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»Wriich so 1 ' ''
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'«>« des Matll.
icl'annehme, das ,hm
,«--nWurzburger,
'acht hat. ,MaIer vm
t entweder heißen, «
'■den sei, oder -
'weis des Würzburger-
- und Nithardte im XV,
ihre reichdokumentierte
Ulm. der »Wiege der
ber von keinem Träger
sr Mathis, Das i
Gothardt in Würzburg
heiniichkeit der Gleich-
zu verwandeln, worauf
, in den Werken des
stübung nachzuweisen?
m Vorhaben entgegen-
kVürzburg des XV. und
gewesen sei. deren Er-
en sind, und daf! dem
utrauen sei. dafl er sieh
schleppt haben werde,
-idldealtwürzburgiscben
ingen zu »Grunewald-,
ntsprechungen. die die
.ewalds- zu einigen all-
denleibes. des Hedar.ds
,leibe auf e.nem te*
„dlichen altflandrischea
,bi;swe,terzuopene»
engenden Kreuzes^
■enbhcke wachsend
Durchforschung >«<«
)S herausgebe» b*»
latl„ndesNW^
-iahenden Schlu-
nsbesondere,
i. Her fiel'S .,
sich der ,. ,st
--Sä?
jer von *u
.....*5*
Meister- "
geben von Wilhelm von Bode. München und Berlin 1922,
R. Oldenbourg.
Durch diese mustergültige Ausgabe des wichtigsten Teiles seines
wissenschaftlichen Werkes wurde dem Andenken Rudolf Oldenbourgs das
schönste Denkmal gesetzt. Der vorzüglich ausgestattete Band enthalt all
seine bereits publizierten größeren und kleineren Abhandlungen über den
Meister, dem seine leider so früh abgebrochene, dafür aber um so inhalts-
reichere Lebensarbeit galt. Außerdem bringt er einen noch unveröffentlichten
Aufsatz »Über Repliken von Rubens'sehen Gemälden« und ein Fragment: das
Vorwort, das Oldenbourg seinem geplanten Rubensbuche voranstellen wollte.
Dieses letztere gehurt zum Schönsten, was überhaupt je über Kunst
gesagt wurde. Es offenbart die warme, tiefe und innige Menschlichkeit, mit
der der Forscher seine Aufgabe als wahren »Beruf«, als geistige Mission
auffaßte. Die verehrungsvolle Liebe, das lebendige und kraftvolle Erleben,
die sein Verhältnis zum Werk und der Gestalt seines Meisters kennzeichnen,
unterscheiden sich so sehr von der geistigen Einstellung der Mehrzahl
der Kunstforscher unserer Tage, die durch die von ihnen mit Vorliebe ge-
brauchten Begriffe »Objekt« und »Material« genügend charakterisiert wird.
Für Oldenbourg war Wissenschaft ethisches Bekenntnis und Lebensgestal-
tung. Sie war für ihn nicht mit der Ermittlung soundsovieler Tatsachen
abgeschlossen, sondern begann erst jenseits dieser vorbereitenden Arbeit.
»Dann aber, nach forschender Umschau über die Masse der vorliegenden
Kunstpi oduktionen, beginnt das Urteil eigentlich erst in Kraft zu treten, indem
es den Ansturm der Eindrücke sichtet, sie auf den gemeinsamen Nenner
der aufnehmenden Persönlichkeit bringt und entscheidet, was nur durch
den Intellekt begriffen worden war, was die äußerlicheren, wandelbaren
Organe des Geschmacks angenommen hatten und was endlich im tieferen
Wesen des einzelnen in prästabilierter Harmonie anklingt«.
Die ehrliche, offene und starke Natur dieses Gelehrten war gegen
allen historischen Relativismus. Entschieden lehnte er die Mentalität der
Zeit ab, die alles intellektuell versteht und nichts zu innerst erfaßt, die zu
allen künstlerisehenÄußerungen derMenschheit Stellung nimmt und dabei
der Oberflächlichkeit anheimfällt, der alles schöpferische Nacherleben ver-
sagt ist und die niemals in das tiefste Wesen des Kunstwerkes eindringt.
