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DtMtma regnz hz'scorhz'a - Das entzweite Reich (1077-1125)
gor VII. und die übrigen Fürsten, die in der Kürze der Zeit nicht nach Ulm hatten
kommen können, geladen wurden^.
Doch die Zahl der Teilnehmer, die sich hier einfanden, war im Vergleich zu den
vorangegangenen Fürstentagen nur gering und spiegelte die neue Situation wider.
Der König war vom Bann gelöst, mit dem Papst versöhnt; so konnten sich diejenigen
Großen, die sich der Fürstenopposition ohnehin nur aus kirchenrechtlichen Grün-
den, alsp infolge der Bannung Heinrichs IV., angeschlossen hatten, wieder von den
Saliergegnern distanzieren^. Andere nahmen die Rolle der abwartenden Beobach-
ter ein'U Diejenigen aber, die aus Überzeugung und Verantwortung für das Reich
dem Widerstand angehörten, stürzte die neue Lage in heftige Unsicherheit: Wie
stand der Papst, der selbst nicht erschienen war, sondern nur Vertreter gesandt hatte,
nun, nach seiner Aussöhnung mit Heinrich, zu dem Konflikt der Reichsfürsten mit
dem Herrscher? Wie war es um die Lösung von allen Eiden, die sie an den König ge-
bunden hatten, bestellt? War Heinrich IV. zugleich mit seiner Lösung vom Anathem
auch wieder in die Herrschaft eingesetzt worden? Und vor allem: Wie sollte man ein
Vorgehen gegen den Salier ohne die Unterstützung des Papstes rechtfertigen?
So war es nur der >harte Kern< des Widerstands, die drei süddeutschen Her-
zoge, Otto von Northeim, die drei Erzbischöfe Siegfried von Mainz, Gebhard von
Salzburg, Werner von Magdeburg und die Bischöfe von Worms, Würzburg, Pas-
sau und Halberstadt (der Metzer Bischof fehlte und sollte schon bald in das Lager
des Saliers wechseln!) sowie - nach dem Bericht Brunos - die bevollmächtigten
Gesandten der anderen Regionen, die in Forchheim zusammenkamen, um hier,
wo schon 911 die erste Wahl eines nichtkarolingischen Königs stattgefunden hatte,
einen neuen Herrscher zu erheben'^. Auch wenn »das geistliche Element« bei die-
163 Lampert, Annalen, ad a. 1077, S. 301: fnterea MogOMÜMMS, Werce&MrgeMsz's et Mcffensz's cpz'scopz,
Rzlhotfas, Weif, BerflzoMMS haces et afz'z ptcrz'^Mc ex prz'zzcz'pzhMs 7eMfonz'cz's ccMoenzcMfes tractarc & Mtz-
Iz'fafzTms rcz paMzcac statMcrMzrt, Mt prz'acz'pes Saxorzz'ae et omzrcs, ^MzhMSCMm^Me res paMzca CMraeforef,
177. 7c?MS Maren tu Eorectzczm occarrercat et cozamMziz consztz'o, z?Mz'h facto opas esset, ctecernerent, pre-
sertz'm cMm per atzserzfzaza regz's fraa^Mz'ttz's re&MS fempMS oportMMMm hetzhcratz'oKzhMS ac coasMtfafz'oMZ-
&MS nacfz'fMz'ssewt. Romano z?Moz?Me pozztzfz'cz scrz'pserMat, Mt, ^aorzzam in pMrzfzcafz'orzc sazzctacMarz'ac AM-
gMsfam inxta corzhictam hoto regz's preuerzfas occMrrere non potMerat, sattem in Rorec/ieim statMta hz'e
presto esse satageret et sehaahz's Mforam cz'oz'tz'am fcmpestatzhas, zyazhas iam hz'a periciitaretnr res pa-
7!tica, apostoiici moheramz'az's gatzerwacatam ahtzz'&eret. Vgl. auch Berthold, Chronik, ad a. 1077, S.
