Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Mitteilungen der Gesellschaft für vervielfältigende Kunst — 1931

DOI Seite / Zitierlink:
https://doi.org/10.11588/diglit.6519#0006
Überblick
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
Manche Künstler setzten ein Geräte auf ihre Stiche, so der Goldschmied von Zwotte einen noch heute gebräuch-
lichen Drillbohrer, den man fälschlich als Weberschiffchen oder Kratzer ansah.1

2. Werkbezeichnung des Hausbuchmeisters.

Und unser Hausbuchmeister sollte sich keinerlei solcher Zeichen bedient haben?

Zufällig fiel mir kürzlich in der Verkündigung, Lehrs 8 der Stiche im Amsterdamer Kabinett, ein unbedeutendes
Bildchen auf, das mit der Hauptdarstellung kaum Verbindung hat: das Rundspiegelchen auf der Kopfwand von Marias
Bettstatt (Abb. 1).

Ich gebe in Abb. 2 auch eine Vergrößerung, hauptsächlich, um die Arbeitsart des Meisters zu zeigen. Nicht wie
sonst der Kupferstecher den dreikantigen Stichel von sich wegdrückt, wird hier der rundspitzige Stahlgriffel gegen den
Körper hergezogen, so daß die Striche nicht so gerade und weniger tief in die Metallplatte eindringen.

Der Spiegel zeigt ein klares deutsches fj über einem m: also das Monogramm des Meisters Henrich Mang. Das
Leintuch unter dem Spiegel liegt in viereckigen Falten, wie sie sich erzielen lassen beim Pressen durch eine stein-
beschwerte Walze, genannt »Mang«.

Beim bewußten Durchsuchen weiterer Stiche fand ich die Intitialen H. M. — wenn auch nicht in gleicher Form
noch mehrmals. Die Tafel enthält jetzt 10 Monogramme von Stichen in a—k.

4

£3.

<£M3

* —»

49

t

tn.

4»m

cif.11

{sISOQ)

Tafel: Monogramme Henrich Mangs auf Kupferstichen und Handzeiehnungen.

A. Stiche.2

aj Verkündigung L. 8: Spiegel. — b) Prophet (Albertina Wien): Vorstehender Fuß L. 3. — c) Salomo L. 7: Auf-
schrift der Säule. — d) Heimsuchung L. 9.: Rockfalte von Elisabeth. — e) Beschneidung L. 11: Mann rechts, Schrift im
Rocksaum. — f) Christ am Kreuz L. 14: neben Knochen am Boden links. — g) Schmerzensmann L. 18: Zeichen Ecke
links. — h) Christ mit Lamm L. 19: Zeichen links unten. — i) Familie beim Rosenstock L. 28: Turm hinten links.
k) Maria Magdalena L. 49: Linker Engel, Schatten des Flügels.

B. Handzeichnungen.

I) Max I. gefangen in Brügge, Friedensbankett 1488: im Schatten des linken Tischbeins. — m) Universität Erlangen
1485: Armbrustschütze auf dreibeinigem Stuhl sitzend. — n) Berlin. Kupferstichkabinett Dauid Heunzellius: 1500
(nicht 1560, wie bisher angenommen).

C. Hausbuch. Ausgabe Bossert und Storck 1912 (siehe auch unten, Abb. 3 und 4).

o) Pag. 21. a. Turniervorbereitung. Initialen auf Pferdedecke. — p) Pag. 25. b. Initiale links zergliedert in Einzel-
buchstaben. — q) Pag. 25. b. Jahreszahl oben gerade 1485 und schräg = 1485.

Wenn ich auch einige Jahreszahlen beisetze, so möchte ich hervorheben, daß sie ohne gründliche Nachprüfung
auf den Originalstichen, insbesondere in Amsterdam, nicht viel gelten wollen. Ich hatte leider nur — zwar ausgezeich-
nete — Heliographien zur Hand, welche manch ein kleines Strichlein auslassen und andererseits einen nachträglich bei-
gefügten Bleistiftstrich als Metallstich geben. Jedenfalls läßt sich behaupten, daß Meister H. M. seiner Initialen sich öfters
bediente, aber stets bestrebt war, sie tunlichst unfindbar zu verstecken.

1 Mitteilungen d. Ges. f. vervielfiilt. Kunst, Wien 1927.

- Chalk. Ges., Mstr. des Amsterdamer Kab., M. Lehrs 1893—1894.

— 2 —
 
Annotationen