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Mitteilungen der Gesellschaft für vervielfältigende Kunst — 1923

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https://doi.org/10.11588/diglit.3634#0052
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m Nürnberg (linker Teil).

Geoig Pencz, Uei Sturz Phaetons.

Deckengemälde im Hirschvogelhaus zu Nürnberg (Mitte und rechter Teil).

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Formen von klargezogenen Linien begrenzt werden. Alle verwendeten Farben sind kühl und dünn hingestrichen,
ihre Wertigkeit ist wohl abgewogen: die Leiber der Pferde falb, rotbraun, grauschwarz, hellgrau, eine sorgfältige, scharf
abgestufte Skala; aus der matten Tonstimmung leuchtet das Goldgelb des Wagens, der Blitzstrahlen und der Sonnen-
scheibe; der Feuerhauch, der aus den Nüstern der Pferde dringt, ist nur mehr zu ahnen. Die Mängel der Erhaltung sind
besonders fühlbar an den Rändern des Gemäldes, die ein vorspringendes Gesims sinnlos überschneidet.

Zur Ergänzung unserer Kenntnis des Deckenbildes bietet eine Handzeichnung, die die Sammlung des Fürsten
Liechtenstein in Wien bewahrt, eine willkommene Handhabe.1 Der Vergleich lehrt, daß wir es mit einem Entwurf zu
tun haben, der dieselbe Künstlerhand weist, wie das ausgeführte Werk.

Ein Blick auf die Handzeichnung läßt uns zunächst einzelne Motive besser verstehen. Die gewaltsame Bewegung
der Pferdeleiber in der linken Bildseite kommt erst hier, wo sie durch keine Überschneidung gemindert ist, zur vollen
Geltung; besonders deutlich an dem der unteren Ecke zujagenden Roß, dessen prächtig umgewendeter Nacken das
Jähe, Erschreckte der Haltung betont. An der rechten oberen Ecke des Blattes sind die Sternbilder ausführlicher gegeben.
Die Gestalt Apollos endlich erhält erst durch die Beachtung der Zeichnung ihren Sinn: da kniet, ins Gebälk gekauert,
eine Gestalt vor dem Gotte, die ihn wohl von dem Entsetzlichen in Kenntnis setzt und mit gefalteten Händen seine Hilfe
anruft. Die Geste Apollos — auf dem Gemälde völlig unverständlich, da die kniende Gestalt in dem ergänzten Felde
fehlt — ist als Antwort auf die Bitte zu fassen. Am auffallendsten sind die wohl durch die Ergänzung bedingten Ab-
weichungen an der Gestalt des Phaeton. Nur die Stellung der Fußspitzen stimmt da überein. -

Wesentlicher aber als alle Einzelheiten, die durch die Berücksichtigung der Zeichnung geklärt zu werden ver-
möchten, ist die neue Einsicht, die sie in das kompositionelle Gefüge des Werkes eröffnet. Der Bildaufbau hat auf der
Zeichnung einen anderen Sinn; die Massen sind sorgfältig in Hell und Dunkel gegliedert; der kompositioneile Zusammen-
hang ist enger. Um die klar betonte Mittelachse schließen sich die Gruppen. Der Wagen links, die Gestalt des Vulkan
rechts bilden das Gegengewicht zu den Göttern, die sich um Jupiter scharen. — Am Deckenbild ist die Einheitlichkeit
des Bildauf baus zerfallen. Die mittleren Bildgruppen trennen sich scharf von den seitlichen, dem Sturz des Phaeton und
der Architektur, in der Apollo thront.

1 Papier Höhe 31-5, Breite üu cm. Lavierte Federzeichnung auf braun getöntem Grund. Einzelne Stellen, namentlich die Ränder eingerissen und
restauriert. Spärliche Farbspuren an der Sonnenscheibe, den Blitzstrahlen, an Geschirr und Atem der Pferde erhalten. In der Faktur der Zeichnung
fällt die starke, oft übertriebene Betonung der Konturen auf, die indessen an manchen Stellen alt überzeichnet sind. Ein Ausschnitt der Zeichnung ist
publiziert bei Sebunbrunner und Meder. Handzeichnungen der Albertina, Nr. 1'247. Vgl. auch Meder, Die Handzeichnung, Wien 1920, S. 023.

- Vgl. unten S 52, Anmerkung 4.

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