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Mitteilungen der Gesellschaft für vervielfältigende Kunst — 1903

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https://doi.org/10.11588/diglit.4251#0053
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S. Müntz, Hist. de l'Art, I, p. 301) mm I
bracht. Diese Beispiele werden genagt:-
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von Lippmann in den »Sieben Planeten« (Chalkogr. Gesellschaft 1895,
p. 9); und in der Tat hat sich in vielen Fällen, in denen wir Original
und Kopie aus verschiedenen Zeiten oder Ländern nebeneinander stellen
können, bei sonst genauer Nachahmung der Komposition eine bewußte
und bestimmte Anderungder Kostüme u. dgl. feststellen lassen.
So wertvoll die Tatsache aber auch ist, so wird man doch vor-
läufig in der schematischen Anwendung dieses Prinzips in seiner Ver-
allgemeinerung sehr vorsichtig sein müssen. Ks lassen sich viele Gründe
denken, die die Künstler in einze 1 nen Fäl 1 en zu einem entgegen-
gesetzten Versahren veranlaßt haben können. So wird man beim Kult-
bilde auch die Formen von Äußerlichkeiten bewahren: in vielen
nordischen Kunstwerken des XV. Jahrhunderts macht sich die unver-
kennbare Neigung, durch bizarre Kostüme, besonders Kopsbedeckungen,
vielleicht auch durch altertümliche Formen den Eindruck des Fremd-
artigen, Orientalischen hervorzubringen, in italienischen dagegen schon
srüh die Nachahmung antiker Trachten sehr stark geltend. Überhaupt
wird das Streben nach ornamentalem Reichtum und nach Abwechselung
dem Künstler immer höher stehen als die Genauigkeit in der Nachahmung
der Wirklichkeit.
Ich bin nicht imstande, liouchots kostümgeschichtliche Aus-
einandersetzungen, die er durch ein reiches Denkmäler-Material belegt,
zu prüsen. Das muß weiteren Detailstudien überlassen werden.
Um unmittelbar davon zu überzeugen, daß die Kostüme der Krieger des
»bois Protat« nur in der Gegend von Burgund und nurum 1370 üblich
gewesen seien, hätte es der Gegenüberstellung von Wasfensormen
anderer Länder bedurft. Mir scheint besonders die italienische Tracht
um diese Zeit nicht genügend zum Vergleiche herangezogen zu sein,
wie überhaupt in der ganzen Untersuchung liouchots der italienische
Holzschnitt nicht hinreichende Beachtung gesunden hat.
Besonders bestechend ist die Übereinstimmung bestimmter
Formen, zum Beispiel der zahlreichen großen Knüpse am Rocke des
Centurionen, aus die Bouchot mit Recht großen Nachdruck legt, mit
sicher sranzösischen Denkmälern jener Zeit und sein Hinweis aus die
Trachten der Führer jener Banden, von denen Frankreich damalsheim-
gesucht wurde. Andererseits läßt sich schwer einsehen, warum die
Schachbrettmusterung des Grundes, die Form der Flügel des Ver-
kündigungsengels, die Krone der »Madonna von Lyon«, das Kreuz
des heiligen Georg u. a. m. gerade und ausschließlich sranzösisch sein
müssen.
Bouchot ist es, wie mir scheint, gelungen, den sranzösischen
Ursprung des »bois Protat« um 1370, wenn auch nicht stricte zu
beweisen, so doch höchst wahrscheinlich zu machen. Für die Existenz
einer betriebsamen Schule sranzösisch-burgundischer Holzschneider
um 1400, die daraus gesolgert werden müßte, sprechen aber noch andere
gewichtige Gründe, und zwar, wie ich glaube, am stärksten gerade die,
auf die Bouchot verhältnismäßig weniger Wert gelegt hat, oder die er
erst in einem späteren Werke näher auszusühren verspricht.
Wir dürsen aus einem einzelnen, noch dazu künstlerisch wenig
bedeutenden und stilistisch nicht sehr charakteristischen Monumente
keine weitgehenden Folgerungen ziehen; wir müssen vor allem nach
analogen Werken Umschau halten, wir müssen Gruppen zu bilden und
sie mit den späteren, sicher datierbaren und lokalisierbaren Bücherholz-
schnitten in Verbindnng zu bringen suchen. Der »bois Protat« steht vor-
läufig noch ganz allein. Die derbe Arbeit in langen Linien mit sehr
wenig Innenzeichnung und ohne alle Schrasfierung deutet aus eine sehr
srühe Zeit. Wenn er, wie wohl angenommen werden kann, sür den
Stossdruck bestimmt gewesen ist, so würde es sich leicht erklären,
warum wir unter den erhaltenen Papierabdrucken von Holzstöcken
kein stilistisches Analogon für ihn sinden können. Denn die Arbeit
sür den Abdruck aus Papier muß doch eine grundsätzlich andere
gewesen oder wenigstens geworden sein als die sür den Abdruck
aus Stoss.
Bouchot legt großen Nachdruck aus die wissenschastliche Be-
deutung der alten Originalstöcke, die übrigens, wenigstens in Deutsch-
land und Italien, wo man sie zum Beispiel in Berlin, Nürnberg, München
und in Modena eisrig gesammelt hat, durchaus nicht so mißachtet sind,
wie er meint. Er hat wohl recht, wenn er den Kriterien aus der