Die Wissenschaftwar für ihnAusfluß einer ausgesprochenen künstlerischen
Gesinnung und nicht Betätigung eines indifferenten Historismus. Denn
jenes schöpferische Nacherleben des Kunstwerkes und sein Neugestalten
durch die Mittel sprachlichen Ausdrucks, dessen er selbst in so hervor-
ragender Weise mächtig war, ist nach seinen Worten nur dem möglich,
der in seinem eigenen Innern bereits etwas vom Wesen des Betrachteten
trägt und in dessen eigener Seele Wahlverwandtes anklingt. Kunstlerische
Werte werden nur von dem erkannt, der durch den Charakter seines künst-
lerischen Empfindens dazu prädestiniert ist. Das berechtigte Wertempfinden
des einzelnen aber soll sich aus der Ebene reinen Subjektivismus' auf die
höhere Fläche eines künstlerischen Zeitempfindens emporheben, das in
Einklang mit dem gesamten künstlerischen Wollen steht, ja mit einen Aus-
fluß desselben bedeutet. Das ist das ethische Postulat in Oldenbourgs
Gedankengang' die Erweiterung des subjektiven Wertempfindens zum
objektiven künstlerischen Zeitbewußtsein, das die seinem Wesen adä-
quaten Werte der Vergangenheit zu lebendigen Gegenwai tsweitcn erhebt,
so schöpferisch mitwirkend am künstlerischen und geistigen Aufbau der
eigenen Epoche.
Diese tiöf menschliche Auffassung der Wissenschaft, dieses auf-
richtige Sichbekennen zum innerlich Erlebten als dem einzig Berechtigten,
objektiv und normativ in die Erscheinung zu treten, hat Oldenbourg in
seinem eigenen Schaffen vorbildlich zum Ausdruck gebracht. Seinem Ver-
langen nach einem großen objektiven Stil, der die Kunst in ihrer ethischen
Mission der Religion nahebringt, entsprach das Barock des katholischen
Flandern im höchsten Maß und dieses vlämische Barock ist letzten Endes
Werk und Schöpfung einer großen Persönlichkeit Rubens.
Es liegt ein tiefer Sinn darin, daß der frühverstorbene Gelehrte
gerade diesem Meister, der großartigsten Verkörperung aus subjektiven
Schöpferkräften erwachsener, weithin herrschender objektiver Macht auf
dem Gebiete der bildenden Kunst, seine Lebensarbeit gewidmet hat. Alle
diese Abhandlungen, die äußerlich ja durch kein Band verknüpft zu sein
scheinen als durch das Zentralproblem »Rubens«, schließen sich zum
festen Gefüge innerer Notwendigkeit zusammen. Wie Oldenbourgs inniges
Verhältnis zum Kunstwerk und zur Künstlerpersönlichkeit festumrissene
Form und Gestalt gewonnen, wie sich das unmittelbar Erschaute in die
klare, durchsichtige und doch so lebendige Form seiner Sprache — eines
Kunstwerkes für sich — umgesetzt hat, das kommt uns nun beim Lesen
dieser Arbeiten im Zusammenhang doppelt deutlich zu Bewußtsein. Der
ganze Mensch und sein geistiges Verhalten zum Kunstwerk wächst vo.
uns aufs neue empor. *
Oldenbourgs Einstellung zum Kunstwerk war ursprünglich und
unmittelbar. Im Anfange war bei ihm das Erlebnis — und am Ende auch.
Niemals gewann die wissenschaftliche Formulierung bei ihm die durch
das Rüstzeug strenger Methodik gepanzerte und beschwerte Gestalt vieler
der bedeutsamsten neueren Arbeiten unserer Wissenschaft. Natürlich, un-
befangen, selbstverständlich war auch die Form, in die er seine Beob-
achtungen und Gedankengänge faßte, einfach und lebendig vorgetragen,
ohne die gewundenen Pfade methodischer Scholastik zu wandeln. Natür-
lich wäre es falsch zu glauben, er habe sich über die Forderungen der
exakten Methode hinweggesetzt. Seine Forschungen entsprechen ihr in
höchstem Maße. Präziser und überzeugender als die seinen können
Beweisführungen nicht sein. Aber die Kürze und Einfachheit, mit der sie
gegeben sind, läßt die strenge und bewußte geistige Disziplin, die lenkend
hinter ihnen steht, nicht aufdringlich fühlbar werden. Und tatsächlich
mag einer Natur, wie der seinen, gar manches, was anderen nur nach
langen mühsamen Reflexionen sich erschließt, in plötzlicher und genialer
Intuition kundgeworden sein. Denn in der Uisprünghchkeit der Intuition
offenbart sich die schöpferische Begabung des in seinem Wesen mit dem
Künstler vielfach sich berührenden Kunstforschers und nicht in der
logisch-analytischen Schärfe des Geistes.
