis, Cities a. Cemeteries of Etruria 13
468). Mittelalterliche Reste sind auch die zwei Türme auf der Cuccumella (Micali, Mon. ant. Taf. 62.
Dennis I 452 ff. StEtr. 4, 1930, 421 ff.). Die Gänge im Innern des Grabhügels sind erst modernen Ur-
sprungs (Bdl. 53, 1881, 246 f.). Canina, Etruria marittima II 107, 2 hat auch schon den Steinring ge-
zeichnet, den Ferraguti 1929 neu freigelegt hat. 4) v. Duhn, Ital. Gräberkunde I 303.
5) StEtr. 3, 1929, 347 ff. 6) Hülsen, RE. IV 1666. 7) Im Altertum Armine (Itin. marittim.) oder
Armenta (Peuting. und Ravenn.). Hülsen, RE. II 1188. Jung, Festschr. f. Hirschfeld II in ff.
I
M esserschmidt, Nekropolen von Vulci
LAGE DER STADT
Der flache Bergrücken T), der bis in das neunte Jahrhundert nach Christi Geburt
die blühende Siedlung Vulci trug, liegt heute einsam und verlassen. Nur selten
trifft der Besucher jener Stätte die Hütte eines Hirten oder das Haus eines Köhlers.
Abseits der großen Landstraße von Montalto di Castro nach Canino gelegen, ist
die Stelle nur schwer zu erreichen (Karte Abb. i). Breite, noch nicht überbrückte
Wasserläufe machen an vielen Punkten die schlechten Feldwege nur schwer gangbar.
Ein Zeichen neu erstehenden Lebens bedeutet allein das 1918 begonnene Kraft-
werk * 2 * * 5) im Süden des Pian di Voce. Zwei einsam gelegene spätmittelalterliche
Burgen, Castellaccio dei Vulci und die befestigte Doganella del Ponte della Badia 3)
sind daneben die einzigen Zeugen einer Besiedelung des heute unter dem Einflüsse
der Malaria verödeten Hochlandes. Vereinzelte römische und mittelalterliche
Ziegelmauern stehen verwaist als Trümmer versunkener Macht, von Unkraut wild
umwuchert, auf der sonst öden Fläche (Abb. 2 u. 3).
Die Stelle 4) der Stadt Vulci ist für eine Siedlung zu allen Zeiten nie besonders
günstig gewesen (Karte Abb. 4). Abseits der großen von Natur gegebenen Straße
an der Küste oder der des Tibertales ist Vulci mehr als 11 km Luftlinie vom Meer
entfernt, dessen steinige und heute sumpfige Küste beiderseits der Fiora nirgends
die Anlage eines Hafens gestattet 5). Eine Linie von mehr als 25 km trennte so
Vulci von seinem nächsten Hafen Cosa 6) östlich des Monte Argentario. Trotz
seiner geringen Höhe von 75 m über dem Meeresspiegel und dem sanft ansteigenden
westlichen Vorgelände ist der Stadtberg für eine größere Heeresmacht dennoch
auf allen Seiten nur schwer zugänglich. Tief einschneidende kleine Wasserläufe
zerteilen das sonst fast ebene Gelände in viele einzelne Zungen (Abb. 5). Einen
natürlichen und militärisch sicheren Schutz bedeutet aber nur der Lauf der Fiora 7),
die am Monte Amiata entspringt und südlich des Poggio di Corno nach Westen
J) Nissen, Ital. Landeskunde II 1, 326 ff. 2) NSc. 1921, 343. 3) Serafini, Musignano e la rocca
al Ponte della Badia. Ponte della Badia oder dell’Abbadia heißt die Brücke nach der ehemaligen
Abtei Musignano. (Dazu Adi. 1, 1829, 196; 2, 1830, 25. Dennis, Cities a. Cemeteries of Etruria 13
468). Mittelalterliche Reste sind auch die zwei Türme auf der Cuccumella (Micali, Mon. ant. Taf. 62.
Dennis I 452 ff. StEtr. 4, 1930, 421 ff.). Die Gänge im Innern des Grabhügels sind erst modernen Ur-
sprungs (Bdl. 53, 1881, 246 f.). Canina, Etruria marittima II 107, 2 hat auch schon den Steinring ge-
zeichnet, den Ferraguti 1929 neu freigelegt hat. 4) v. Duhn, Ital. Gräberkunde I 303.
5) StEtr. 3, 1929, 347 ff. 6) Hülsen, RE. IV 1666. 7) Im Altertum Armine (Itin. marittim.) oder
Armenta (Peuting. und Ravenn.). Hülsen, RE. II 1188. Jung, Festschr. f. Hirschfeld II in ff.
I
M esserschmidt, Nekropolen von Vulci