291. Zu den Briefwechseln und den Ereignissen unmittelbar nach Canossa vgl. VoGEL, Gre-
gor VII. und Heinrich IV., S. 40M3.
164 Vgl. BosnoF, Heinrich IV., S. 80.
165 Zu den Gruppierungen innerhalb des deutschen Episkopats vgl. FLECKENSTEIN, Heinrich IV.
und der deutsche Episkopat, insbes. S. 233-235.
166 Die Quellenstellen sind zusammengestellt bei BÖHME, Die deutsche Königserhebung 1, S.
65-75. - Daß die Neuwahl schon beschlossen war, als man in Forchheim zusammentrat, ja, daß
vielleicht sogar der Kandidat feststand, legt der Bericht des Chronicon Ebersheimense, c. 26, S.
444, nahe, Rudolf von Rheinfelden habe sich bereits eine Krone anfertigen lassen: T7ac z'fatyae &
caasa TTezarzcas Imperator Ahelgaaham aMzafcm expatz't ac heposazt, zyaz'a fztzas 7ahz'fe, filze sororz's ez'as-
hem Raoholfz',fa;'f et maxz'me z^aza coroaa, z^aam sz'lzz' zzaposazt, secrete in morzasferzofrlzn'cafafaerat. Al-
lerdings wird man dieser Aussage mit Vorsicht begegnen müssen, da das Chronicon in dem hier
relevanten ersten Teil erst um 1160 entstand und seine Quellen nicht mehr zu erschließen sind.
Vgl. dazu SCHMALE, Geschichtsquellen, S. 332-337. Aber auch der Bericht Pauls von Bernried,
Vita Gregorii VII., c. 88, S. 526, die Fürsten hätten in Ulm beschlossen, ein geaeralz'as cofto^MZMm
ah Eorctzez'm 7V. Etas Marth ah aonz regis electz'orzem abzuhalten, bestätigt diesen Ablauf der Ereig-
nisse. Vgl. VoGEL, Gregor VII. und Heinrich IV., S. 41-44.
DtMtma regnz hz'scorhz'a - Das entzweite Reich (1077-1125)
gor VII. und die übrigen Fürsten, die in der Kürze der Zeit nicht nach Ulm hatten
kommen können, geladen wurden^.
Doch die Zahl der Teilnehmer, die sich hier einfanden, war im Vergleich zu den
vorangegangenen Fürstentagen nur gering und spiegelte die neue Situation wider.
Der König war vom Bann gelöst, mit dem Papst versöhnt; so konnten sich diejenigen
Großen, die sich der Fürstenopposition ohnehin nur aus kirchenrechtlichen Grün-
den, alsp infolge der Bannung Heinrichs IV., angeschlossen hatten, wieder von den
Saliergegnern distanzieren^. Andere nahmen die Rolle der abwartenden Beobach-
ter ein'U Diejenigen aber, die aus Überzeugung und Verantwortung für das Reich
dem Widerstand angehörten, stürzte die neue Lage in heftige Unsicherheit: Wie
stand der Papst, der selbst nicht erschienen war, sondern nur Vertreter gesandt hatte,
nun, nach seiner Aussöhnung mit Heinrich, zu dem Konflikt der Reichsfürsten mit
dem Herrscher? Wie war es um die Lösung von allen Eiden, die sie an den König ge-
bunden hatten, bestellt? War Heinrich IV. zugleich mit seiner Lösung vom Anathem
auch wieder in die Herrschaft eingesetzt worden? Und vor allem: Wie sollte man ein
Vorgehen gegen den Salier ohne die Unterstützung des Papstes rechtfertigen?