Seiner ganzen geistigen Veranlagung nach mußte Oldenbourg das
Phänomen des einzelnen Kunstwerks und des künstlerischen Individuums
wichtiger sein als die großen verbindenden Linien. Ein Gedankengang,
der aus dem schöpferischen Nacherleben des einzelnen Kunstwerks ge-
boren wird, kehrt immer zu seinem Ursprung zurück, denn die Rätsel-
haftigkeit des Einmaligen, im Kunstwerk tiefer und unergründlicher als in
irgendeiner geschichtlichen Tatsache, ist letzter Auflösung und Erklärung
durch den entwicklungsgeschichtlichen Kausalnexus nicht zugänglich Abel
das einzelne Kunstwerk ist auch kein starr in sich geschlossener Kristall,
sondern lebendig zeugende, nach allen Richtungen ausstrahlende Kraft.
Und ein innig verflochtenes Gewebe solcher Kräfte, als Ganzes mehr a's
das einzelne Kunstwerk und doch individueller und realer als die »Ent-
wicklungslinie«, stellt das gesamte »Werk« eines Meisters mit dem Dunst-
kreis seiner Schule und seines Einflusses dar. Das war das Feld von
Oldenbourgs wissenschaftlichem Schaffen.
Schon die Art, wie er innerhalb einer Gesamtdarstellung che ein-
zelne Erscheinung entwarf, ist bezeichnend. An zweiter Stelle gelangte in
dem Sammelband das Kapitel über Rubens aus seinem Buch »Die flämische
Malerei des 17. Jahrhunderts« zum Abdruck. Die reiche Fülle von Einzel-
forschungen und -erfahrungen, die Frucht intensiver Aibeitsjahre. ist da
in einem knappen Auszug zusammengefaßt. So stand die Erscheinung
Rubens' als historisches Faktum vor dem Forscher, so sah er sie in ihren
wesentlichsten Zügen. Sein Buch über Rubens wäre ja anders geworden.
Wohl hätten wir da die gleichen Grundzüge wieder angetroffen — denn
durch alle Arbeiten Oldenbourgs geht die festumrissene Vorstellung von
derlndividualität desMeisters—.aber nicht in sachlichem Extrakt, sondern
in der Gestalt lebendig wirkender, ihr und der Nachkommen Zeitalter
gestaltender geschichtlicher Kraft, als ewig lebendige Inkarnatmn künst-
lerischer und allgemein menschlicher Werte.
Diese knappe Darstellung von Rubens' Entwicklungsgang nun
gestaltet ihren Stoff aus der Summe der einzelnen Werke. Mit ihrer bloßen
handhuchmaßigen Aufzählung wäre nichts getan. Doch auch die (bei
einer Gesamtdarstellung ^> naheliegende) Abstraktion einer Entwicklung^-
linie oder die Einstellung in eine Kreuzung von solchen ist vermieden.
Das »Werk« in all seiner Lebendigkeit, Farbigkeit und Uisprünglichkeit
bleibt als das an sich Weitvolle bestehen und dient nicht bloß als Exem-
plifikation ideeller Abstraktionen.
