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Alessandro Araldi.
pfändet er ein Stück Land in Torricella für
200 Lire. Am 27. Febr. 1500 übernahm Araldi
für die Confraternitä von S. Quirino zu Parma
die Ausführung einer Altartafel und erhielt da-
für »per elemosina secreta« neun Lire. Zu glei-
chem Zwecke gab ihm der Notar Galeazzo Piazza
einige Kleidungsstücke. EinFreskobildimDome
zu Parma, unterschrieben Alex.nder D. Aral-
dus pinxit 15.9 (d. h. 1509), zeigt uns die Jung-
frau Maria, das Christkind und den hl. Joseph
mit einem knieenden bischöflichen Donator. Die
Farben haben sehr gelitten. Crowe und Caval-
caselle bemerken hier Nachahmungen der For-
men des Francia von Bologna und Anklänge an
den Veronesen Gianfrancesco Caroto. Ganz un-
tergegangen sind die Geschichten des Leidens
Christi, welche Araldi 1510 im Chore von S.
Paolo al fresco malte. Verhältnissmässig wol
erhalten haben sich dagegen die Wandmalereien
in einem Zimmer des Klosters S. Paolo. Die
Inschrift über dem Kamin: transivimus per
ignem et aquam ... mdxiiii« verräth uns wol das
Jahr der Vollendung. Der Beschauer begegnet
hier einer Nachahmung jener dekorativen Art
und Kunst, wie sie Andrea Mantegna in der Kirche
degli Eremitani zu Padua so vollendet entfaltet
hatte. Auf dem blauen Grunde des Gewölbes
erscheinen Arabesken, Meerwunder u. a. phan-
tastische Gestalten, musizirende Engel und spie-
lende Kinder. Von zierlichen Umrahmungen ein-
geschlossen laufen ringsherum Historien des
A. und N. Testamentes : Adam und Eva, Abra-
ham’s Opfer Judith und Holofernes, Salomon’s
Urtheil, Der Kindermord, Der wunderbare Fisch-
zug , Die Hochzeit von Kana, Die Predigt des
Apostels Paulus u. s. w. Die schwerverständ-
lichen Allegorien in den Lünetten halten Crowe
und Cavalcaselle für schlecht komponirt, aber
für Inspirationen des Mantegna, Costa und Frau-
bia. In jenen Historien dagegen gewahren sie
nicht nur Erinnerungen an Costa, sondern auch
an Rafael, Michelangelo und Bazzi. Welche
Fülle von Namen und Richtungen verschieden-
ster Art! Sehr zutreffend hat Lanzi den Maler
Araldi als einen »antico moderno« charakterisirt.
Das starre Wesen des früheren 15. Jahrh. ist in
ihm noch nicht überwunden, und der Genius der
vollendeten Renaissance noch nicht zur freien
Entfaltung gekommen. Dies befangene und ge-
bundene Wesen erscheint selbst an der Kopie
des Leonardo’schen Abendmale^ und zwar so
sehr, dass sie von Burckhardt »eine Zurücküber-
setzung in den älteren lombardischen Stil« ge-
nannt werden konnte. Diese Temperakopie, auf
Leinwand, welche, nur wenig kleiner als das Ori-
ginal, nach Malaspina im J. 1530 gemacht wurde,
ward von Toschi für die Akademie von Parma
erworben; sie steht in dem grossen Saal der
Scuola del Nudo. — Im J. 1514 verfertigte Araldi
für die Kirche del Carmine Mariä Verkündigung,
die gegenwärtig in der Galerie von Parma ist.
Sie trägt die Unterschrift »Alexander Araldus
faciebat 1514«. Die Gesammthaltung der Figu-
ren und namentlich der Ausdruck der Köpfe ha-
ben wenig Anziehendes; die schlichte Landschaft
gefällt noch am meisten. Mündler nennt hier das
Kolorit »entsetzlich trocken«. Im J. 1516 malte
Araldi in der Kapelle Centoni im Dom von
Parma und lieferte ausserdem ein Tafelbild
für Casalmaggiore bei Cremona, das die
hh. Rochus, Hiob (oder Paulus Eremita) und
Sebastianus darstellt. Es trägt seinen Namen
und die Jahreszal, und wurde für Panni und
dann für Bartoli die Veranlassung, Casalmag-
giore als Araldi’s Heimat auszugeben. Seit
1518 verdunkelte Correggio jedes andere Talent
in Parma. Dennoch weiss uns Affö noch von Auf-
trägen zu berichten, die Araldi bekam. So im
J. 1520 ein Altarbild und 1522 eine Anzal Fres-
ken für den Dom. Im J. 1519 malte er die Ver-
mälung der Maria unter der dortigen Konfession.
