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Meyer-Schwartau, Wilhelm
Der Dom zu Speier und verwandte Bauten: (die Dome zu Mainz und Worms, die Abteikirchen zu Limburg a. Hardt, Hersfeld und Kauffungen etc.) — Berlin, 1893

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https://doi.org/10.11588/diglit.21773#0130

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\\Q Der Dom zu Speier

Wir verbanden sie mit der Wiederherstellung des
Domes nach dem grossen Brande vom Jahre 1289".

Remling nimmt hier trotz der Verschiedenheit
des Materials der Seitenschilfe und der 0.- und W.-
Querschiffswände dieselbe Bauzeit an. Ich glaube,
dass man wohl mit mehr Recht aus der Verschieden-
heit des Materials verschiedene Bauzeiten, und zwar
den jüngeren Ursprung der Querschiffswände her-
leiten kann. Nach Allem möchte ich also annehmen,
dass die Querschiffconchen dem letzten Umbau ange-
hören und dass also die Ostwände ausserhalb der
Thürme ältere Theile in bemerkenswerthem Umfang
nicht enthalten. Die Möglichkeit ist freilich zugegeben,
dass die nördliche Concha dem Gründungsbau an-
gehört.

Auch die Vorbauten der Conchen zeigen im Ein-
zelnen so viele Aehnlichkeit mit den Gliederungen
der Aussenseiten der Querhalle, dass sie annähernd
gleichzeitig mit denselben entstanden sein müssen.
Mit der S.- und Nordwand haben die Säulen-Plinthen
ausserdem dasselbe Sockelgesims gemeinsam.

Wie weit das nördliche Feld der West-
wand des N.-Quer schiffes ältere Theile bewahrt,
entzieht sich der Beurtheilung. Bis zur Höhe des
unteren Hauptfensters mag die geschlossene Wand
älter sein. Es fehlt ein besonderes Sockelgesims83).
Die Westwand über den Gewölben der Seitenschiffe
ist so verbrannt und nachträglich geflickt, dass über
ihre Entstehung nichts Sicheres zu ermitteln war.
Um die Westwand auf die jetzige Stärke zu bringen,
wurde die Concha der Afracapelle überspannt, so
dass sie fast ganz innerhalb des Querschiffsmauer-
werks liegt (siehe Fig. 37 S. 105).

Die geringere Verstärkung des südlichen Fel-
des ist über den Seitenschiffsgewölben ausgekragt.
Beweist schon dieser Umstand, dass die Aussenarchi-
tektur jünger ist als der Gurtbogen mit dem sich
das Seitenschiff auf die Querhalle öffnet, so ist ausser-
dem aussen zu erkennen, dass die Quadern der nörd-
lichen Westwand stumpf und ohne Verband gegen
die Mittelschiffswand stossen. Die Gurtgesimse bei-
der Bautheile, welche das gleiche Profil haben, sind
in der Ecke auf Kehrung zusammengeschnitten. Die
Abdeckung desselben, zugleich Fussbodenbelag des
Laufganges, zeigt keine Abweichung vom gewöhn-
lichen Steinschnitt; ebenso ist der Eckpfeiler des Lauf-
ganges mit Flügeln nach dem Schiff und Querschiff im
Verband gemauert und lässt keinen Ansatz erkennen.

83) Das schwere Gurtgesims unter den unteren Hauptfenstern,
■welches sich allein an der N.- und S.-Wand und den an beide zu-
nächst anstossenden Feldern der Westwand findet, mag seiner ver-
dächtigen Form nach als Beweismittel nicht herbeigezogen werden.
Vergl. auch Eemling, S. 115 unten.

und seine Anbauten.

An der Westwand des südlichen Quer-
schiffes ist neben der Schiffswand und mit dieser
im Verband gemauert ein 0,90 m breiter Maueransatz
sichtbar (Taf. XII), welcher sowohl das rothe Material
wie die eigenthümliche, am Querschiff nirgend geübte,
Quaderbearbeitung des Schiffes zeigt. Er beginnt ca.
2,87 m über dem Dachboden des südlichen Seiten-
schiffes oberhalb einer Quaderschicht, die das untere
Bruchsteinmauerwerk der Dachwand abschliesst, und
endet ca. 2,60 m unter dem Laufgang. Das gelbe
Quadermauerwerk der westlichen Querschiffswand be-
ginnt ebenfalls über jener Quaderschicht und stösst
stumpf gegen den Absatz, und dort, wo es über den-
selben fortreicht, stumpf und ohne Verband gegen
die Mittelschiffswand; genau wie an der Nordseite.
Der Laufgang ist auch hier im Verband durchgeführt.
Im Bereich des Dachbodens der Catharinen-Capelle
bis hinab auf ihre Gewölbe ist die Wand aus über-
wiegend gelben Quadern gefügt, rothe sind in der
Minderzahl verwandt. Der Brand hat die Steinober-
fläche zerstört und die Farben der Quadern verändert,
es ist indess nicht daran zu zweifeln, dass auch dieses
Mauerwerk gleichzeitig mit der Westwand aufgeführt
ist. Die ganze Westwand des südlichen Querschiffes,
also oberhalb der Gewölbe der Catharinen-Capelle
und oberhalb jener Quaderschicht, welche sich über
den Seitenschiffsgewölben (ca. 17,70 m über Schiffs-
boden) befindet, ist eine völlige Erneuerung gelegent-
lich des Umbaues aller übrigen Wände, da eine blosse
Ummantelung bei der geringen Stärke der Wand aus-
geschlossen ist. Die geringe Wandstärke erklärt auch
vollkommen die hier so abweichende Gestaltung der
Fenster und das Fehlen jeder Wandgliederung, wie
auch die Abweichungen in der Anlage des Laufganges.
Da vorspringende Wandpfeiler und vielfach gegliederte
Fenstergewände nicht möglich waren, suchte der
Architekt die Fenster durch Anordnung eines vorge-
kragten Säulen-Baldachins reicher zu gestalten. Auch
hier zeigt sich, dass also wie an der Nordseite das
Querschiffsmauerwerk jüngeren Ursprungs ist,
als das des Mittelschiffes. Welcher Zeit die West-
wand in ihrem unteren Theil, im Bereich der Catha-
rinencapelle, angehört, ist schwer zu entscheiden. Die
Darstellung auf Taf. II entspricht der Annahme, dass
bei dem letzten Umbau der Querschiffe eine völlige
Erneuerung stattgefunden hat. Es ist indess nicht
ausgeschlossen, dass die Wand hier dem ursprüng-
lichen Bau angehört.

Wenn schon die ausserordentliche Verstärkung
aller Aussenwände darauf hinweist, dass es sich bei dem
im Vorstehenden näher nachgewiesenen letzten Umbau
der Querhalle lediglich darum handelte, ausreichende
Gewölbwiderlager unter ungünstigen örtlichen Ver-
 
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