Oldenbourgs bedeutsamste Abhandlung ist »Die Nachwirkung
Italiens auf Rubens und die Gründung seiner Werkstatt«. Ihre Bedeutung
35
»Wriich so 1 ' ''
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'■den sei, oder -
'weis des Würzburger-
- und Nithardte im XV,
ihre reichdokumentierte
Ulm. der »Wiege der
ber von keinem Träger
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Gothardt in Würzburg
heiniichkeit der Gleich-
zu verwandeln, worauf
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stübung nachzuweisen?
m Vorhaben entgegen-
kVürzburg des XV. und
gewesen sei. deren Er-
en sind, und daf! dem
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ntsprechungen. die die
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Meister- "
geben von Wilhelm von Bode. München und Berlin 1922,
R. Oldenbourg.
Durch diese mustergültige Ausgabe des wichtigsten Teiles seines
wissenschaftlichen Werkes wurde dem Andenken Rudolf Oldenbourgs das
schönste Denkmal gesetzt. Der vorzüglich ausgestattete Band enthalt all
seine bereits publizierten größeren und kleineren Abhandlungen über den
Meister, dem seine leider so früh abgebrochene, dafür aber um so inhalts-
reichere Lebensarbeit galt. Außerdem bringt er einen noch unveröffentlichten
Aufsatz »Über Repliken von Rubens'sehen Gemälden« und ein Fragment: das
Vorwort, das Oldenbourg seinem geplanten Rubensbuche voranstellen wollte.
Dieses letztere gehurt zum Schönsten, was überhaupt je über Kunst
gesagt wurde. Es offenbart die warme, tiefe und innige Menschlichkeit, mit
der der Forscher seine Aufgabe als wahren »Beruf«, als geistige Mission
auffaßte. Die verehrungsvolle Liebe, das lebendige und kraftvolle Erleben,
die sein Verhältnis zum Werk und der Gestalt seines Meisters kennzeichnen,
unterscheiden sich so sehr von der geistigen Einstellung der Mehrzahl
der Kunstforscher unserer Tage, die durch die von ihnen mit Vorliebe ge-
brauchten Begriffe »Objekt« und »Material« genügend charakterisiert wird.
Für Oldenbourg war Wissenschaft ethisches Bekenntnis und Lebensgestal-
tung. Sie war für ihn nicht mit der Ermittlung soundsovieler Tatsachen
abgeschlossen, sondern begann erst jenseits dieser vorbereitenden Arbeit.
»Dann aber, nach forschender Umschau über die Masse der vorliegenden
Kunstpi oduktionen, beginnt das Urteil eigentlich erst in Kraft zu treten, indem
es den Ansturm der Eindrücke sichtet, sie auf den gemeinsamen Nenner
der aufnehmenden Persönlichkeit bringt und entscheidet, was nur durch
den Intellekt begriffen worden war, was die äußerlicheren, wandelbaren
Organe des Geschmacks angenommen hatten und was endlich im tieferen
Wesen des einzelnen in prästabilierter Harmonie anklingt«.
Die ehrliche, offene und starke Natur dieses Gelehrten war gegen
allen historischen Relativismus. Entschieden lehnte er die Mentalität der
Zeit ab, die alles intellektuell versteht und nichts zu innerst erfaßt, die zu
allen künstlerisehenÄußerungen derMenschheit Stellung nimmt und dabei
der Oberflächlichkeit anheimfällt, der alles schöpferische Nacherleben ver-
sagt ist und die niemals in das tiefste Wesen des Kunstwerkes eindringt.
Die Wissenschaftwar für ihnAusfluß einer ausgesprochenen künstlerischen
Gesinnung und nicht Betätigung eines indifferenten Historismus. Denn
jenes schöpferische Nacherleben des Kunstwerkes und sein Neugestalten
durch die Mittel sprachlichen Ausdrucks, dessen er selbst in so hervor-
ragender Weise mächtig war, ist nach seinen Worten nur dem möglich,
der in seinem eigenen Innern bereits etwas vom Wesen des Betrachteten
trägt und in dessen eigener Seele Wahlverwandtes anklingt. Kunstlerische
Werte werden nur von dem erkannt, der durch den Charakter seines künst-
lerischen Empfindens dazu prädestiniert ist. Das berechtigte Wertempfinden
des einzelnen aber soll sich aus der Ebene reinen Subjektivismus' auf die
höhere Fläche eines künstlerischen Zeitempfindens emporheben, das in
Einklang mit dem gesamten künstlerischen Wollen steht, ja mit einen Aus-
fluß desselben bedeutet. Das ist das ethische Postulat in Oldenbourgs
Gedankengang' die Erweiterung des subjektiven Wertempfindens zum
objektiven künstlerischen Zeitbewußtsein, das die seinem Wesen adä-
quaten Werte der Vergangenheit zu lebendigen Gegenwai tsweitcn erhebt,
so schöpferisch mitwirkend am künstlerischen und geistigen Aufbau der
eigenen Epoche.
