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Mitteilungen der Gesellschaft für vervielfältigende Kunst — 1925

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https://doi.org/10.11588/diglit.4217#0083
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Moritz v. Schwind, Umschlag-Vignette zur Wiener Shakespeare-Ausgabe.

Wien, der unsere Vorlage gütigst beigestellt hat. Ein
gebundenes Exemplar mit dem Umschlagbild war in
der Bibliothek Friedrich Schlögl (Auktion Wien,
Februar 1921, Nr. 1893) und ging nach Deutschland;
ein anderes soll noch in Wiener Privatbesitz sein.
Die Umschlag-Vignette hängt sicher nicht mit den
englischen Vorlagen zusammen und wirkt durchaus
schwindisch, wenn auch nicht so überzeugend wie
die Titelvignette.

Zu der Wiener Shakespeare-Übersetzung und
ihren zwei aus demselben Satz umbrochenen, auf
Stein umgedruckten Ausgaben, die in je zwei Auf-
lagen erschienen sind, wäre auch über den Text noch
manches zu sagen; denn selbst Goedecke kennt ihn
nicht.1 Andreas Schumacher hat hier seine meister-
liche Übersetzung der Sonette geboten. Bauernfeld
hat unter anderem ein Widmungsgedicht an Shake-
speare beigesteuert (in Homers Biographie, Leipzig
1900, S. 160 nicht genannt); Schubert hat hier seine
drei Shakespeare-Lieder gefunden. In diesem Zusammenhang soll aber nur erwähnt werden, daß von den sechs Sup-
plementbänden der kleinen Ausgabe die Nrn. 39 bis 43 (Nr. 38 mit der Biographie von Skottowe nicht) auf dem Titel-
blatt einen Lorbeerkranz mit Band tragen, der auch von Schwind sein dürfte. Und daß im selben Verlag Sollinger
(Lithographie Trentsensky) um 1826 eine Calderon-Übersetzung — nur Schumacher stellte diesmal von den Wienern
neue Texte bei — in gleichen Ausgaben erschien, deren kleinere in 36 Bändchen nicht mit Titelvignetten, aber mit
zwei Umschlagzeichnungen geschmückt ist, die den bei Meli (S. 70) abgebildeten sehr ähnlich, wahrscheinlich auch
von der Hand Schwinds sind.

Übrigens kann bei anderer Gelegenheit — im Sinne der berechtigten Warnung Leo Mells — nachgewiesen werden,
daß nicht nur viele Mandelbogen aus dem Verlag Trentsensky von Händlern und Sammlern mit Unrecht Schwind
zugeschrieben werden, daß auch zwei große Serien angeblicher Jugendarbeiten (lithographiert) nicht von ihm oder auch
nicht Original sind: die 60 »Bilder für die Jugend« mit dem Untertitel »Volkstrachten« (um 1825 bei J. Trentsensky
später bei E. Sieger, Wien, in fünf Lieferungen erschienen) die auf Mathias Loder zurückgehen2; und die 69 Blatt
»Ungerns erste Heerführer, Herzöge und Könige . . . nach den besten Originalen . . .« (1826 in Franz v. Schobers
merkwürdigem lithographischen Institute, Wien, gedruckt), die zwar von Kriehuber nach Schwind, aber von Schwind
wieder fast ausnahmslos nach den Kupfern eines viel älteren Porträtwerkes zur ungarischen Geschichte (Nürnberg 1664)
gezeichnet sind3, was freilich — ohne Nennung dieses Buches — schon Weigmann an unauffälliger Stelle seiner Mono-
graphie (S. XX und 535) und der Titel selbst angedeutet haben.

Zu den lithographischen Shakespeare-Vignetten von Schwind, an deren eigenen Reiz wir so lange geglaubt haben,
seien endlich auch noch die 14 Stahlstiche und der dreiteilige Umschlag-Holzschnitt nach L. Richter (1850/51 und 1853)
erwähnt, die in den späteren Auflagen der Berliner Shakespeare-Ausgabe bei Reimer erschienen, der ersten (1825 bis
1833) verlegten Gesamtausgabe von A. W. Schlegels berühmter Übersetzung, von der Wien — wohl mit Duldung des
Autors — schon im Voraus einen »Nachdruck« brachte. Der größte Teil der Wiener Ausgabe beruht nämlich auf den
seit 1797 verstreut erschienenen Einzeldrucken des Schlegelschen Textes, erweitert durch mehrere Übersetzungen
aus dem Schubert-Kreis. Otto Erich Deutsch.

.„ fremder H*
Herder*;

.Seite*38*

1 Die Redaktion des Werkes soll Bauernfeld geführt, Schwind jeden Samstag wie die Lithographen seine Löhnung bekommen und Trentsensky
zu Ehren des neuen Unternehmens einen Ball von 24 Stunden Dauer gegeben haben (Clara Schreiber, Erinnerungen an Bauernfeld, Neue Freie Presse,
18. bis 20. Juli 1894). — 2 Vgl. die 12 gestochenen, kolorierten Spielkarten Loders in der Albertina (früher Kupferslichkabinett der Wiener Hof-
bibliothek), wo diese Zeichnungen im Gegensinn mit einigen Varianten sich wiederfinden (Bildgröße 7'7 X 9-2 cm), und die 7 Original-Aquarelle
Loders (7 X 9-5 cm) in der Sammlung Lamm (zuletzt in der Auktion Baronin Exterde, Oktober 1925, bei Wawra-Wien, Kat.-Nr. 73). Das schöne
Exemplar der Lithographien in Sammlung Gottfried Eißler (Viennensia-Katalog Nr. 491) wurde Juni 1925 (Auktion Gilhofer & Ranschburg und Dr. J.
Schwarz) Schwind, Kriehuber, Hauslab etc. zugeschrieben. — 3 »Mausoleum potentissimorum ac gloriosissimorum regni apostolici regum et primorum
militantis ungariae ducum vindicatis e mortuali pulvere reliquiis ad gratam apud posteros memoriam, a pio et justo patriae dolore erectum cum Version
operis germanica Norimbergei [sie!] apud Michaelem & Joannem Fridericum Endteros (407 und VI n. g. S. fol.).

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