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Mitteilungen der Gesellschaft für vervielfältigende Kunst — 1903

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https://doi.org/10.11588/diglit.4251#0015
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und sein erster Druck; die merkwürdigen Heures de Nostre
Dame, 1582, von Barbou in Limoges mit Holzschnitten
ganz in der Art der dortigen Emailmalereien; Oraisons
von Fr. Regnault in Rouen, dessen Bücher von größter
Seltenheit sind; das Regimen castitatis, 7. Aug. 1517,
von Jehan Faure in Toulouse, bisher nirgends erwähnt;
ein Hafenbuch von 1510 und ein Dutzend von sogenannten
»Colombinen« d. h. von Büchern, die aus der Bibliothek
des Sohnes Christoph Columbus' stammen. Diese Bücher
haben ihre Geschichte. Der Sohn des Christoph Columbus
vermachte sie der großartigen Bibliothek des Kapitels
von Sevilla. Kein Buch sollte daraus wegkommen. Es
waren übrigens außerordentlich kostbare italienische
Bücher. Vor einem Vierteljahrhundert ungefähr kaufte nun
ein Sammler Teppiche in Spanien, und als die Kiste bei
ihm ankam, zeigte es sich, daß die von den Teppichen
leer gelassenen Lücken mit alten Büchern ausgefüllt
waren, deren Wert der Sammler, da er kein Bibliophile war,
nicht erkannte. Er gab sie daher sehr billig an einen Bücher-
antiquar ab, der sie wieder ebenso an Hr. J. Masson
verkaufte. Diese Bücher stammten aus der Bibliothek des
Columbus. Das Kapitel von Sevilla weiß nicht, wie sie
aus der Bibliothek weggekommen sind, und auch der
gegenwärtige glückliche Besitzer legt gar keinen Wert
darauf, es zu wissen. Er ist zufrieden damit, sie zu besit-
zen. Um die Aufzählung der Unika abzuschließen, seien
noch angeführt: ein römischer Druck, 1566, von Ant.
Blado, mit Holzschnitten von J. B. della Porta; ein
Fasciculus medicinae, 1491, von Zuane e Gregorio de
Gregorii; ein Venetianischer Druck, vermutlich vom Jahre
1460, nachgedruckt 1487 von H. di Sancti e C. Compagno,
betitelt: Devote meditatione sopra la passione del N. S.;
derLibro del Gigante Morante, 1511, von Melchior Sessa;
Die vier vijsserten, deutsch, 1487, von Koelhoff in Köln;
der Theuerdank, 1517, von Hans Schoensperger, auf
Velinpapier und von vorzüglicher Erhaltung, eine der
Perlen der Sammlung des Prince d'Essling; endlich eine
Pariser Übersetzung von Holbeins »Simulachres«, um
1540, von Denys Janot, und die einzig erhaltenen 17 Bl. des
ältesten französischen Livre d'heures, gedruckt für Ant.
Verard, 6. Febr. 1485.
b) Seltenheiten: ein Missale, 1543, von Jolande
Bonhomme; La Tapisserie del'Eglisechrestienne, 1549,von
Estienne Groulleau, ein Buch, dessen Holzschnitte in der
P'olge in zahlreiche andere Werke übergingen, nur in 3
Exemplaren bekannt, das vorliegende Exemplar wurde 1901
auf der Versteigerung der Sammlung von Guyot de Ville-
neuve um 2500 Franken erstanden; Le Chevalier delibere,
1493, von Jehan Lambert; das Breviarium Eduense, 1489, von
Pierre Lerouge; L'Exposition duPsautier, von demselben;
der Artus de Bretagne, von Alain Lotrian, einer der ersten
Versuche, mit zwei Stöcken übereinander zu drucken;
die erste Ausgabe des Kalendrier des bergiers, 149(3, von
Guiot Marchand; LAmour de Cupido et de Psiche, 1546,
von Jeanne de Marnef, illustriert nach den Kompositionen
Rafaels, die von Bonasone oder von dem Meister mit dem

