Hellmut Meyer und Ernst, Autographenhandlung und Antiquariat (Berlin): Lager-Katalog: Historische Bilder und Autographen aller Gebiete (Berlin: Hellmut Meyer & Ernst, Nr. 65.[1938])

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Mir ist folgender Brief zugegangen:
„Der Eifer eines Autographensammlers speculiert doch begreif-
licher Weise nur auf die Handschriften berühmter Leute, Berühmt
sind aber nur die, welche sich um die Gesellschaft auf eine aus-
gezeichnete Weise verdient gemacht haben. Dahin gehören auch jene
Dichter, welche die Tiefen des Menschenherzens aus gebeutet, die
Idee des ewigen Zusammenhanges zwischen Gott und der Welt in
den Wechselbeziehungen des Lebens klar angeschaut und mit Kraft
und Begeisterung die unsterblichen Spiegelbilder jener Idee erschaffen
haben, die uns den genannten Zusammenhang deutlicher zeigen als
die weite Fläche des Lebens selbst. Dahin gehören aber nicht die,
deren Kraft nicht weiter als zur gewöhnlichen Unterhaltung eines
gewissen lesehungrigen Publikums reicht; ich meine die soge-
nannten gerngelesenen Novellenschreiber, — In der That, ich habe
mich geschämt, meine Handschrift zu einer Autographensammlung zu
geben; denn ich habe noch nichts weiter gethan, als einige Novellen
geschrieben, deren Werth zwischen Mittelmäßigkeit und Gediegenheit
sich kümmerlich durchdrängt. Für das Wohl der Gesellschaft etwas
zu thun, ist mir noch nicht vergönnt gewesen. Ob das an mir liegt
oder an ihr, kann ich nicht entscheiden, weil ich selbst Partei bin.
Genug in dieser ganzen Sammlung hat gewiß niemand weniger An-
spruch an Berühmtheit als ich, und Saul ist nur auf besonderes
Bitten unter die Propheten gekommen, zählt sich selbst aber nicht
dazu.
Gotha, den 3, März 1838,
Ludwig Store h,“

Vergl, Nr, 452,