Der Dom zu Speier und seine Anbauten.
91.
Ob die Zugänge auf die Laufgänge des ; Die Arkadenbögen des oberen Geschosses
Querschiffes und Langchores und die Dach- I sind innen und aussen einmal rechtwinklig abgestuft,
böden nachträglich eingebrochen sind oder nicht, : Die Kämpfersteine gleichen den unteren. Die Säulen
konnte nicht mit Sicherheit ermittelt werden. Die Ein- der N.- und S.-Wand haben auch Würfelcapitäle mit
gänge auf den Apsislaufgang und die Tonne des Lang-
chores liegen tiefer als im NO.-Thurm. Es war dess-
halb nöthig, eine grössere Anzahl Stufen innerhalb der
Wanddurchbrüche anzuordnen. Beide sind mit stei-
nenden Tonnen überwölbt, die überwiegend aus Tuff
bestehen. In den Bruchsteingewänden des Durch-
ganges auf die Tonne des Langchores kommen eben-
falls Tuffsteine vor. Die Gangmündung ist dort mit
Quadern eingefasst.
Die Nordwand des Thurmes ist aussen
über dem Chorgewölbe und innerhalb des Dach-
raumes von ähnlicher Beschaffenheit wie die gegen-
überliegende Südwand des NO-Thurmes. Mit Quader-
schichten wechselt Ziegel- und Bruchsteinmauerwerk
ab. Ganz aus Quadern besteht nur die NO-Ecke des
Thurmes. Neben besser erhaltenen Quadern mit glatter
Oberfläche finden sich solche von älterem Ansehen
und durch den Brand zerstörte. Auch hier sind viel-
fach die Versatz-Spuren der Zange sichtbar.
Oberer Theil des Süd-Ost-Tlmrmes. Fig. 35.
Die grosse Uebereinstimmung, welche die Thürme in
ihrem unteren, neuen runden Theil zeigen, ist auch im
oberen Arkaden durchbrochenen Theil vorhanden. Ab-
weichungen zeigen sich nur in Einzelheiten. Der
Grundriss des SO.-Thurmes über Dach ist ebenfalls
ein verschobenes Rechteck, dessen äussere N.- und
W.-Seite 8,63 m und 8,31 m lang ist. Die Wand-
stärke im unteren Pfeilerarkadengeschoss be-
trägt ausschliesslich der Lesinen 1,24 m. In den
Laibungen der Arkaden fehlt, wie auch in den beiden
oberen Geschossen, das bei dem NO.-Thurm vorhan-
dene Kämpfergesims.
Im unteren Säulen-Arkadengeschoss er-
mangeln die Arkadenbögen jeglicher Gliederung. Die
Kämpfersteine über den Säulen sind durch einen
zwischen der Schräge und der Platte eingeschobenen
Rundstab bereichert und die Säulen der Westwand
haben Würfelcapitäle mit gedoppelten Schilden und
eckblattlosen Basen. An den 3 übrigen Seiten des
Thurmes sind nicht nur die Oeffnungen mit der inneren
Wandflucht bündig 55 cm stark ausgemauert, sondern
es sind ausserdem die Säulen derart ummantelt, dass
im Aeusseren zwischen 2 seitlichen ungegliederten
Nischen eine mittlere von geringerer Höhe entstanden
ist34). In der Textfigur 35 ist diese Ausmauerung nicht
dargestellt.
3i) In den Abbildungen ist die nachträgliche Ausmauerung efrw
abweichend dargestellt, um die ursprüngliche Anlage deutlich
machen.
as
zu
gedoppelten Schilden, die der 0.- und W.-Wand sehr
beschädigte korinthisirende Blattcapitäle, welche an
das Capital der Ostkuppel, Taf. XXII, Fig. 2 und an
die Capitäle der Afracapelle erinnern. Allen Säulen
fehlt der Halsring und die attischen Basen haben,
abweichend von den unteren, Eckzehen. Die Capitäle
der 0.- und W.-Seite passen augenscheinlich nicht
auf die zu starken Schäfte.
Die Consolen des Rundbogenfrieses unter dem
Hauptgesims bestehen aus einer steilen Schräge mit
Platte; an denen der beiden unteren Geschosse ist
wie bei den Kämpfersteinen noch ein Rundstab hinzu-
gefügt.