Würfel gestochen worden sind, hier von einem Anonymus
in Holz geschnitten, Petit Augevin, den man lange für den
Holzschneider hielt, ist nur der Verfasser des Textes;
La Mer des Hystoires, von Claude Davost, von größerer
Seltenheit als die Ausgaben desselben Buches von Jehan
Dupre und Lerouge; Le Mirouer de Redemption, von
Husz, 2. Ausgabe des ältesten Buches der Lyoner Schule,
die erste ist von 1478, die Holzschnitte sind schon vorher,
1476, zu Basel in einem Speculum humanae salvationis
erschienen; die Pourtraits divers, 1557, und L'Eneide,
1560, von Jean de Tournes, zwei Hauptwerke des Petit
Bernard; das Missale von Cluny, 1493, von Michel
Wensler; eines der zwei einzig bekannten Exemplare des
Kalendrier des bergiers, XV. Jahrhundert, von Jean Belot
in Genf, das Herrn von Rothschild 20.000 Franken gekostet;
eines der zwei Exemplare der Nativite et Passion, von
Francois Regnault in Rouen; Les Hymnes communs
de l'annee, 1527, von Jehan Le Coq, von allergrößter Sel-
tenheitundvollderentzückendsten Bilder. — Die Spanische
Schule steht in ihren Anfängen ganz unter dem Einflüsse
Lyons. Beweis dafür La natura angelica, 1527, von Miguel
de Eguia, illustriert von dem Meister J. D., und der
Cancionero, XV. Jahrhundert, von Paulo Hurus in Sara-
gossa. — Von den schönen italienischen Büchern seien bloß
erwähnt: Libro del giuco degli scacchi, 1493, von Antonio
Mischomini; II Monte sancto di Dio, 1491, von Lorenzo
Morgiani; das Missale Romanum, 1492, von Antonio
Zaroto in Mailand; das höchst seltene Missale, 1561, der
Certosa von Pavia; derTractatus ... duodecim Sibillarum,
das erste zu Rom gedruckte illustrierte Buch; die Epistole
ed Evangelii, 1512, von Zuan Antonio, mit dem einzigen
Holzschnitt Marc Antonios; die Bibel, 1490,vonRagazzo,
erster Druck, gekauft um 15.000 Franken; endlich der Cicero,
1508, von Soardi, mit dem prachtvollen Titelbild. — Von
deutschen Büchern: ein (vermutlich Basler) Druck um
1450; Der heiligen Leben, 1471, von G. Zainer; die
Precatio Dominica, 1523, von J. Bebelius, mit Holzschnitten,
die Holbein zugeschrieben werden; die Utopia, 1518,
von J. Proben, mit denHolbeinschen Bildern; das Churer
Missale, 1589, von L. Straube; die auch sittengeschichtlich
so interessante Depositio in scholis, 1578, von E.
Mechlerus;DerCirckel und Richtscheit, 1564, vonG. Raben;
das Zeitglöcklein, 1493, von F.Arcus; ein Thomas Murner,
1518, von J. Knoblouch; ein Aesop, um 1473, vermutlich
von Zainer; der Freidanck, 1538, von Sebast. Wagner. —
Schließlich von Niederländischen Büchern: ein Incunabel
von 1488, Responsum ad epistolam, von L. de Ravescot;
das Boeck des gülden throens, 1480, von Leempt; und
ein Leben des Hl. Bernhard, 1484, von P. van Os.
Wir wollen hier unsere Aufzählung abbrechen und
übergehen die wundervollen japanischen Bücher und
nicht minder alle Arbeiten des XIX. Jahrhunderts, so
Bemerkenswertes auch darunter war, sind sie doch genü-
gend bekannt und bei vielen Gelegenheiten sichtbar.
Mit einigen Worten sei nur noch auf den Einfluß
hingewiesen, den eine derartige Ausstellung auf die
 
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