Qualität und den Wasserzeichen des Papiers und aus dem Charakter
der Kolorierung nur wenig Wert beimißt, er scheint aber doch die
Wichtigkeit des Abdruckes gegenüber dem Holzstocke zu gering anzu-
schlagen. Gerade die Technik des Abdruckes und die Drucksarbe können
ost wichtige Hilssmittel sür die Beurteilung bilden; vor allem aber ist der
künstlerische Eindruck der Arbeit doch nur an einem alten, guten Ab-
drucke zu erkennen, nur hier kann die beabsichtigte Wirkung des Bildes
zur Geltung kommen.
Der Holzschnitt sür den Bilddruck hat, wie man wohl annehmen
dars, seinen Ursprung in einem dem der Stosfdrucker ganz sremden
Kreise. Ohne Zweisel waren es die Briesmaler, die Kartenmaler und die
Kopisten und Miniatoren niederen Ranges, die sich seit langer Zeit der
Holzmodel sür den Vordruck von Initialen u. s. w. gelegentlich bedient
hatten, die bei steigendem Bedarsc den Holzmodeldruck zum teilweisen
Ersatz der mühsamen und langsamen Arbeit des Zeichnens oder
Schablonierens sür ihre Heiligenbilder, Spielkarten u. dgl. m. zu ver-
werten begannen. Ob diese Briesmaler nun die Holzmodel selber
sertigten oder von Zeugmodelschneidern und Schreinern ansertigen
ließen, wird sich kaum im allgemeinen seststellen lassen. Jedensalls
brauchten diese Briesdrucker nicht, wie Bouchot meint, ihre Arbeitsweise
aus Furcht vor der Gilde der Miniatoren, der sie doch selber angehörten,
zu verheimlichen, was ja auch an sich aus die Dauer unmöglich gewesen
wäre. Es waren vielmehr umgekehrt die Schreiner und anderen Holz-
arbeiter, die in der Tätigkeit der Bilddrucker einen Eingriss in ihre Rechte
erblickten und sie zum Eintritt in ihre Gilde oder zur Zahlung der Ab-
gaben zu zwingen suchten, wie der Prozeß der Schreiner von Löwen
gegen den Formschneider Jan van den Berghe im Jahre 1452 beweist. D e
Zusammenarbeit des Malers Walther mit dem Schreiner Hurning in
Nördlingen an der Armenbibel von 1470 deutet daraushin, daß die Bries-
drucker öster die Holzstöcke von Holzarbeitern aussühren ließen oder
aussühren zu lassen gezwungen waren. Dadurch würde sich erklären,
warum wir so häufig gute Zeichnungen durch schlechten, rohen Schnitt
von ungeübten Händen verdorben sehen.
Jedensalls hat der »bois Protat«, mag er nun sür den Abdruck
aus Stoss oder aus Papier bestimmt gewesen sein, durchaus keinen
Zusammenhang mit der ältesten von Bouchot ihm an die Seite gestellten
Gruppe datierbarer Holzschnitte aus dem Ansange des XV. Jahrhunderts,
die durch ihre großen, runden Formen, die langen, weichen, ösenartigen
Falten charakterisiert sind und zu denen auch der Christus mit den
von Bouchot ohne Grund angezweiselten Wappen von Tegernsee und
andere sicher deutsche Blätter gehören. Aber auch mit den vier
interessanten, in Lüttich sür Mitglieder der Familie La Marek hergestellten
Holzschnitten des Breviaire de Bcthune, die Bouchot zeitlich in seine
Nähe zu setzen sucht, läßt sich keine stilistische Beziehung erkennen.
Weder der routiniert rohe heilige Bartholomäus noch die interssante,
slüchtig und eckig nach einer sehr guten Zeichnung geschnittene Büste
des heiligen Lambert können vor der Mitte des XV. Jahrhunderts ent-
standen sein. In italienischen gedruckten Büchern begegnen uns öster


Holzschnitt aus einer Folge der Apokalypse.

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