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Meyer, Julius [Editor]; Nagler, Georg Kaspar [Oth.]
Allgemeines Künstler-Lexikon: unter Mitwirkung der namhaftesten Fachgelehrten des In- u. Auslandes (Band 3): Giambattista Barbieri - Giuseppe Bezzuoli — Leipzig: Engelmann, 1885

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https://doi.org/10.11588/diglit.49924#0009
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G-iambattista Barbieri

Giovanni Francesco Barbieri.

1

B.
(Fortsetzung.)

Barbieri. Giambattista Barbieri, Bild-
hauer aus Correggio, thätig in Parma in der zwei-
ten Hälfte des 16. Jahrh. Sein Hauptwerk ist.
das Grabdenkmal des Conte Guido da Correggio
in der Kirche Della Steccata zu Parma, mit
dessen Ausführung er 1568 von der Compagnia
della Steccata beauftragt wurde; 1570 ward das
Denkmal vollendet. (Abgebildet in Litta’s Al-
bero Genealogico de’ Correggesi.) Aus den Rech-
nungsbüchern der Kathedrale in Parma ergibt
sich, dass B. in derZeit von 1564 bis 1578 für
Herstellung eines zur Aufnahme der Gebeine
des hl. Agapito bestimmten marmornen Reli-
quiariums in verschiedenen Raten 175 Goldscudi
und 1573 für Ausführung eines marmornen
Weihwasserbeckens 25 Goldscudi erhielt. Das
Reliquiarium, in der Unterkirche der Kathedrale,
besteht aus einem Sarkophag mit der Statue des
Heiligen und allegorischen Darstellungen. Aus-
serdem von B. ein Relief der Verkündigung über
dem Hauptthor, das zum inneren Vorhof der An-
nunziata zu Parma führt.
s. Pungileoni, Mem. Stör. d’A. Allegri. I, 177.
II, 206.— Gualandi, Mem. orig. etc. V, 121
—126.— Donati, Nuova Descrizione di Par-
ma, pp. 24, 111, 171. — Martini, Guida di
Parma, 1876. pp. 108—126 ff.
*
Barbieri. Giovanni Battista Barbieri,
Maler, geb. zu Soncino 1580, thätig daselbst um
1614 und 1616. In Cremona ausgebildet, dann
in seine Heimat zurückgekehrt, verblieb er da-
selbst bis an sein Ende. Er malte 1616 eine Ma-
donna mit Heiligen und dem Stifterpaar für die
Kirche S. Maria bei Soncino.
s. Grasselli, Abecedario biograf. dei Pittori etc.
Cremonesi.
*
Barbieri. Giovanni Francesco Bar-
bieri, genannt Guercino (der Schielende),
Maler, einer der Hauptvertreter der im letzten
Vierteides 16. Jahrh. beginnenden Restaurations-
epoche der italienischen Malerei, geb. 8. Febr.
1591 in Cento (im Gebiet von Ferrara), f 22. Dez.
1666 in Bologna.
Der Vater desselben, aus einer alten, früher
begüterten Familie von Cento stammend, lebte
daselbst in dürftigen Verhältnissen. 9 Jahre alt,
kam Giovanni Francesco zu einem unbedeuten-
den Maler Bart. Bertozzi in Bastiglia im Modene-
Meyer, Künstler-Lexikon. III.

sischen, dann (1607) zu Benedetto Gennari d. A.
in Cento, einem gleichfalls untergeordneten
Künstler, in die Lehre. (Was Passeri [s. d. Lit.]
aus der Jugendzeit desselben berichtet, scheint
unbegründet.) Mit einem andern Centeser Maler,
Giambattista Cremonini, ging B. nachher auf
einige Zeit nach Bologna, wo er in derWerkstatt
des Paolo Zagnoni arbeitete und, wie Scanelli
(s. d. Lit.) erzählt, mitLudovico Carracci in per-
sönliche Berührung kam. (Annibale und Agostino
Carracci befanden sich um diese Zeit in Rom.)
Schüler des Ludovico war er nicht; doch stu-
dirte er diesen Meister mit besonderer Vorliebe
und von zwei Gemälden desselben, der »Bekeh-
rung des Paulus« (früher in S. Francesco zu
Bologna, jetzt in der dortigen Pinakothek) und
einem Altarbild in der Kapuzinerkirche zu Cento
sagte er selbst (s. Malvasia, Felsina pittr.), dass
er sie damals vorzugsweise zum Muster genom-
men. Neben den Einflüssen der Carracci’schen
Manier trat in seinen Arbeiten sehr bald ein be-
stimmt ausgesprochener naturalistischer Zug und
damit zugleich eine eigentümliche Art der spezi-
fisch malerischen Auffassung hervor: eine Vor-
liebe für starke Beleuchtungsefifekte, für scharfe
Kontraste in den Licht- und Schattenmassen
(gusto di macchia). In beiden Beziehungen hatte
er, den eigentlichenCarraccisten gegenüber, früh-
zeitig etwas Selbständiges und Originelles.
Der Vermittlung des Kanonikus Antonio Mi-
randola, an dem er in seiner Vaterstadt einen
einflussreichen Gönner fand, hatte er in dieser
ersten Zeit seiner künstlerischen Thätigkeit
verschiedene Aufträge zu verdanken. Für die
Kirche S. Spirito in Cento malte er den «Triumph
aller Heiligen«, für die Kirche De’ Servi in
Cento den »hl. Carlo vor dem Gekreuzigten«
(jetzt im Museum zu Toulouse), bald darauf in
der Casa Provenzali (später Verdi) in Cento
eine Reihe von Fresken (Bellerophon, die Chi-
mera bekämpfend, und 11 kleine Darstellungen
zur Geschichte des Provenco, des Stammvaters
der Provenzali), sämmtlich Darstellungen von
vorwiegend Carracceskem Charakter.
Im J. 1615 hatte er die Gemälde dreier Evan-
gelisten beendigt, die auf Mirandola’s Veranlas-
sung in Bologna öffentlich ausgestellt wurden
und wesentlich zur Begründung seines Rufes
beitrugen. Sie wurden vom Kardinal Alessandro
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