De> 2k Teil
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Karl Frankel, Ein Blatt aus dem Wienerischen
erzbischöflichen Gemäldegalerie in Olmütz. Der Holbeinspezialist wird
in dem Buche gewiß reichlichen Anlaß zur Materialkritik finden. Doch hat
es sich bei aller gewissenhaften Verwertung der Grundlage Vorstöße in
der Materialforschung nicht zur Aufgabe gemacht. Es will zusammen-
fassen und überblicken. Die Art und Weise, wie dieser Überblick erfolgt,
läßt Dinge in die Erscheinung treten, die früher weniger deutlich sichtbar
waren. Für die Deutung der Kunst Holbeins ist Neues und Wesentliches
beigebracht. Mit glücklichem Griff hat sein Verfasser die geschichtliche
Einheit von Leben und Kunst erfaßt, um die er sich in seinem Iiaffaelbuch
vergeblich bemüht hat. Daraus ist eine Unmittelbarkeit und Lebensnähe
der Darstellung erwachsen, die dem Werke entschieden zum Vorzug
gereicht. Otto Benruh.
Bilder ausdemWienerischen Volksschauspiel,
in Holz geschnitten von Karl Frankel, gedruckt auf der
Kürpresse und verlegt von Karl Frankel, Wien, 18. Bezirk,
Neustift am Walde.
Es ist mir eine wahre Herzensfreude, Karl Frankels Holzschnitt-
mappe anzuzeigen. Wer immer wieder sich bemühen muß, den er-
schreckenden Abgrund zwischen Kunstwerk und Publikum durch Erläutern
und Zureden zu überbrücken, ergreift mit Eifer die Gelegenheit, über ein
Kunstwerk zu sprechen, das dem Publikum merkwürdige und einzigartige
Dinge mitteilt und dabei die ästhetische Form, in der diese Mitteilung ge-
schieht, nur stillschweigend mit einfließen läßt. Was Karl Fränket in der
Wiener Vorstadt aufspürt, sammelt und festhält, das sind nicht die großen
Volksschauspiel. Handkolorierter Holzschnitt.
Ereignisse des Wiener Theaterlebens, die den abgestandenen Weltruhm
unserer Stadt durch die prahlerische Selbstbespiegelung unserer Presse in
In- und Ausland mühsam aufrechterhalten müssen; das sind nicht die
Filmgenüsse, in denen sich ein Paneuropa und ein Panunivers beim
überlokalen Kitsch einig zusammenfindet; das ist nicht ein Vergnügen
fürs Volk, wohlfeil durch Massenerzeugung. Das ist anspruchslos Ge-
botenes für einfache Menschen, die sich freuen und rühren lassen wollen
und für diese Freuden und diese Rührung das Wichtigste selbst noch bei-
bringen: Phantasie. Wo diese fehlt, muß pedantische Naturreproduktion
bis zur mechanischen Photographie und Grammophonplatte herhalten. Wo
diese mithilft, genügt auch die dürftigste Andeutung, der knappste Behelf,
um zu wirken. Der erste Holzschnitt führt dieses einfachste Theater-
ensemblc vor; es sind die Pimperln, die billigsten Theatertiguren. Preis
20 Groschen bis 1 Schilling; Kopf. Hände und Füße ganz roher Gipsguß,
der Körper ein Holzklotz, der Kleidstoff stellt die Verbindung zwischen
den Gliedmaßen her. Das Pimperl ist die Marionette des volkstümlichen
Familientheaters. Der handkolorierte Holzschnitt zeigt die ganze Gesell-
schaft an ihren Drähten hängen, König und Königin, Kammerdiener und
Teufel, wie's kommt. Der Kasperl ist in scharfes Profil gestellt, weil so die
Riesennase am besten zur Geltung kommt . . . Wie leicht hätte mit diesem
Motiv, Puppen an Drähten, ein bedeutungsschweres Bild aufgebaut werden
können! Hier aber wurden wirklich nur die Pimperln aufgereiht, »An-
gezogene Gipsfiguren für Kindertheater. In Papier-und Spielzeuggeschäften
zu haben«., wie es unten die ins Holz geschnittene Schrift sagt. Das
nächste Blatt ist dem Puppenspieler Florian Bachonek gewidmet, der
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. der H
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18 —
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Karl Frankel, Ein Blatt aus dem Wienerischen
erzbischöflichen Gemäldegalerie in Olmütz. Der Holbeinspezialist wird
in dem Buche gewiß reichlichen Anlaß zur Materialkritik finden. Doch hat
es sich bei aller gewissenhaften Verwertung der Grundlage Vorstöße in
der Materialforschung nicht zur Aufgabe gemacht. Es will zusammen-
fassen und überblicken. Die Art und Weise, wie dieser Überblick erfolgt,
läßt Dinge in die Erscheinung treten, die früher weniger deutlich sichtbar
waren. Für die Deutung der Kunst Holbeins ist Neues und Wesentliches
beigebracht. Mit glücklichem Griff hat sein Verfasser die geschichtliche
Einheit von Leben und Kunst erfaßt, um die er sich in seinem Iiaffaelbuch
vergeblich bemüht hat. Daraus ist eine Unmittelbarkeit und Lebensnähe
der Darstellung erwachsen, die dem Werke entschieden zum Vorzug
gereicht. Otto Benruh.