Diese tiöf menschliche Auffassung der Wissenschaft, dieses auf-
richtige Sichbekennen zum innerlich Erlebten als dem einzig Berechtigten,
objektiv und normativ in die Erscheinung zu treten, hat Oldenbourg in
seinem eigenen Schaffen vorbildlich zum Ausdruck gebracht. Seinem Ver-
langen nach einem großen objektiven Stil, der die Kunst in ihrer ethischen
Mission der Religion nahebringt, entsprach das Barock des katholischen
Flandern im höchsten Maß und dieses vlämische Barock ist letzten Endes
Werk und Schöpfung einer großen Persönlichkeit Rubens.
Es liegt ein tiefer Sinn darin, daß der frühverstorbene Gelehrte
gerade diesem Meister, der großartigsten Verkörperung aus subjektiven
Schöpferkräften erwachsener, weithin herrschender objektiver Macht auf
dem Gebiete der bildenden Kunst, seine Lebensarbeit gewidmet hat. Alle
diese Abhandlungen, die äußerlich ja durch kein Band verknüpft zu sein
scheinen als durch das Zentralproblem »Rubens«, schließen sich zum
festen Gefüge innerer Notwendigkeit zusammen. Wie Oldenbourgs inniges
Verhältnis zum Kunstwerk und zur Künstlerpersönlichkeit festumrissene
Form und Gestalt gewonnen, wie sich das unmittelbar Erschaute in die
klare, durchsichtige und doch so lebendige Form seiner Sprache — eines
Kunstwerkes für sich — umgesetzt hat, das kommt uns nun beim Lesen
dieser Arbeiten im Zusammenhang doppelt deutlich zu Bewußtsein. Der
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Oldenbourgs Einstellung zum Kunstwerk war ursprünglich und
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das Rüstzeug strenger Methodik gepanzerte und beschwerte Gestalt vieler
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hinter ihnen steht, nicht aufdringlich fühlbar werden. Und tatsächlich
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Schon die Art, wie er innerhalb einer Gesamtdarstellung che ein-
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dem Sammelband das Kapitel über Rubens aus seinem Buch »Die flämische
Malerei des 17. Jahrhunderts« zum Abdruck. Die reiche Fülle von Einzel-
forschungen und -erfahrungen, die Frucht intensiver Aibeitsjahre. ist da
in einem knappen Auszug zusammengefaßt. So stand die Erscheinung
Rubens' als historisches Faktum vor dem Forscher, so sah er sie in ihren
wesentlichsten Zügen. Sein Buch über Rubens wäre ja anders geworden.
Wohl hätten wir da die gleichen Grundzüge wieder angetroffen — denn
durch alle Arbeiten Oldenbourgs geht die festumrissene Vorstellung von
derlndividualität desMeisters—.aber nicht in sachlichem Extrakt, sondern
in der Gestalt lebendig wirkender, ihr und der Nachkommen Zeitalter
gestaltender geschichtlicher Kraft, als ewig lebendige Inkarnatmn künst-
lerischer und allgemein menschlicher Werte.
Diese knappe Darstellung von Rubens' Entwicklungsgang nun
gestaltet ihren Stoff aus der Summe der einzelnen Werke. Mit ihrer bloßen
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einer Gesamtdarstellung ^> naheliegende) Abstraktion einer Entwicklung^-
linie oder die Einstellung in eine Kreuzung von solchen ist vermieden.
Das »Werk« in all seiner Lebendigkeit, Farbigkeit und Uisprünglichkeit
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plifikation ideeller Abstraktionen.
Oldenbourgs bedeutsamste Abhandlung ist »Die Nachwirkung
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