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Metzger, Wolfgang
Die humanistischen, Triviums- und Reformationshandschriften der Codices Palatini Latini in der Vatikanischen Bibliothek (Cod. Pal. Lat. 1461 - 1914) — Wiesbaden, 2002

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https://doi.org/10.11588/diglit.3299#0214
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PAL. LAT. 1787

stumus im Krönungsornat, im Rahmen die Wappen Böhmen, Luxemburg, Mähren, Österreich
und Alt-Ungarn. Im Stil verwandt ist Prag, ÜB, Cod. Tepl. 39 (Alois Haidinger, Verborgene
Schönheit, Ausst. Kat. Klosterneuburg 1998, Klosterneuburg/Wien 1998, S.53, Hs. dort zitiert
als Vat. lat. 1787). 67r sparsam lavierte Federzeichnung: Kreuzigung mit Maria und Johannes,
zu Füßen des Kreuzes ein Wappen (wie 2', s.u. zur Herkunft). 65V-66T lavierte Zeichnungen:
Zieralphabet (Faltband) (vgl. Wien, ÖNB, Cod. 2368, 24v-25r, siehe Fichtenau, a. a. O.,
Abb. 26, 27). 66v IHS-Monogramm mit integrierter Kreuzigung. 67v getilgter Text (ca. 7 Zei-
len, noch erkennbar die Initiale A sowie am Schluß die Devise ADCIP), darunter zwei
Schwertfechter, wohl nach einem Fechtbuch (vgl. Gustav Hergsell (Hg.), Talhofers Fecht-
buch aus dem Jahre 1467, gerichtliche und andere Zweikämpfe darstellend, Prag 1887, Tafel 6).
Die Miniaturen 3V und 65v-66v sind der Werkstatt des Meisters der Lehrbücher Maximilians
zuzuschreiben (vgl. Fichtenau, a. a. O., passim; vgl. Abb. 13). Einband: Rom, um 1780
(Schunke 2, S. 894).

Herkunft: 1V-2V chronikalische Notizen zu Ladislaus V. Postumus (1440-57), seiner Krönung
zum König von Böhmen am 28. Oktober 1453 in Prag und seinem Tod. 3V Widmung (s.u.)
und Wappen des Wenczlaw vom Elefant [= Vaclav od Slona] (Silber und Rot, horizontal
durch drei geflammte Spitzen geteilt). Dieser wird in mehreren Urkunden genannt (Zahrad-
nik (s. Lit.), S. 15 f.), er war offenbar ein angesehener Prager Bürger, hier ist er mit großer
Wahrscheinlichkeit Donator und nicht - wie Zahradnik (ebd.) annimmt - Illuminator der
Handschrift. Die Devise Ladislaus' erscheint abgekürzt (ADCIP) auf 2V, 3r, 67r sowie ausge-
schrieben auf lv (Amans Deum Clerum Iustitiam Pacem). Die Hs. entstand anläßlich seiner
Krönung 1453, aus dieser Zeit stammt auch die Miniatur 3V (Abb. 13). Das Pergament dieser
Seite, ein eingefügtes Einzelblatt (s. o. zu den Lagen), unterscheidet sich deutlich vom Rest
der Hs. Wahrscheinlich wurde die Miniatur von einer anderen Werkstatt bezogen. Die Eintra-
gung zu seinem Tod und vermutlich auch die zu seiner Krönung sowie die Gebete (lr-2v)
wurden zwischen 1457 und 1474 nachgetragen (die abgekürzte Devise 2V gehört jedoch zum
Grundbestand). Die Gestaltungsweise der Initiale lr und des Zieralphabetes 65v-66v sprechen
dafür, daß beide derselben Werkstatt entstammen und wahrscheinlich gleichzeitig entstanden
sind. 3r Eintrag und Darstellung des späteren Besitzers Johannes Holubar, Informator Serenis-
simi principis regis Ladislai, gekennzeichnet durch Wappen und Helmzier (in Rot ein silberner
Schrägrechtsbalken mit drei Pinienzapfen belegt, Helmdecke in Rot/Silber, goldene Helm-
krone, weiß-rote Federn mit dem Wappenbild) und die Jahreszahl 1474. Darstellungen auf
67" stammen von der selben Hand. Setzt man die Authentizität der Jahreszahl voraus, so be-
zeichnete sich Holubar noch 17 Jahre nach Ladislaus' Tod als dessen Erzieher. Er ist als Jo-
hannes dictus Holubar senior de Nachod' erstmals 1453 urkundlich in Wien nachweisbar, wo
er sich offenbar im Gefolge von Ladislaus Postumus befand. Es folgen 1454/55 Schenkungen
des jungen Königs ,pro serviciis' in Böhmen (Zahradnik (s. Lit.), S. 12-13). Nach dem Tod
Ladislaus' ist Holubar mehrfach in Österreich und der Steiermark nachzuweisen, zuletzt 1487
in einer Prager Urkunde, vgl. Pausch (s. Lit.). Im Palatina-Inventar von 1581 nachweisbar
(Pal. lat. 1939, 6r: Vocabularius trilinguis geschrieben, Perment in groß quart, Bretter, braun
Leder, Bucklen. Joannis Holubar). IVr Capsa-Nr.: C. 173 sowie der Titeleintrag Dictiariolum
latin. theutonice, bohemice einer Hand des 16. Jhs. Alte Signaturen der Vaticana: V1861, IV
1938.

Lit.: Theodor Isidor Zahradnik, Slovnik Latinsko-Nemecko-Cesky pro Ladislava pohrobka,
kräle ceskeho, Die Rukopisu Palatinkeho C. 1787 Knihovny Vatikanske, Prag 1904; Oskar
Pausch (Hg.), Die lateinisch-deutsch-tschechischen Vokabulare für Ladislaus Posthumus und
Maximilian L, mit einem kodikologischen Beitrag von Alois Haidinger, Wien 2002 (im
Druck).

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