Nasenrückens und des einen Nasenflügels hinab und
auf der anderen Nasenseite bis in die andere Braue
wieder empor eine zusammenhängende Linie durch-
geführt ist; die Formung des Beines und namentlich
des Knies des Kindes, die auf dem bedeutenden Wiener
Schrotblatt mit der sitzenden Madonna und dem Kinde
mit dem Papagei (Schreiber 2483, Stix 85; Abb. 2) ganz
die gleiche ist; der Halsabschluß und der Unterärmel des
Kleides und die Haltung der rechten Hand der Maria, die
auf dem eben erwähnten Wiener Metallschnitt sehr ähn-
lich vorkommen; die Punzierung der Hügel und die
Gestalt der daraufwachsenden symmetrisch geformten
Blumen, wie sie zum Beispiel auf dem Berliner Blatt mit
dem Erzengel Michael (Schreiber 2709) wieder an-
zutreffen sind; die ornamentierten Nimben der Mutter
und des Kindes, die das Wiener Stück fast ebenso
bringt; der Kopftyp des knienden Königs, der beson-
ders auf der Marter der zehntausend Christen (Prag;
Tobolka, Tafel 10), aber auch bei dem Gottvater der
Nürnberger Dreifaltigkeit (Schreiber 2439, Schulz 10)
und bei dem Bamberger Florian (Schreiber 2624, Pfeifer
35) verwandt wiederkehrt, und die Behandlung der
Musterung der Gewandung dieses knienden Königs,
die am Mantel der Wiener Maria und dem des Erzengels
Michael in Berlin in derselben Technik auftreten.1 So
ist also die Anbetung der Könige durch stilistische und
technische Merkmale — von denen sich noch einige
mehr nennen ließen — unzweifelhaft eng mit der Aus-
drucksweise des von Schreiber zuerst erkannten
Meisters verbunden. An künstlerischem Wert sind das
Schrotblatt in Wien und das in Berlin, die qualitativ ja
nach wie vor an der Spitze der gesamten Gruppe
stehen, unserem Metallschnitt überlegen. Auf diesem
fielen die Hände zwar nicht so groß und derb aus wie auf dem Wiener Blatt, allein sie sind auffallend viel schlechter
gezeichnet, ja sie machen bei Josef und dem Mohrenkönig geradezu den Eindruck, als seien sie verkrüppelt. Das
Haupthaar, zum Beispiel bei Maria und dem Kinde, ist in ziemlich einförmig, man darf wohl auch sagen, schematisch
charakterisierten Massen gegeben, während es bei den feiner rhythmisierten Schilderungen des genannten Wiener und
besonders des Berliner Blattes in einzelne Gruppen wohl abgegliedert und höchst lebendig gewellt und reizvoll gelockt
erscheint. Außerdem haben die Papageienmadonna und der Michael vor unserem Schnitt voraus, daß sie im ornamentalen
Sinne die größere und straffer organisierte Fülle und die künstlerisch abgeklärtere Gesamthaltung besitzen.
Den eben angedeuteten Nachteilen aber begegnen auf unserem Blatte wieder Vorzüge, wie die kräftige bestimmte
Zeichnung der führenden Linien, eine nachhaltige Gesamtwirkung, ein gewisser malerischer Reichtum, eine phantasie-
beflügelte Neigung zu funkelndem Schmuck und märchenhafter Pracht und ein großer innerlicher Ernst der Empfindung.
Dieser Ernst, der aus einem etwas schwerblütigen Naturell zu kommen scheint, gibt auch mancher anderen Schöpfung
des Maitre au fond maille seelisch das Gepräge.
Das vorliegende Exemplar ist reich und dabei ziemlich derb und sorglos koloriert. Maria trägt ein hellblaues Kleid
und einen innen gelben, außen karminroten Mantel. Ihr Haar ist gelb, ebenso der Nimbus, ihr Gesicht und ihre Hände
sind, wie bei allen übrigen Personen der Szene, den Mohrenkönig nicht ausgenommen, rosa getönt. Das Kopftuch hat
den Ton des Papieres. Auch das Kind, dessen Leib ebenfalls rosa gehalten ist. erhielt gelbe Haare und einen gelben
Nimbus. Josef, dessen Rock und Hosen und Rosenkranz den Papierton zeigen, besitzt schwarzbraunes Haupt- und Bart-
haar, einen ärmellosen hellgrünen Überwurf und einen karminroten Schulterbehang (oder eine Kapuze). Das Haupthaar
des knienden Königs unterscheidet sich in der Farbe nicht von dem Josefs. Der gemusterte Mantel leuchtet in hellem Gelb
und hat einen karminroten Kragen und Überschlag. Der karminrote Hut am Boden ist von einer gelb getönten Krone
umschlossen und liegt auf einem ebenso gefärbten Szepter. Das Edelmetall des Kästchens ist, wie die gleichfalls aus
1 Man kann hier wohl auch noch darauf aufmerksam machen, daß die Formen der Buchstaben des Schriftbandes auf der Anbetung wie auf
der Papageienmadonna einander in mancher Beziehung gleichen.
2. Le Maitre au fond maille. Maria mit dem Kind und dem Papagei.
Koloriertes Schrotblatt. Wien, Albertina.
