Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Mitteilungen der Gesellschaft für vervielfältigende Kunst — 1903

DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.4251#0081
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
— 77 —

Gemälde in den Ussizien >Die heilige Maria das Christkind anbetend«. Die
Zeichnung von 1495, auf der Dürer das Kind kopiert hat, ist im selben
Bande als Nummer V reproduziert. — Das Weiherhaus. Die Verwendung,
welche diese Zeichnung durch Dürer selbst und andere ersahren hat,
wird durch die Madonna mit der Meerkatze, Giulio Campagnolas Raub
des Ganymed und einen kleinen Holzschnitt aus dem Orus Apollo, Paris,
J. Kerver, 1543, auf den Giehlow aufmerksam gemacht hat, erläutert.
Tizians Zeichnung im Britischen Museum »Der heilige Eustachius« kann
mit Dürers gleichnamigem Stiche verglichen werden. Sogenannter
Meister des Petrarca, von 1519 datierter Holzschnitt, der Kaiser
Maximilian I. die Messe hörend darstellt. In dem von Albrecht Glocken-
ton 1535 für den Herzog Wilhelm IV. von Baiern gemalten Gebetbuch,
das die Wiener Hosbibliothek bewahrt (Cod. 1880), findet sich aus sol. 149
v. eine sreie Wiederholung dieses Blattes.
Jahrgang III. 1900. Zwei bisher in der wissenschastlichen
Literatur noch nicht erwähnte frühe Dürer-Zeichnungen aus Vorder- und
Rückseite des nämlichen Blattes, beide die heilige Maria mit dem Kinde
darstellend. Das Blatt wurde schon einmal und zwar 1874 aus einer
Sotheby-Auktion an die Öffentlichkeit gebracht. Es befindet sich jetzt
im Besitze des Herrn Gustav Mayer in London. Auf dem Verso ist eine
höchst ausdrucksvolle Hand gezeichnet, mit welcher die Hände auf der
Erlanger Zeichnung ID. S. II, IV), auf L. 144 und 188 und schließlich
die in den Londoner Manuskripten enthaltenen großen Handstudien zu
vergleichen sind, die wohl sür die Proportionslehre gedacht waren. —
Diesen beiden Blättern ist die heilige Familie auf der Rückseite von
Dürers Erlanger Selbstporträt an die Seite gestellt. Es wäre ebenso
lehrreich, wie bequem gewesen, wenn gleichzeitig die beiden hierherge-
hörigen srühen Zeichnungen, deren eine 1899 in der Gazette des Beaux
Arts von Rodrigues veröfsentlicht ward und sich jetzt in Berlin befindet
und deren andere in der schon oben erwähnten Publikation des Burlington
Fine Arts Club enthalten ist, hätten abgebildet werden können. -
Flüchtige Zeichnung aus dem Verso von L. 348, die von Giehlow als
Entwurs zu dem Holzschnitte »Roswitha überreicht Otto I. ihre
Komödien« (D. S. III, XXIII) in der Nürnberger Ausgabe ihrer Werke
von 1501 erkannt wurde. — Die Dürersche Federzeichnung mit Ritter,
Türken, Schildmann und Kind in den Usfizien (Ephrussi 122). Sie gehört
doch wohl dem ersten und nicht, wie Dodgson meint, dem zweiten vene-
tianischen Ausenthalt an. — Der Kops eines Alten mit Pelzmütze (L. 227).
Trotz Sidney Colvins verehrter Autorität möchte ich das Blatt nicht sür
eine Arbeit Dürers, sondern der sächsischen Schule halten. - - Dürers Ver-
leumdung nach Apelles von 1522 in der Albertina, mit welcher die
unmittelbar darnach abgebildete Mantegna-Zeichnung desselben Gegen-
standes verglichen werden kann. — Neun Kupferstiche Altdorsers. —
Dürers Wappen, Holzschnitt von 1523. Vollendete Drucke sind höchst
selten. Einen solchen bewahrt das Britische Museum. Er liegt der Repro-
duktion zugrunde. — Ein großes reich ornamentiertes S nach dem Drucke
in Erlangen. Dodgson hält den Holzschnitt sür eine Nürnberger Arbeit
und denkt entfernt an Peter Flötner.
Jahrgang IV. 1901. Der erste Teil des Bandes ist Martin
Schongauer gewidmet. Auf eine knappe Biographie des Meisters folgen
seine Madonna im Rosenhag zu Colmar und süns seiner Stiche. — Der
zweite Teil gehört wieder Dürer. Eröffnet wird er mit dem Dürer zuge-
schriebenen Ölbild, das des Künstlers Vater darstellt und sich im Besitze
des Duke of Northumberland zu Syon House Isleworth befindet. Ver-
mutlich ging Dürers Original, ein Pendant zu seinem Madrider Selbst-
porträt von 1498 und gleich diesem einst zu den »limnings« Karls I.
gehörig, verloren. Von den drei erhaltenen Kopien ist das Münchencr
Bild das älteste und steht Dürers Original am nächsten, dann kommt
das Frankfurter mit der salschen Jahreszahl 1499 und zuletzt das im
Besitz des Herzogs von Northumberland befindliche, das Weizsäcker sür
eine niederländische Arbeit des 17. Jahrhunderts hält. Hollars Radierung
von 1644 scheint nicht nach Dürers Original, sondern wie Friedländer
gleich Thausing annimmt, nach dem Bilde in Syon House gemacht zu
sein. _ Dürers Nashorn-Zeichnung gibt Anlaß, nicht nur zu versolgen,
wie sich, an dieses Blatt anknüpsend, die zeitgenössische deutsche
Kunst mit dem Wundertier beschästigt hat, sondern auch mitzuteilen,
was die gleichzeitigen Quellen über den Transport des ersten Rhinozeros

