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Mitteilungen der Gesellschaft für vervielfältigende Kunst — 1931

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https://doi.org/10.11588/diglit.6519#0007
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Abb. 3. Henrich Mang, Die Vorbereitung zum Turnier. Feder
Zeichnung aus dem .Hausbuch« (Ausschnitt).

Bei 11) der Tafel darf die erste Null in der Abb. 5. Henrich Mang, Der Planet Lima. Federzeichnung aus dem »Hausbuch«
Jahreszahl nicht als 6 angesprochen werden. Denn (Ausschnitt).

wie bei 9 ein einziger kräftiger Langstrich rechts auftritt, so wäre bei 6 links ein einziger kräftiger Langstrich da und
nicht ein auf der Null schwebendes dünnes Strichlein, das nur zur Ausbalancierung des nach abwärts ziehenden langen
Fünferschwanzes davor gilt.

3. Mittelalterliches Hausbuch,

im Besitze des Fürsten v. Waldburg-Wolfegg-Waldsee, heiausgeg. 1912 durch Bossert und Storck.

Die Vorbereitung zum Turnier auf Pag. 21 a gibt den Ausschnitt Abb. 3.

Die Schreibübungen des Zeichners auf Pag. 25 b finden sich in Abb. 4. Der Planet Luna, Pag. 17 a, im Aus-
schnitt Abb. 5. Das durch Strich vom Namen getrennte F auf Abb. 3 halte ich nicht wie Bossert und Storck für »Fecit»
oder gar eine Ortsbezeichnung, sondern für »Filius«, weil unser Henrich der Sohn des alten Malers Mang genannt
Schnellaweg zu Augsburg war.

Wie sehr sich eine Entzifferung des breiten Buchstabens der Abb. 4 lohnt, zeigt Tafel Nop mit dem darin stecken-
den ganzen Namen Mang ohne Rest. Am aufschlußreichsten ergeben sich auch die bisher merk-
würdigerweise ganz vernachlässigten sogenannten Schreibübungen oben auf Abb. 4. Es sind
zwischen fünf Punkten vier Zahlen, freilich nicht wie üblich geschrieben, aber mit der unleug-
baren Jahreszahl 1485, sogar in doppelter Auflage.1

Das Jahr 1485 stimmt überein mit 14—85 auf der Handzeichnung in Erlangen (Tafel m),
einen auf Dreibeinstühlchen hockenden Armbrustschützen darstellend, wie er beim Planeten
Mars im Hausbuch gezeichnet ist, wenn auch dreimal kleiner, aber ebenso auf Dreibeinstuhl
und mit angelegter Armbrust. Das Jahr 1485 ist hochbedeutsam für das Hausbuch: denn
es ist sein Entstehungsjahr.

Für die bisherigen Annahmen, als ob unser Zeichner Henrich Mang schon 1475 mit vor
Neuß gezogen sei, fehlt jegliche Berechtigung. Der Hausbucheigner selbst mag in Neuß gewesen
sein und mancherlei in der Erinnerung behalten haben, was er 1485 dem Zeichner in Auftrag
gab. Alle Darstellungen kann Henrich nach solcher Erzählung skizziert und mit künstlerischer
Phantasie fertiggestellt haben.

Dies gilt für die zwei Wappen mit dem Baumstumpf, ebenso wie für die sieben Planeten
zu Pferd, für Wasserburg, Frauenhaus, Hirschjagd, Bergwerk, Schmelzöfen, Stampfwerke, Ramme,
Pulvermühle, Vorbereitung zum Turnier, Heerestransporte auf Straßen, für Lagerung und
Transport von Geschützen, für den dem "(E 'r=>' ganz nachgezeichneten großen Liebesgarten,
dem Henrich ein Wassertriebwerk seines Auftraggebers anhing, und endlich für die Wagen-
burg um den alten Habsburger Kaiser herum (Pag. 53 a). Die Wagenburg paßt höchstens ins
Manöver. Auf einen Angriff sind weder die flatternden Fahnen noch die badenden Kinder oder
Abb. 4. Heinrich Mang,
Schreibübungen aus dem
-Hausbuch'.

1 Manuel de Paleographie par Maurice Prou, Paris 1800. Seite 155: Alte arabische Zahlen.

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