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Meyenburg, Ernst von
Ambrogio Lorenzetti: ein Beitrag zur Geschichte der sienesischen Malerei im vierzehnten Jahrhundert — Heidelberg, 1903

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Ambrogios Madonnenbilder
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https://doi.org/10.11588/diglit.65676#0046
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Jedenfalls gehört das Altarwerk einer früheren Epoche im Leben
unseres Künstlers an, am nächsten stehen ihm die 4 Tafeln der
Domopera und die kleine Madonna der Sieneser Gallerie.

Den eben besprochenen Altarwerken ist im Motiv nahe ver-
wandt, etwa eine mittlere Stellung einnehmend, die Madonna
in der Kirche der Abbazia di S. Eugenio :) bei Siena. Das Bild ist
schlecht zu sehen, doch ist die Benennung, die ihm bisher ge-
geben wurde, richtig. In den letzten Jahren ist es offenbar stark
aufgefrischt worden, es leuchtet heute in Farben, während noch
Cavalcaselle es als sehr verdorben bezeichnet. Auch hier haben
wir die Madonna in Halbfigur nach rechts gewandt. Das Kind
in einem kirschroten Kleidchen mit Strümpfen und Schuhen (ob
alt?) umhalst die Mutter zärtlich und drückt sein Gesicht an das
ihre. Maria trägt das gewohnte blaue Manteltuch über brokatnem
Untergewand, das ein Gürtel zusammenfasst. Näheres lässt sich
über das Bild nıcht mehr aussagen.

Das Madonnenfresko in der Loggia des Palazzo della Republica
zu Siena ist leider sehr verdorben und offenbar nur der Rest
eines umfangreichen Werkes. War dieses die nostra donna con
quelle virtü cardinali vom Jahre 1340, welches der alte Chronist
erwähnt? Von den allegorischen Figuren ist allerdings nichts zu
sehen. Übrig geblieben ist die auf einer breiten Bank thronende
Madonna, die auf ihr sitzendes Kind herabblickt und ihm eine
Kugel mit nicht mehr deutbarer Figur darauf zum Segen hinhält.
Ob zu Füssen Marias wirklich eine Gestalt lag, die man noch
schwach zu erkennen meint, entzieht sich der Beurteilung. Gegen
das Datum 1340 würde der mächtig gebildete Kopf der Madonna
nicht sprechen, höchstens einige Archaismen wie in den Heer
scheinen und der Gewandung.

Die kleine Madonna mit Heiligen und Engeln in der Sie-
neser-Gallerie ) unterscheidet sich von den bisher betrachteten
schon in den Dimensionen. Es ist ein Hausandachtsbild, das ur-
sprünglich in spitzem Kleeblattbogen schloss, jetzt aber oben
stark verkürzt ist. Sonst ist es gut erhalten.

1, Kapelle links vom Chor. 0,72—0,51 m.
2) Sala II No. 9.
 
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