Wie der Schaft des Thurmes, so gleicht auch
der Helm in Bezug auf Material und Technik völlig
dem des NO.-Thurmes.
Infolge des Zumauerns aller Giebelarkaden lassen
sich indess Angaben über die Einzelformen derselben
nicht machen. Soweit von unten zu erkennen, sind
die äusseren Säulencapitäle an der W.-, S.- und O.-
Wand einfache korinthisirende Blattcapitäle. An der
Nordseite tragen die etwas verjüngten Säulenschäfte
je ein Würfelcapitäl und ein einfaches Blattcapitäl. Als
Basis dient der einen ein umgestürztes Würfelcapitäl,
die andere hat eine attische Basis mit Eckzehen.
4. Nachträgliche bauliche Aenderungen.
Ueber die Schicksale der Thürme sind wir erst
seit dem Brand des Jahres 1689 genauer unterrichtet.
Anfangs müssen die Beschädigungen, welche sie er-
litten hatten, nicht gefährlich erschienen sein. In
dem Ueberschlag vom 21. Juli 1698 heisst es35):
„Erstlich sollen die 2 hohen Thürn ahn den Spitzen
wiederumb zugemacht werden, und die Postamenten
sambt den Knöpften und Kreutzen fleissig auf dem
Platz zusammengerichtet werden, und auf die Thürme
hinauf geschafft werden (800 fl.); — diese 2 Thürn
von oben hernieder bis auf den Boden zu bestechen
und auszubessern, auch die Ecken mit Farben qua-
driren (einschliesslich Gerüst etc. 750 fl.). Inwendig
in jedem 4 Gebälk zu machen: 180 fl." Es ist kaum
zweifelhaft, dass diese Arbeiten ausgeführt sind, und
es gehören also die jetzt noch erhaltenen schmiede-
eisernen Kreuze sammt den Knöpfen den etwa 1700
vorgenommenen ersten Wiederherstellungsarbeiten an.
Der schlechte Zustand, in dem sich die Thürme im
Jahr 1755 nach dem Urtheil der Sachverständigen
35) Archiv zu Speier, Fase. 580a.
12*
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Ob die Zugänge auf die Laufgänge des ; Die Arkadenbögen des oberen Geschosses
Querschiffes und Langchores und die Dach- I sind innen und aussen einmal rechtwinklig abgestuft,
böden nachträglich eingebrochen sind oder nicht, : Die Kämpfersteine gleichen den unteren. Die Säulen
konnte nicht mit Sicherheit ermittelt werden. Die Ein- der N.- und S.-Wand haben auch Würfelcapitäle mit
gänge auf den Apsislaufgang und die Tonne des Lang-
chores liegen tiefer als im NO.-Thurm. Es war dess-
halb nöthig, eine grössere Anzahl Stufen innerhalb der
Wanddurchbrüche anzuordnen. Beide sind mit stei-
nenden Tonnen überwölbt, die überwiegend aus Tuff
bestehen. In den Bruchsteingewänden des Durch-
ganges auf die Tonne des Langchores kommen eben-
falls Tuffsteine vor. Die Gangmündung ist dort mit
Quadern eingefasst.
Die Nordwand des Thurmes ist aussen
über dem Chorgewölbe und innerhalb des Dach-
raumes von ähnlicher Beschaffenheit wie die gegen-
überliegende Südwand des NO-Thurmes. Mit Quader-
schichten wechselt Ziegel- und Bruchsteinmauerwerk
ab. Ganz aus Quadern besteht nur die NO-Ecke des
Thurmes. Neben besser erhaltenen Quadern mit glatter
Oberfläche finden sich solche von älterem Ansehen
und durch den Brand zerstörte. Auch hier sind viel-
fach die Versatz-Spuren der Zange sichtbar.
Oberer Theil des Süd-Ost-Tlmrmes. Fig. 35.
