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Zeilinger, Gabriel; Schneidmüller, Bernd [Begr.]; Weinfurter, Stefan [Begr.]; Jan Thorbecke Verlag [Mitarb.]; Christian-Albrechts-Universität zu Kiel [Mitarb.]
Verhandelte Stadt: Herrschaft und Gemeinde in der frühen Urbanisierung des Oberelsass vom 12. bis 14. Jahrhundert — Mittelalter-Forschungen, Band 60: Ostfildern: Jan Thorbecke Verlag, 2018

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https://doi.org/10.11588/diglit.54855#0170
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F. Fünf Burgen, anderthalb Städte:
Rappoltsweiler, Gemar und die Herren
von Rappoltstein
Die Herren von Rappoltstein sind in dieser Schrift bereits an mehreren Stellen in
Erscheinung getreten, nicht zuletzt in der Person Anselms (II.) von Rappoltstein,
der es wagte, sich mit zwei Königen anzulegen und einen Umsturzversuch im
Colmarer Parteiungenzwist zu unterstützen. Durch Odile Kammerers Studie
„Colmar ville-etat et la puissante seigneurie des Ribeaupierre"1 ist zudem
nachgewiesen, dass Colmar - als kommunikatives und wirtschaftliches Zen-
trum, aber ebenso als machtpolitischer Gegner - in gewisser Weise auch ein Ort
der Rappoltsteiner war. Und die Übernahmeversuche insbesondere Heinrichs
von Rappoltstein in Bergheim waren Gegenstand im vorangegangenen Kapitel.
In diesem Abschnitt sollen nach einem für das Weitere nötigen, knappen Über-
blick zur Entwicklungsgeschichte der Herrschaft Rappoltstein vor allem die Orte
Rappoltsweiler und Gemar in Betracht gezogen werden, ehe abschließend Ur-
banisierung als Gesamtphänomen für die Herrschaft im gewählten Untersu-
chungszeitraum beleuchtet wird.2
Schon im stauferzeitlichen Elsass war die edelfreie Familie von Rappoltstein
ein zu berücksichtigender Machtfaktor.3 Nach dem Aussterben einer älteren
Linie auf Mannesseite begründete der vermutlich mit deren Erbtochter Emma
verheiratete staufische Gefolgsmann Egenolf von Urslingen um 1157 die jüngere
Linie der Rappoltstein. Seit 1219 ist für seine Enkel Anselm und Egenolf wieder
die Zubenennung ,von Rappoltstein' belegt. Im Spätmittelalter fügte die Familie
mit ihrem dann bereits ansehnlichen Konglomerat aus einer Vielzahl von
Lehnstiteln und eher wenig Allodialbesitz gewissermaßen eine Landesherr-
schaft niederen Ranges zusammen, wofür nicht zuletzt die Beteiligung am Vo-
gesenbergbau steht. Zentrum der Herrschaft war stets Rappoltsweiler mit den
drei Höhenburgen oberhalb des Städtchens, nämlich St. Ulrich (auch Groß-
Rappoltstein) und Hohrappoltstein (auch Altenkastel) als Basler Lehen sowie die
Burg , Stein' (später Girsberg). Außerdem hatten die Herren im Ort - neben
mehreren herrschaftlichen Höfen - auch einen größeren, zunehmend genutzten
und entsprechend ausgestalteten Stadtsitz. Die Trias der Rappoltsteiner Burgen
am Berg entstand unter anderem durch die unterschiedliche Besitzgeschichte

1 Kammerer: Colmar ville-etat. Dazu noch ausführlicher in diesem Kapitel.
2 Da mit Zeilinger: Rappoltstein; Ders.: Grenzen; Ders.: Procurator, bereits drei kürzere Arbeiten
u. a. zum Thema dieses Kapitels vorliegen, wird an dieser Stelle - mit den entsprechenden
Verweisen - entweder pointierend zusammengefasst oder punktuell vertieft.
3 Das direkt Folgende nach dem umfassenderen Handbuchartikel von Zeilinger: Rappoltstein;
vgL die größeren Arbeiten von Brieger: Herrschaft; Sittler: Un seigneur alsacien; Jordan: La
noblesse; sowie Kammerer: Entre Vosges et Foret-Noire, S. 85-92.
 
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