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Meyenburg, Ernst von
Ambrogio Lorenzetti: ein Beitrag zur Geschichte der sienesischen Malerei im vierzehnten Jahrhundert — Heidelberg, 1903

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Die Franziskanerfresken in S. Francesco zu Siena
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https://doi.org/10.11588/diglit.65676#0029
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Die Franziskanerfresken in S. Francesco zu Siena.

Von den Fresken, die in S. Francesco auf die Lorenzetti
zurückgeführt werden, haben uns nur zwei zu beschäftigen, die
unzweifelhaft dem Ambrogio Lorenzetti angehören. _Dieselben
stammen aus dem gleichen Raume wie die Kreuzigung im Stile
Pietros, und sind jetzt in der zweiten Kapelle links vom Chor
untergebracht. Zuvor aber sind noch andere, leider verloren ge-
gangene Werke zu erörtern, über die wir aussergewöhnlich gut
literarisch informiert sind, vor allem durch Ghibertis begeisterte,
wenn auch wunderlich stilisierte Beschreibung !). Es heisst da:
Unter den Werken Ambrogios in Sıena „ist bei den Minoriten
eine Geschichte, die sehr gross und ausgezeichnet gearbeitet ist;
sie nimmt die ganze Wand des einen Kreuzganges ein“. Darge-
stellt war, „wie ein Jüngling sich entschliesst Mönch zu werden,
wie der genannte junge Mensch Mönch wird und wie ihr (der
Mönche) Oberer ihn einkleidet; ferner wie derselbe Frater ge-
worden, mit andern Brüdern mit grösster Inbrunst den Oberen
um Erlaubnis bittet, nach Asien ziehen zu dürfen, um den
Sarazenen den Christenglauben zu predigen; wie die genannten
Brüder aufbrechen und zum Sultan ziehen“. Dort erleiden die
Brüder das Martyrium, sie werden gemartert und enthauptet. Nach
der Exekution erhebt sich ein furchtbares Unwetter, an die Bäume
knickt und alles Volk zu wilder Flucht treibt.

Weniger das Martyrium als die Darstellung eines elemen-
taren Ereignisses lassen es uns bedauern, dass von alledem nichts
mehr auf uns gekommen ist, es sei denn ein Fragment in der
National Gallery zu London mit drei schönen Nonnenköpfen 2),
das zweifellos Ambrogio angehört.

Diese Fresken sind um die Mitte des 18. Jahrhunderts über-
tüncht worden, nachdem sie vielleicht schon stark verderben war.

1) Bei Frey a. a. O0. p. 40 u. 41.
?) Phot. Lombardi 1944. Im Original mir nicht bekannt.
 
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