Zwei Jahre später malte er für die Gemeinde von
Parma im Palast des Gouverneurs das Wappen
Franz’ I. von Frankreich nach den Zeichnungen
des Temperelli. Im J. 1528 machte er sein Te-
stament und setzte nach dem Tode seiner sechs
Söhne den Filippi Porzioli zum Universalerben
ein. Zwei (oder drei?) Jahre später starb er.
Äusser den bisher angeführten Werken kön-
nen nur noch wenig andere mit Sicherheit Araldi
beigelegt werden. Dazu gehören der hl. Ubaldus
zwischen den Erzengeln Michael und Gabriel so-
wie Mariä Verkündigung und eine Pieta in der
Kirche San Sepolcro zu Parma. Den segnenden
Christus mit dem Buche auf grünem Grunde, der
in der dortigen Galerie sich befindet und als ein
Giovanni Bellini angeführt wird, erklären Crowe
und Cavalcaselle für einen Caselli oder Araldi.
Dagegen sprechen sie ihm die dortige Verkün-
digung ab, wo in der Höhe Gott Vater mit einem
Engel und unten die hh. Sebastian und Katha-
rina angebracht sind. Sie weisen das Bild Lo-
dovico da Parma zu, und denselben Meister las-
sen sie wenigstens »zum Theil« an dem Fresko
der Cusani-Kapelle ein Anrecht haben, das sonst
durchaus für eine Arbeit Araldi’s gilt.
s. Affö, Vita etc. del Parmigianino. p. 35 u. 36,
bringt zuerst eine Reihe dokumentirter Nach-
richten, die Ronchini und Carlo Malaspina, Nuova
Guida di Parma, 1869. pp. 32. 33. 55. 67. 79
neuerdings nur wenig bereichern konnten. —
Andere archivalische Nachrichten findet man in:
M. Lopez, II Battistero di Parma, 1865. pas-
sim. — Martini, Studj intorno il Correggio.
Parma 1865. theilt den Vortrag mit, den Araldi
am 20. Dez. 1522 über die Malereien im Dome
abschloss. — Panni, Distinto rapporto etc. di
Cremona und nach ihm Bartoli, Notizie etc.,
erwähnen das Bild in Casalmaggiore, das sie zu
dem Irrthum über die Heimat des Meisters ver-
anlasste. —
s. Toschi und Isac, Fiore della galleria Par-
mense. p. 54. — Zaist, Notizie istoriche de’
pittori etc. Cremonesi. I. 100. — Crowe und
Cavalcaselle, History etc. I. 590. Anm. 1 n.
in Zahn’s Jahrbüchern für Kunstwissensch. IV.
Alessandro Araldi.
pfändet er ein Stück Land in Torricella für
200 Lire. Am 27. Febr. 1500 übernahm Araldi
für die Confraternitä von S. Quirino zu Parma
die Ausführung einer Altartafel und erhielt da-
für »per elemosina secreta« neun Lire. Zu glei-
chem Zwecke gab ihm der Notar Galeazzo Piazza
einige Kleidungsstücke. EinFreskobildimDome
zu Parma, unterschrieben Alex.nder D. Aral-
dus pinxit 15.9 (d. h. 1509), zeigt uns die Jung-
frau Maria, das Christkind und den hl. Joseph
mit einem knieenden bischöflichen Donator. Die
Farben haben sehr gelitten. Crowe und Caval-
caselle bemerken hier Nachahmungen der For-
men des Francia von Bologna und Anklänge an
den Veronesen Gianfrancesco Caroto. Ganz un-
tergegangen sind die Geschichten des Leidens
Christi, welche Araldi 1510 im Chore von S.
Paolo al fresco malte. Verhältnissmässig wol
erhalten haben sich dagegen die Wandmalereien
in einem Zimmer des Klosters S. Paolo. Die
Inschrift über dem Kamin: transivimus per
ignem et aquam ... mdxiiii« verräth uns wol das
Jahr der Vollendung. Der Beschauer begegnet
hier einer Nachahmung jener dekorativen Art
und Kunst, wie sie Andrea Mantegna in der Kirche
degli Eremitani zu Padua so vollendet entfaltet
hatte. Auf dem blauen Grunde des Gewölbes
erscheinen Arabesken, Meerwunder u. a. phan-
tastische Gestalten, musizirende Engel und spie-
lende Kinder. Von zierlichen Umrahmungen ein-
geschlossen laufen ringsherum Historien des
A. und N. Testamentes : Adam und Eva, Abra-
ham’s Opfer Judith und Holofernes, Salomon’s
Urtheil, Der Kindermord, Der wunderbare Fisch-
zug , Die Hochzeit von Kana, Die Predigt des
Apostels Paulus u. s. w. Die schwerverständ-
lichen Allegorien in den Lünetten halten Crowe
und Cavalcaselle für schlecht komponirt, aber
für Inspirationen des Mantegna, Costa und Frau-
bia. In jenen Historien dagegen gewahren sie
nicht nur Erinnerungen an Costa, sondern auch
an Rafael, Michelangelo und Bazzi. Welche
Fülle von Namen und Richtungen verschieden-
ster Art! Sehr zutreffend hat Lanzi den Maler
Araldi als einen »antico moderno« charakterisirt.