So war es nur der >harte Kern< des Widerstands, die drei süddeutschen Her-
zoge, Otto von Northeim, die drei Erzbischöfe Siegfried von Mainz, Gebhard von
Salzburg, Werner von Magdeburg und die Bischöfe von Worms, Würzburg, Pas-
sau und Halberstadt (der Metzer Bischof fehlte und sollte schon bald in das Lager
des Saliers wechseln!) sowie - nach dem Bericht Brunos - die bevollmächtigten
Gesandten der anderen Regionen, die in Forchheim zusammenkamen, um hier,
wo schon 911 die erste Wahl eines nichtkarolingischen Königs stattgefunden hatte,
einen neuen Herrscher zu erheben'^. Auch wenn »das geistliche Element« bei die-
163 Lampert, Annalen, ad a. 1077, S. 301: fnterea MogOMÜMMS, Werce&MrgeMsz's et Mcffensz's cpz'scopz,
Rzlhotfas, Weif, BerflzoMMS haces et afz'z ptcrz'^Mc ex prz'zzcz'pzhMs 7eMfonz'cz's ccMoenzcMfes tractarc & Mtz-
Iz'fafzTms rcz paMzcac statMcrMzrt, Mt prz'acz'pes Saxorzz'ae et omzrcs, ^MzhMSCMm^Me res paMzca CMraeforef,
177. 7c?MS Maren tu Eorectzczm occarrercat et cozamMziz consztz'o, z?Mz'h facto opas esset, ctecernerent, pre-
sertz'm cMm per atzserzfzaza regz's fraa^Mz'ttz's re&MS fempMS oportMMMm hetzhcratz'oKzhMS ac coasMtfafz'oMZ-
&MS nacfz'fMz'ssewt. Romano z?Moz?Me pozztzfz'cz scrz'pserMat, Mt, ^aorzzam in pMrzfzcafz'orzc sazzctacMarz'ac AM-
gMsfam inxta corzhictam hoto regz's preuerzfas occMrrere non potMerat, sattem in Rorec/ieim statMta hz'e
presto esse satageret et sehaahz's Mforam cz'oz'tz'am fcmpestatzhas, zyazhas iam hz'a periciitaretnr res pa-
7!tica, apostoiici moheramz'az's gatzerwacatam ahtzz'&eret. Vgl. auch Berthold, Chronik, ad a. 1077, S.
291. Zu den Briefwechseln und den Ereignissen unmittelbar nach Canossa vgl. VoGEL, Gre-
gor VII. und Heinrich IV., S. 40M3.
164 Vgl. BosnoF, Heinrich IV., S. 80.
165 Zu den Gruppierungen innerhalb des deutschen Episkopats vgl. FLECKENSTEIN, Heinrich IV.
und der deutsche Episkopat, insbes. S. 233-235.
166 Die Quellenstellen sind zusammengestellt bei BÖHME, Die deutsche Königserhebung 1, S.
65-75. - Daß die Neuwahl schon beschlossen war, als man in Forchheim zusammentrat, ja, daß
vielleicht sogar der Kandidat feststand, legt der Bericht des Chronicon Ebersheimense, c. 26, S.
444, nahe, Rudolf von Rheinfelden habe sich bereits eine Krone anfertigen lassen: T7ac z'fatyae &
caasa TTezarzcas Imperator Ahelgaaham aMzafcm expatz't ac heposazt, zyaz'a fztzas 7ahz'fe, filze sororz's ez'as-
hem Raoholfz',fa;'f et maxz'me z^aza coroaa, z^aam sz'lzz' zzaposazt, secrete in morzasferzofrlzn'cafafaerat. Al-
lerdings wird man dieser Aussage mit Vorsicht begegnen müssen, da das Chronicon in dem hier
relevanten ersten Teil erst um 1160 entstand und seine Quellen nicht mehr zu erschließen sind.
Vgl. dazu SCHMALE, Geschichtsquellen, S. 332-337. Aber auch der Bericht Pauls von Bernried,
Vita Gregorii VII., c. 88, S. 526, die Fürsten hätten in Ulm beschlossen, ein geaeralz'as cofto^MZMm
ah Eorctzez'm 7V. Etas Marth ah aonz regis electz'orzem abzuhalten, bestätigt diesen Ablauf der Ereig-
nisse. Vgl. VoGEL, Gregor VII. und Heinrich IV., S. 41-44.