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Vogtherr, Thomas; Schneidmüller, Bernd [Bibliogr. antecedent]; Weinfurter, Stefan [Bibliogr. antecedent]
Die Reichsabteien der Benediktiner und das Königtum im hohen Mittelalter: (900 - 1125) — Mittelalter-Forschungen, Band 5: Stuttgart, 2000

DOI Page / Citation link:
https://doi.org/10.11588/diglit.30326#0026
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14

Zur Entwicklung des Forschungsstandes

Es sei hinzugesetzt, daß im Rahmen der Handbücher der Germania Sacra bisher le-
diglich zwei Monographien über Werden und Benediktbeuern erschienen sind und
sich gleichartige über Corvey sowie Ellwangen in Bearbeitung befinden^.
Die wohl spektakulärsten Fortschritte der vergangenen Jahrzehnte sind freilich
dem Kreis der Schüler Gerd Tellenbachs und Karl Schmids zu verdanken. Das mo-
numentale Fuldawerk hat weit über den unmittelbar Fulda betreffenden Kern hin-
aus Folgerungen für die monastische Welt des hochmittelalterlichen Reichs und bie-
tet in seinen erschöpfenden Materiallisten eine kaum auszulotende Fundgrube an
Nachrichten über einzelne Mönche oder Klöster und über Beziehungen des Reichs-
mönchstums untereinander. Die zahlreichen Folgearbeiten, auch die teils daraus er-
arbeiteten Studien über die Geschichte Fuldas im hohen Mittelalter (Hussong,
Franke) haben die Erforschung des ottonischen und salischen Zeitraumes hinsicht-
lich der Reichsklöster wesentlich vorangebracht.
Ein zweiter, mit dem Bemühen um die Fuldaer Klostergemeinschaft eng
zusammenhängender Bereich neuer Forschungen hat erste Ergebnisse in einer Neu-
bewertung mancher Memorialzeugnisse, vor allem aus dem schwäbisch-alemanni-
schen Raum, aber auch aus dem ottonischen Sachsen erbracht: Die Habilitations-
schrift von AlthofW und die Neuedition und kommentierende Bearbeitung des
Corvey er Fiber Vitae'' mögen als Beispiele für diese Richtung der Forschung stehen.
Sie haben ebenso wie das Fuldawerk, wenngleich weniger weit über den unmittel-
baren Gegenstand hinauswirkend, die Kenntnisse über das hochmittelalterliche
Mönchtum bereichert.
Wollte man über diese Arbeiten hinaus einen auch nur annähernd repräsenta-
tiven Eindruck von den derzeitigen Bemühungen um die Geschichte der großen
und kleinen Reichsabteien vermitteln, so käme dies weitgehend einem Überblick
über die Fandesgeschichte des hohen Mittelalters im allgemeinen gleich. Nicht zu-
letzt deswegen soll dieser Überblick hier unterbleiben.
Wichtig scheint jedoch ein letztes: Die Quellenbasis für eine dem hohen Mittel-
alfer gewidmete Untersuchung der benediktinischen Reichsklöster ist erstaunlich
schlecht. Zwar liegen die wesentlichen Quellen der mittelalterlichen Historiogra-
phie in verläßlichen Ausgaben vor, wenngleich auch hier noch Wünsche offenblei-
ben Q jedoch liegen die Urkunden der Klöster bei weitem nicht gleich gut greifbar
und verläßlich gedruckt vor: Das Urkundenbuch der Abtei Fulda endet 817, dasje-
nige Hersfelds immerhin 1100, ein Corvey er oder Reichenauer Urkundenbuch gibt
es gar nicht erst. Für Forsch liegt immerhin der Druck des Codex Faureshamensis
des 12. Jahrhunderts vor, der die Abteigeschichte bis dahin zu schreiben erlaubt. Fe-
diglich Sankt Gallen bekommt mit dem in Arbeit befindlichen Chartularium San-
gallense'* derzeit eine teilweise Neubearbeitung des bei allen Mängeln auch schon
brauchbaren Urkundenbuches des 19. Jahrhunderts. Stablo-Malmedy schließlich

15 STUWER, Werden; HEMMERLE, Benediktbeuern. - Über den Arbeitsstand hinsichtlich Corveys vgl.
DA 46,1990, S. 335, hinsichtlich Ellwangens vgl. DA 54,1998, S. 439.
16 ALTHOFF, Adels- und Königsfamilien.
17 SCHMiD, Liber Vitae.
18 Etwa nach Neueditionen der südwestdeutschen, speziell elsässischen Klosterchronistik der Sa-
lier- und Stauferzeit.
19 Chartularium Sangallense, Bde. 3-5.
 
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