Das starre Wesen des früheren 15. Jahrh. ist in
ihm noch nicht überwunden, und der Genius der
vollendeten Renaissance noch nicht zur freien
Entfaltung gekommen. Dies befangene und ge-
bundene Wesen erscheint selbst an der Kopie
des Leonardo’schen Abendmale^ und zwar so
sehr, dass sie von Burckhardt »eine Zurücküber-
setzung in den älteren lombardischen Stil« ge-
nannt werden konnte. Diese Temperakopie, auf
Leinwand, welche, nur wenig kleiner als das Ori-
ginal, nach Malaspina im J. 1530 gemacht wurde,
ward von Toschi für die Akademie von Parma
erworben; sie steht in dem grossen Saal der
Scuola del Nudo. — Im J. 1514 verfertigte Araldi
für die Kirche del Carmine Mariä Verkündigung,
die gegenwärtig in der Galerie von Parma ist.
Sie trägt die Unterschrift »Alexander Araldus
faciebat 1514«. Die Gesammthaltung der Figu-
ren und namentlich der Ausdruck der Köpfe ha-
ben wenig Anziehendes; die schlichte Landschaft
gefällt noch am meisten. Mündler nennt hier das
Kolorit »entsetzlich trocken«. Im J. 1516 malte
Araldi in der Kapelle Centoni im Dom von
Parma und lieferte ausserdem ein Tafelbild
für Casalmaggiore bei Cremona, das die
hh. Rochus, Hiob (oder Paulus Eremita) und
Sebastianus darstellt. Es trägt seinen Namen
und die Jahreszal, und wurde für Panni und
dann für Bartoli die Veranlassung, Casalmag-
giore als Araldi’s Heimat auszugeben. Seit
1518 verdunkelte Correggio jedes andere Talent
in Parma. Dennoch weiss uns Affö noch von Auf-
trägen zu berichten, die Araldi bekam. So im
J. 1520 ein Altarbild und 1522 eine Anzal Fres-
ken für den Dom. Im J. 1519 malte er die Ver-
mälung der Maria unter der dortigen Konfession.
Zwei Jahre später malte er für die Gemeinde von
Parma im Palast des Gouverneurs das Wappen
Franz’ I. von Frankreich nach den Zeichnungen
des Temperelli. Im J. 1528 machte er sein Te-
stament und setzte nach dem Tode seiner sechs
Söhne den Filippi Porzioli zum Universalerben
ein. Zwei (oder drei?) Jahre später starb er.
Äusser den bisher angeführten Werken kön-
nen nur noch wenig andere mit Sicherheit Araldi
beigelegt werden. Dazu gehören der hl. Ubaldus
zwischen den Erzengeln Michael und Gabriel so-
wie Mariä Verkündigung und eine Pieta in der
Kirche San Sepolcro zu Parma. Den segnenden
Christus mit dem Buche auf grünem Grunde, der
in der dortigen Galerie sich befindet und als ein
Giovanni Bellini angeführt wird, erklären Crowe
und Cavalcaselle für einen Caselli oder Araldi.
Dagegen sprechen sie ihm die dortige Verkün-
digung ab, wo in der Höhe Gott Vater mit einem
Engel und unten die hh. Sebastian und Katha-
rina angebracht sind. Sie weisen das Bild Lo-
dovico da Parma zu, und denselben Meister las-
sen sie wenigstens »zum Theil« an dem Fresko
der Cusani-Kapelle ein Anrecht haben, das sonst
durchaus für eine Arbeit Araldi’s gilt.
s. Affö, Vita etc. del Parmigianino. p. 35 u. 36,
bringt zuerst eine Reihe dokumentirter Nach-
richten, die Ronchini und Carlo Malaspina, Nuova
Guida di Parma, 1869. pp. 32. 33. 55. 67. 79
neuerdings nur wenig bereichern konnten. —
Andere archivalische Nachrichten findet man in:
M. Lopez, II Battistero di Parma, 1865. pas-
sim. — Martini, Studj intorno il Correggio.
Parma 1865. theilt den Vortrag mit, den Araldi
am 20. Dez. 1522 über die Malereien im Dome
abschloss. — Panni, Distinto rapporto etc. di
Cremona und nach ihm Bartoli, Notizie etc.,
erwähnen das Bild in Casalmaggiore, das sie zu
dem Irrthum über die Heimat des Meisters ver-
anlasste. —
s. Toschi und Isac, Fiore della galleria Par-
mense. p. 54. — Zaist, Notizie istoriche de’
pittori etc. Cremonesi. I. 100. — Crowe und
Cavalcaselle, History etc. I. 590. Anm. 1 n.
in Zahn’s Jahrbüchern für Kunstwissensch. IV.