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Mitteilungen der Gesellschaft für vervielfältigende Kunst — 1921

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https://doi.org/10.11588/diglit.4140#0040
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P. N. Bergeret, Der Tod Homers(-).

L-ithogiaphie.

befindet sich eine Mappe unter dem Titel »Druckverfahren« (Nr. 78), die Proben aller bis dahin bekannten graphischen
Methoden, darunter auch eine größere Anzahl Lithographie-Inkunabeln, enthält. Hauslab zählte zu den Männern in
Österreich, die sich frühzeitig für die Senefeldersche Erfindung interessierten, und aus jener Zeit dürften wahrscheinlich
auch seine Bestände an frühen Steindrucken stammen. Er selbst war in dem 1816 gegründeten Lithographischen Institute
des Katasters und in der kurz vorher errichteten Schwesteranstalt des Generalstabes tätig, Gründungen, die direkt oder in-
direkt auf den Erfinder der Lithographie zurückgehen; 1817 weilte Hauslab in München, um sich mit der neuen Technik
am Orte ihrer höchsten Vollendung näher vertraut zumachen.1 Selbst als Dilettant in der Künstlerlithographie täti'T
— die überwiegende Mehrzahl seiner Arbeiten ist allerdings kartographischer Natur —, schuf er einige Jahre später
sein großes Uniformwerk,2 das in den Jahren 1822 bis 1825 bei Josef Trentsensky in Wien erschien. Es ist daher gar
nicht verwunderlich, daß wir unter den reichen Schätzen dieser eigenartigen Sammlung Hauslab auch eine größere
Anzahl österreichischer, deutscher, englischer und französischer Lithographie-Inkunabeln3 finden, unter letzteren vier
Blätter, die bisher nicht bekannt waren und wohl Unica sein dürften.4

Zwei von ihnen sind durch die Signatur als Arbeiten des David-Schülers Pierre Nolasque Bergeret5fest gestellt, von
dessen Hand man bisher sechzehn Lithographien kannte," die der Inkunabelperiode angehören. Beide Blätter sind noch
in die erste Zeit von Bergerets lithographischer Tätigkeit, die von 1804 bis 1806 währte, zu setzen, wofür auch schon
der Umstand spricht, daß eine der Darstellungen noch durchaus vom Geiste des Klassizismus erfüllt ist, während sich der
Künstler 181G, als er wieder zu lithographieren anfing, ganz anderen Stoffgebieten zugewendet hat. Die Darstellung des
ersten Blattes ist nicht ganz klar; vielleicht ist sie als der Tod Homers zu deuten. Bergeret, der möglicherweise die
Grundzüge eines eigenen Gemäldes, die er in guter Erinnerung hatte, auf Stein skizzierte, verzichtete bei diesem flüchtigen
Versuch auf das »Verkehrtzeichnen«, so daß auf dem Blatte die Personen durchwegs linkshändig agieren. Durch die
Wahl der Technik, beide Bergeret-Blätter sind Kreidezeichnungen, war die Nachahmung von älteren graphischen Aus-
drucksmitteln bis zu einem gewissen Grade von selbst schon aufgegeben oder zumindest erschwert; aber dennoch

r Aus diesem Jahre stammt eine Federlithographie Hauslabs, schwer deutbaren Inhaltes, die bei Josef Siedler in München gedruckt ist. (Samm-
lung Hauslab-Liechtenstein, Mappe 78.)

2 »Darstellung der k. k. österreichischen Armee mit allen Chargen«.

3 Die meisten in der schon erwähnten Mappe 78, die unter anderem noch drei Blätter Bergerets (Graft', Nr. 9, 10 und 11) enthält.

•1 Die Blätter waren zwar vor vielen Jahren bereits ausgestellt, sind aber damals natürlich nicht weiter beachtet worden. Vergl. »Katalog der
Ausstellung der vervielfältigenden zeichnenden Künste im k. k. Osten eichischen Museum für Kunst und Industrie«, Wien 1872, Nr. 325, abgedruckt in
den Mitteilungen des k k. Österreichischen Museums für Kunst und Industrie, Bd. IV, Wien 1S73, S. 111 und 149.

G Historien- und Genremaler, geboren in Bordeaux 1782, gestorben in Paris 1863.

6 Gräff a. a. O., Seite 115 ff. Das gesamte lithographische Oeuvre Bergerets, der nach 1816, mit welchem Jahre Graft' die französische Inkunabel-
periode begrenzt, auch noch lithographiert hat, ist wesentlich größer. t

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