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Mitteilungen der Gesellschaft für vervielfältigende Kunst — 1931

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https://doi.org/10.11588/diglit.6519#0026
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sind innerhalb der über-
lieferten typischen Gesamt-
haltung der Darstellung
aber nicht zu verkennen
und bereichern diese: das
Kind langt kindlich-unbe-
holfen zu; Maria, die es
nach kundiger mütterlicher
Art unterm einen Arm ge-
faßt hält, blickt ernsten,
fast besorgten Antlitzes;
schönes volles Haar fließt
ihr aufgelöst über die
Schultern und ein großes
Kopftuch lastet breit auf
ihrem Haupt, auch macht
ein wertvoller Mantel sie
in ihrer besonderen Würde
kenntlich; recht angele-
gentlich und eifrig reicht
der kniende König das
goldgefüllte Kästchen; der
Mohrenkönig sieht ehr-
furchtsvoll nach dem
Kinde; Josef ist ein schma-
les glatzköpfiges Männlein
mit Spitzbart und trägt
schlichte Kleidung. Er legt
dielinkeHand auf den rech-
ten Oberarm und macht
damit eine Gebärde, die
für ein gewisses Abwarten
bezeichnend ist; in der
rechten Hand hält er einen
Rosenkranz; sein Aus-
sehen, seine Bekleidung,
sein Gehaben bezeugen
unverkennbar den an ein-
fache Lebensverhältnisse
gewöhnten Mann aus dem
Volke; im Vordergrunde
liegen groß der mit einem
Kronreif umschlossene Hut
und das stattliche, schwere,
aus Gold geschmiedete
Szepter des ältesten Kö-
nigs; neben der natürlichen

und bescheidenen Würde der nachdenklichen Maria tritt die königliche Pracht der morgenländischen Herrscher um so
wirksamer hervor. Bemerkenswert ist schließlich noch, wie verständnisvoll unser Künstler das Mauerwerk und die
Befestigung des Strohes auf dem Dachgerüst geschildert hat: an den Quadersteinen der Wände ist der Randschlag nicht
vergessen und am Strohdach bezeichnet er deutlich die Stellen, wo die in Abständen quer über den Strohbelag geführten
Holzstäbe, welche das Stroh festhalten, mit diesem und dem Holzgerüst der Unterlage zusammengebunden sind.

In gewissen Einzelzügen gegenständlicher Art, in der Zeichnung und in der Form und Wahl mancher technischer
Hilfsmittel stimmt das Blatt mit anderen Schrotblättern der Werkstatt des Meisters überein. Hierher gehören außer dem
geschuppten Himmel unter anderem die Charakteristik der Augen, die meist schwere Lider und unter der Augenöffnung
Wülste haben; die Zeichnung der ziemlich breitrückigen Xase, die so verläuft, daß von der Augenbraue an längs des

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Abb. 1. Le Maitre au fand maille, Anbetung der Könige. Koloriertes Schrotblatt.

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