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Mitteilungen der Gesellschaft für vervielfältigende Kunst — 1931

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https://doi.org/10.11588/diglit.6519#0031
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Abb. 1. Die hl. Anna selbdritt. Kupferstich des »Meisters mit der Mausefalle« B. 1 Hind 1; Originalgröße 145 : 217 mm.

Eine unerkannte Entlehnung des »Meisters mit der Mausefalle«.

In dem kritischen Verzeichnis der einschlägigen Bestände des Britischen Museums hat A. M. Hind jenen italie-
nischen Kupferstecher, dessen nur aus drei Blättern bestehendes Oeuvre hinter der seltsamen Mausender Rattenfallen-
Devise mit dem ihr vorangestellten Silbenrätsel »NA. DAT.« ein noch immer undurchdringliches Namensgeheimnis
verbirgt, dem bolognesischen Kunstkreis zugeteilt und seine zeitliche Wirksamkeit in die beiden ersten Dezennien des
XVI. Jahrhunderts verlegt.1 Bei diesem Einreihungsversuch durfte sich der englische Gelehrte zunächst auf die Landschafts-
wiedergabe des Stiches Pass. V 174, 3 Hind 3 (»Die monströsen Zwillinge«) berufen, die stilistische Zusammenhänge mit
den Arbeiten des »Meisters IB mit dem Vogel« und den Jugendwerken Marcantonio Raimondis verrät; vortrefflich
stimmten hiezu die inhaltlichen Besonderheiten der »Zwei feindliche Heere in Schlachtordnung« zeigenden Darstellung
B. XIII 365, 2 Hind 2, die im Hinblick auf die sicherlich geforderte Aktualität des geschilderten Ereignisses und die
mannigfachen heraldischen Anspielungen — von der in Ottleys Tagen auf der Rückseite eines Wiener Exemplars
ersichtlichen Inschrift ganz zu schweigen — unzweifelhaft mit der Schlacht von Ravenna d. d. 11. April 1512 in
Verbindung zu bringen sind. Merkwürdigerweise hat man jedoch bei alledem durchweg übersehen, daß gerade das
künstlerisch bedeutsamste Blatt des Meisters, die »heilige Anna selbdritt mit zwei Nebenszenen« B. 1 Hind l2
(s. Abb. 1), eine an sich erwähnenswerte Beobachtung gestattet, die als ein weiterer Anhaltspunkt zu seiner zeitlichen
und örtlichen Festlegung die Ergebnisse der bisherigen Forschung nach mancher Richtung ergänzt und bestätigt.

Während nämlich in den beiden anderen Fällen die unabhängig von der eigentlichen Signatur auftauchenden
Initialen »T. N.« jeglicher Wahrscheinlichkeit nach dem Verfertiger des jeweiligen zeichnerischen Entwurfes ange-
hören, konnte der Stecher diesmal vielleicht deshalb auf die Mithilfe einer fremden Vorzeichnung verzichten, weil ihm

1 V. Catalogue of early italian engravings preserved in the department of prints and drawings in the British Museum . . . , London 1010, p.
531—534; Illustrations 1., 2.. 5.

- Den sieben von Hind angeführten Exemplaren des I. Zustandes (vor der Adresse Salamancas) gesellt sich der ausgezeichnete, aus der Kupfer-
stichsammlung König Friedrich Augusts II. zu Dresden stammende Druck, der im Mai 1928 auf der 157. Versteigerung der Firma CG. Boemer in
Leipzig ausgeboten wurde (Nr. 727 des Auktionskataloges, Abb. Tafel XXXII). Ebendort (Nr.728) übrigens auch ein Exemplar der -Schlacht von
Ravenna« im III. Etat.

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