nach Europa zu melden wissen. — Die einen schlasenden jungen Löwen
darstellende Federzeichnung in der Academie Imperiale des Beaux Arts
in St. Petersburg ist doch wohl kaum eine Arbeit Dürers. Das Mono-
gramm, das später nachgetragen worden sein soll, ist doch ein zu unge-
nügender Beweis sür Dürers Autorschast, und ohne dasselbe würde wohl
niemand auf ihn versallen sein. — Im Texte zu Dürers Hieronymus im
Gehäus ist die amüsante Kopie des Stiches von W S reproduziert, die
an Stelle des Kirchenvaters Luther zeigt.
Jahrgang V. 1902. Dürers Jungfrau mit der Iris von 1508 in
der Collection of Sir Frederick Cook, Bart., M. P., at Doughty House,
Richmond, Surrey. Ausmerksam wurde man auf dieses bis dahin wenig
bekannte Bild durch die Winter Exhibition (1902) of Paintings by Old
Masters at the Royal Academy. Ein Vergleich des Gemäldes mit dem
von Thausing beschriebenen und von Thode reproduzierten in Prag
(wenn auch nur in Reproduktionen) ergibt, daß dieses nach dem Rich-
monder kopiert ist. Aus dem ersten Bilde sehlen der winzige Gottvater,
das Monogramm und das Datum (nach Thausing soll allerdings früher
die Jahreszahl 1508 zu lesen gewesen sein). Dagegen sind neue Pslanzen
hinzugesügt. Während aus dem Richmonder Gemälde der Mantel der
Muttergottes karmoisin ist, hat er aus dem Prager eine weißliche Farbe.
Dieses ist sehr schlecht erhalten, jenes vorzüglich. (Es soll höchstens
im Fleisch ein bischen übermalt sein.) Dodgson hält die Richmonder
Madonna im Gegensatz zu einigen englischen Kritikern, welche in ihr
ein Werk Baidungs erblicken wollen, sür ein Original Dürers. Ich kann
ihm hierin nur beistimmen und möchte aus die ungewöhnliche Überein-
stimmung des Gemäldes mit der Albertina-Zeichnung »Die Madonna mit
den Tieren« (M. S. 169) hinweisen. Hier wie dort hat die Muttergottes
dasselbe volle Gesicht mit dem Doppelkinn, gleich den gesenkten Lidern
kehrt aus beiden Werken der lächelnde Mund wieder, auch die Kopf-
haltung und der Schleier sind dieselben. Beiden Arbeiten ist das liebe-
volle Sichversenken in die Natur gemeinsam, nur daß aus dem großen
Werke die Übersülle des Details, welche die Zeichnung zeigt, einem
klassischen Maßhalten Platz gemacht hat. — Johannes der Täufer, das
Martyrium erwartend. Diese bisher noch nicht publizierte Federzeichnung
des britischen Museums, die gut mit der Bonnatschen Frau von 1493
(L. 345) zusammengeht, wurde von Giehlow als Arbeit Dürers erkannt.
Über das Motiv des knieenden Gesesselten, hinter dem mit gesenktem
Schwerte der Henker steht, vergl. das weiter unten anlässlich der Zeich-
nung »Trajans Gerechtigkeit« Gesagte. Ob in dem Opfer wirklich der
Vorläuser des Herrn zu erblicken ist, erscheint mir wegen des jugend-
lichen bartlosen Typus als fraglich. — Reiterkampf nahe einem Stadttor.
Diese slüchtige Federskizze, welche sich aus der Rückseite von L. 209
(Ein Reiter) befindet, wurde bisher nicht beachtet. Ich möchte die
Frage aufwerfen, ob nicht der Entwurs den Tod Absaloms darstellt.
Im Hintergrunde rechts wird nämlich eine gewissermaßen in der Lust
schwebende Figur mit emporgesträubtem Haar, unter der ein Reittier weg-
läust, von einem Berittenen gespießt. Die Eiche, in deren Geäst sich
Absaloms Locken versingen, wäre dann sreilich nicht gezeichnet. In dem
aus dem Stadttor kommenden sürstlichen Reiter wäre dann David zu
erkennen, um den herum sich berittenes Gesolge tummelt. Der Reiter vorne
macht ganz dieselbe Bewegung wie jener auf der Vorderseite des Blattes.
Ähnliche Bewegungsmotive zeigen auch der kleine Postreiter (B. 80) und
Trajans Sohn aus der schon oben erwähnten Zeichnung. Die gezaddelte
Pserdedecke kehrt aus der Zeichnung, die das Liebespaar zu Pferde dar-
stellt (L. 3), den Vier apokalyptischen Reitern und dem Holzschnitt mit
Ritter und Knappen (B. 131) wieder. Das Motiv des neben dem Reiter
einherlausenden Knechtes findet sich auch auf der in Rede stehenden
Zeichnung. — Trajans Gerechtigkeit. Eine noch nicht publizierte und
von Robinson in seinem Katalog der Malcolm-Sammlung nur unvoll-
ständig als allegorische Komposition eines unbekannten Meisters be-
schriebene Zeichnung, die erst Dodgson richtig gedeutet hat. Die figuren-
reiche Komposition ist bloß konturiert, aber weder gepaust, noch über-
gangen. Peartree denkt wegen derÄhnlichkeit mit den Judithheizschnitten
in Pinders Beschlossen Gart des Rosenkrantz Mariae an Hans von Kulm-
bach, was Dörnhöffer ablehnt. Peartree schreibt das Londoner Blatt der-
selben Hand zu, von welcher eine Zeichnung im Prenten-Kabinett zu
Leyden, die das gleiche Papier und die gleiche Aussührung zeigen soll,
 
Annotationen