Bilder ausdemWienerischen Volksschauspiel,
in Holz geschnitten von Karl Frankel, gedruckt auf der
Kürpresse und verlegt von Karl Frankel, Wien, 18. Bezirk,
Neustift am Walde.
Es ist mir eine wahre Herzensfreude, Karl Frankels Holzschnitt-
mappe anzuzeigen. Wer immer wieder sich bemühen muß, den er-
schreckenden Abgrund zwischen Kunstwerk und Publikum durch Erläutern
und Zureden zu überbrücken, ergreift mit Eifer die Gelegenheit, über ein
Kunstwerk zu sprechen, das dem Publikum merkwürdige und einzigartige
Dinge mitteilt und dabei die ästhetische Form, in der diese Mitteilung ge-
schieht, nur stillschweigend mit einfließen läßt. Was Karl Fränket in der
Wiener Vorstadt aufspürt, sammelt und festhält, das sind nicht die großen
Volksschauspiel. Handkolorierter Holzschnitt.
Ereignisse des Wiener Theaterlebens, die den abgestandenen Weltruhm
unserer Stadt durch die prahlerische Selbstbespiegelung unserer Presse in
In- und Ausland mühsam aufrechterhalten müssen; das sind nicht die
Filmgenüsse, in denen sich ein Paneuropa und ein Panunivers beim
überlokalen Kitsch einig zusammenfindet; das ist nicht ein Vergnügen
fürs Volk, wohlfeil durch Massenerzeugung. Das ist anspruchslos Ge-
botenes für einfache Menschen, die sich freuen und rühren lassen wollen
und für diese Freuden und diese Rührung das Wichtigste selbst noch bei-
bringen: Phantasie. Wo diese fehlt, muß pedantische Naturreproduktion
bis zur mechanischen Photographie und Grammophonplatte herhalten. Wo
diese mithilft, genügt auch die dürftigste Andeutung, der knappste Behelf,
um zu wirken. Der erste Holzschnitt führt dieses einfachste Theater-
ensemblc vor; es sind die Pimperln, die billigsten Theatertiguren. Preis
20 Groschen bis 1 Schilling; Kopf. Hände und Füße ganz roher Gipsguß,
der Körper ein Holzklotz, der Kleidstoff stellt die Verbindung zwischen
den Gliedmaßen her. Das Pimperl ist die Marionette des volkstümlichen
Familientheaters. Der handkolorierte Holzschnitt zeigt die ganze Gesell-
schaft an ihren Drähten hängen, König und Königin, Kammerdiener und
Teufel, wie's kommt. Der Kasperl ist in scharfes Profil gestellt, weil so die
Riesennase am besten zur Geltung kommt . . . Wie leicht hätte mit diesem
Motiv, Puppen an Drähten, ein bedeutungsschweres Bild aufgebaut werden
können! Hier aber wurden wirklich nur die Pimperln aufgereiht, »An-
gezogene Gipsfiguren für Kindertheater. In Papier-und Spielzeuggeschäften
zu haben«., wie es unten die ins Holz geschnittene Schrift sagt. Das
nächste Blatt ist dem Puppenspieler Florian Bachonek gewidmet, der
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. der H
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