Die grosse Uebereinstimmung, welche die Thürme in
ihrem unteren, neuen runden Theil zeigen, ist auch im
oberen Arkaden durchbrochenen Theil vorhanden. Ab-
weichungen zeigen sich nur in Einzelheiten. Der
Grundriss des SO.-Thurmes über Dach ist ebenfalls
ein verschobenes Rechteck, dessen äussere N.- und
W.-Seite 8,63 m und 8,31 m lang ist. Die Wand-
stärke im unteren Pfeilerarkadengeschoss be-
trägt ausschliesslich der Lesinen 1,24 m. In den
Laibungen der Arkaden fehlt, wie auch in den beiden
oberen Geschossen, das bei dem NO.-Thurm vorhan-
dene Kämpfergesims.
Im unteren Säulen-Arkadengeschoss er-
mangeln die Arkadenbögen jeglicher Gliederung. Die
Kämpfersteine über den Säulen sind durch einen
zwischen der Schräge und der Platte eingeschobenen
Rundstab bereichert und die Säulen der Westwand
haben Würfelcapitäle mit gedoppelten Schilden und
eckblattlosen Basen. An den 3 übrigen Seiten des
Thurmes sind nicht nur die Oeffnungen mit der inneren
Wandflucht bündig 55 cm stark ausgemauert, sondern
es sind ausserdem die Säulen derart ummantelt, dass
im Aeusseren zwischen 2 seitlichen ungegliederten
Nischen eine mittlere von geringerer Höhe entstanden
ist34). In der Textfigur 35 ist diese Ausmauerung nicht
dargestellt.
3i) In den Abbildungen ist die nachträgliche Ausmauerung efrw
abweichend dargestellt, um die ursprüngliche Anlage deutlich
machen.
as
zu
gedoppelten Schilden, die der 0.- und W.-Wand sehr
beschädigte korinthisirende Blattcapitäle, welche an
das Capital der Ostkuppel, Taf. XXII, Fig. 2 und an
die Capitäle der Afracapelle erinnern. Allen Säulen
fehlt der Halsring und die attischen Basen haben,
abweichend von den unteren, Eckzehen. Die Capitäle
der 0.- und W.-Seite passen augenscheinlich nicht
auf die zu starken Schäfte.
Die Consolen des Rundbogenfrieses unter dem
Hauptgesims bestehen aus einer steilen Schräge mit
Platte; an denen der beiden unteren Geschosse ist
wie bei den Kämpfersteinen noch ein Rundstab hinzu-
gefügt.
Wie der Schaft des Thurmes, so gleicht auch
der Helm in Bezug auf Material und Technik völlig
dem des NO.-Thurmes.
Infolge des Zumauerns aller Giebelarkaden lassen
sich indess Angaben über die Einzelformen derselben
nicht machen. Soweit von unten zu erkennen, sind
die äusseren Säulencapitäle an der W.-, S.- und O.-
Wand einfache korinthisirende Blattcapitäle. An der
Nordseite tragen die etwas verjüngten Säulenschäfte
je ein Würfelcapitäl und ein einfaches Blattcapitäl. Als
Basis dient der einen ein umgestürztes Würfelcapitäl,
die andere hat eine attische Basis mit Eckzehen.
4. Nachträgliche bauliche Aenderungen.
Ueber die Schicksale der Thürme sind wir erst
seit dem Brand des Jahres 1689 genauer unterrichtet.
Anfangs müssen die Beschädigungen, welche sie er-
litten hatten, nicht gefährlich erschienen sein. In
dem Ueberschlag vom 21. Juli 1698 heisst es35):
„Erstlich sollen die 2 hohen Thürn ahn den Spitzen
wiederumb zugemacht werden, und die Postamenten
sambt den Knöpften und Kreutzen fleissig auf dem
Platz zusammengerichtet werden, und auf die Thürme
hinauf geschafft werden (800 fl.); — diese 2 Thürn
von oben hernieder bis auf den Boden zu bestechen
und auszubessern, auch die Ecken mit Farben qua-
driren (einschliesslich Gerüst etc. 750 fl.). Inwendig
in jedem 4 Gebälk zu machen: 180 fl." Es ist kaum
zweifelhaft, dass diese Arbeiten ausgeführt sind, und
es gehören also die jetzt noch erhaltenen schmiede-
eisernen Kreuze sammt den Knöpfen den etwa 1700
vorgenommenen ersten Wiederherstellungsarbeiten an.
Der schlechte Zustand, in dem sich die Thürme im
Jahr 1755 nach dem Urtheil der Sachverständigen
35) Archiv zu Speier, Fase. 580a.
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