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auf der anderen Nasenseite bis in die andere Braue
wieder empor eine zusammenhängende Linie durch-
geführt ist; die Formung des Beines und namentlich
des Knies des Kindes, die auf dem bedeutenden Wiener
Schrotblatt mit der sitzenden Madonna und dem Kinde
mit dem Papagei (Schreiber 2483, Stix 85; Abb. 2) ganz
die gleiche ist; der Halsabschluß und der Unterärmel des
Kleides und die Haltung der rechten Hand der Maria, die
auf dem eben erwähnten Wiener Metallschnitt sehr ähn-
lich vorkommen; die Punzierung der Hügel und die
Gestalt der daraufwachsenden symmetrisch geformten
Blumen, wie sie zum Beispiel auf dem Berliner Blatt mit
dem Erzengel Michael (Schreiber 2709) wieder an-
zutreffen sind; die ornamentierten Nimben der Mutter
und des Kindes, die das Wiener Stück fast ebenso
bringt; der Kopftyp des knienden Königs, der beson-
ders auf der Marter der zehntausend Christen (Prag;
Tobolka, Tafel 10), aber auch bei dem Gottvater der
Nürnberger Dreifaltigkeit (Schreiber 2439, Schulz 10)
und bei dem Bamberger Florian (Schreiber 2624, Pfeifer
35) verwandt wiederkehrt, und die Behandlung der
Musterung der Gewandung dieses knienden Königs,
die am Mantel der Wiener Maria und dem des Erzengels
Michael in Berlin in derselben Technik auftreten.1 So
ist also die Anbetung der Könige durch stilistische und
technische Merkmale — von denen sich noch einige
mehr nennen ließen — unzweifelhaft eng mit der Aus-
drucksweise des von Schreiber zuerst erkannten
Meisters verbunden. An künstlerischem Wert sind das
Schrotblatt in Wien und das in Berlin, die qualitativ ja
nach wie vor an der Spitze der gesamten Gruppe
stehen, unserem Metallschnitt überlegen. Auf diesem
fielen die Hände zwar nicht so groß und derb aus wie auf dem Wiener Blatt, allein sie sind auffallend viel schlechter
gezeichnet, ja sie machen bei Josef und dem Mohrenkönig geradezu den Eindruck, als seien sie verkrüppelt. Das
Haupthaar, zum Beispiel bei Maria und dem Kinde, ist in ziemlich einförmig, man darf wohl auch sagen, schematisch
charakterisierten Massen gegeben, während es bei den feiner rhythmisierten Schilderungen des genannten Wiener und
besonders des Berliner Blattes in einzelne Gruppen wohl abgegliedert und höchst lebendig gewellt und reizvoll gelockt
erscheint. Außerdem haben die Papageienmadonna und der Michael vor unserem Schnitt voraus, daß sie im ornamentalen
Sinne die größere und straffer organisierte Fülle und die künstlerisch abgeklärtere Gesamthaltung besitzen.
Den eben angedeuteten Nachteilen aber begegnen auf unserem Blatte wieder Vorzüge, wie die kräftige bestimmte
Zeichnung der führenden Linien, eine nachhaltige Gesamtwirkung, ein gewisser malerischer Reichtum, eine phantasie-
beflügelte Neigung zu funkelndem Schmuck und märchenhafter Pracht und ein großer innerlicher Ernst der Empfindung.
Dieser Ernst, der aus einem etwas schwerblütigen Naturell zu kommen scheint, gibt auch mancher anderen Schöpfung
des Maitre au fond maille seelisch das Gepräge.
Das vorliegende Exemplar ist reich und dabei ziemlich derb und sorglos koloriert. Maria trägt ein hellblaues Kleid
und einen innen gelben, außen karminroten Mantel. Ihr Haar ist gelb, ebenso der Nimbus, ihr Gesicht und ihre Hände
sind, wie bei allen übrigen Personen der Szene, den Mohrenkönig nicht ausgenommen, rosa getönt. Das Kopftuch hat
den Ton des Papieres. Auch das Kind, dessen Leib ebenfalls rosa gehalten ist. erhielt gelbe Haare und einen gelben
Nimbus. Josef, dessen Rock und Hosen und Rosenkranz den Papierton zeigen, besitzt schwarzbraunes Haupt- und Bart-
haar, einen ärmellosen hellgrünen Überwurf und einen karminroten Schulterbehang (oder eine Kapuze). Das Haupthaar
des knienden Königs unterscheidet sich in der Farbe nicht von dem Josefs. Der gemusterte Mantel leuchtet in hellem Gelb
und hat einen karminroten Kragen und Überschlag. Der karminrote Hut am Boden ist von einer gelb getönten Krone
umschlossen und liegt auf einem ebenso gefärbten Szepter. Das Edelmetall des Kästchens ist, wie die gleichfalls aus
1 Man kann hier wohl auch noch darauf aufmerksam machen, daß die Formen der Buchstaben des Schriftbandes auf der Anbetung wie auf
der Papageienmadonna einander in mancher Beziehung gleichen.
2. Le Maitre au fond maille. Maria mit dem Kind und dem Papagei.
Koloriertes Schrotblatt. Wien, Albertina.
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