Massyswerkstatt: Betende Madonna.
ist in Halbfigur mit flehend zusammengelegten Händen ge-
geben. Das schmale Oval des Gesichtes, die eigentümliche
Haltung des Kopfes, mit dem stark vorgestreckten Hals, zeigen
auf den ersten Blick schon den Zusammenhang mit der
Gestaltungsart des Quinten Massys. Nur daß dessen Manier
hier noch manierierter erscheint, das empfindungsvolle Spiel
seiner Liniensprache hier versüßlicht, verwässert, übertrieben
wird, nirgends so deutlich bemerkbar, wie an der Form der
Hände mit den übertrieben langen Fingern, dem zu breiten, ge-
schwollen anmutenden Handrücken. Die nervöse Ausdrucks-
fähigkeit der Hände des Massys hat der Schüler nachzuahmen
gestrebt, aber er ist an der Äußerlichkeit, wie etwa dem
säbelförmigen, tief eingeschnittenen Daumen, haften geblieben
und glaubte, durch Übertreibung der Form Beseelung zu
erzwingen. Auch Gesichtsform und Hals zeigen dasselbe Be-
streben, die für Massys so unendlich charakteristische Art
wiederzugeben, der vorgestreckte Hals, das aufgereckte Kinn,
Belichtung und Schatten werden kopiert, aber das Auge
blickt glanzlos und etwas Yerblasenes kommt in die Züge,
die kein eigenes, nur ein abgeleitetes Leben zeigen.
Denselben verblasenen Ausdruck, den gleichen blick-
losen Blick hat die Magdalena des Kreuzigungstriptychons
im Museum zu Brüssel (Nr. 583), das Friedlaender als
»grobe Werkstattkopie« bezeichnet. Ich glaube nicht fehl-
zugehen, wenn ich diesem Gehilfen oderSchüler die Bayonner
Zeichnung zuschreibe. Möglicherweise gehört auch das
Londoner Halbfigurenbild eines knienden Stifters (Nat. Gal.
Nr. 1081), das in Form und Ausdruck mit der Zeichnung
starke Zusammenhänge zeigt, der gleichen Hand an.
_ Irene Adler.
Ergänzungen zu Dusslers Katalog: Die Inkunabeln der deutschen Lithographie.'
Es soll hier auf Grund der Anregungen von Hämmerle (in dem »Schwäbischen Museum« 1927, S. 195) und Hirsch-
feld (im »Münchener Jahrbuch« 1929, S. 45) eine Ergänzung zu Dusslers »Inkunabeln der Deutschen Lithographie«
gegeben werden. Seit dem Erscheinen dieses grundlegenden Kataloges über die Werke der Frühzeit hat sich bei
Durcharbeitung und Ordnung verschiedener Abteilungen in der staatlichen Graphischen Sammlung in München eine
Reihe von Blättern gefunden, die in die Inkunabelzeit fallen. Es sind dies Werke, deren Entstehungszeit entweder auf
dem Blatt selbst angegeben ist oder durch handschriftlichen Vermerk und Eintragung im Inventar festgestellt werden
konnte; ferner solche, deren Stil sich dem Stil der Inkunabelzeit anschließt. Wenn dabei das eine oder andere an der
Grenze stehende und dadurch anfechtbare Blatt mit aufgeführt wurde, so geschah es, um solche Blätter einmal zu
nennen und sie — wie auch manche ganz unsignierte — durch Vergleich mit den Exemplaren anderer Sammlungen
näher bestimmen zu können.
Die Numerierung schließt sich an Dussler an; die Maße sind wie dort von der Darstellung genommen mit Weg-
lassung der Schrift, damit etwa beschnittene Blätter zu identifizieren sind. Wo — wie bei einigen Schriftblättern —
das Maß der Blattgröße angegeben ist, wurde dies eigens vermerkt.
Aretin, Georg J. C. M. v. . . . 1771 — 1843. Nglr. Mgr. II. 26S3.
S. 10 nach Anstatt einfügen.
1. Landschaft. Kreide, 138 : 219. M. u.: Vue du Chäteau de Gotterstorf;
r. u.: G. A.
Bachmayr, ü. S. 12.
5. Brustbild des Landrichters Klug. Oval. Kreide, 256:214; M. u.:
J. T. Klug, vormahlig ... zu Eichstätt; r. u.: D. Bachmayr. 1817.
Belleville, C. (erwähnt bei Ferchl, S. 02.) S. 10. nach Beleske ein-
fügen.
1. Das Tischgebet. Ein Bauer mit seiner Familie im Herrgottswinkel
am gedeckten Tisch; er und zwei der Kinder sitzen, die Frau und
i Luitpold Dussler, Die Inkunabeln der deutschen Lithographie. 1790 — 1821. Berlin 192S, Heinrich nedemann, venag.
zwei andere Kinder beten stehend. Kreide, 224:295; 1. u.:
L. Quaglio p-, r. u.: C. Belleville.
Bokhorni, Felix . . . S. 20.
2. Landschaft: Gebirgssee, im Vordergrund ein vespernder Bauer mit
seinem Buben unter einer Eiche. Kreide, 301:442. (Hdschr. bez. 1820.)
Cogels, Jos. Karl . . . S. 25.
9. Das Isartor. Kreide, 194:203; unbez. M. u.: Das Isarthor zu
München. (Inventarangabe: 1814.)
Dahmen, Franz . . . 1790—1805 S. 20.
1. Bildnis Karl XII. von Schweden. Der König in Uniform, stehend
die eine behandschuhte Hand auf den Tisch, die andere auf den
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ist in Halbfigur mit flehend zusammengelegten Händen ge-
geben. Das schmale Oval des Gesichtes, die eigentümliche
Haltung des Kopfes, mit dem stark vorgestreckten Hals, zeigen
auf den ersten Blick schon den Zusammenhang mit der
Gestaltungsart des Quinten Massys. Nur daß dessen Manier
hier noch manierierter erscheint, das empfindungsvolle Spiel
seiner Liniensprache hier versüßlicht, verwässert, übertrieben
wird, nirgends so deutlich bemerkbar, wie an der Form der
Hände mit den übertrieben langen Fingern, dem zu breiten, ge-
schwollen anmutenden Handrücken. Die nervöse Ausdrucks-
fähigkeit der Hände des Massys hat der Schüler nachzuahmen
gestrebt, aber er ist an der Äußerlichkeit, wie etwa dem
säbelförmigen, tief eingeschnittenen Daumen, haften geblieben
und glaubte, durch Übertreibung der Form Beseelung zu
erzwingen. Auch Gesichtsform und Hals zeigen dasselbe Be-
streben, die für Massys so unendlich charakteristische Art
wiederzugeben, der vorgestreckte Hals, das aufgereckte Kinn,
Belichtung und Schatten werden kopiert, aber das Auge
blickt glanzlos und etwas Yerblasenes kommt in die Züge,
die kein eigenes, nur ein abgeleitetes Leben zeigen.
Denselben verblasenen Ausdruck, den gleichen blick-
losen Blick hat die Magdalena des Kreuzigungstriptychons
im Museum zu Brüssel (Nr. 583), das Friedlaender als
»grobe Werkstattkopie« bezeichnet. Ich glaube nicht fehl-
zugehen, wenn ich diesem Gehilfen oderSchüler die Bayonner
Zeichnung zuschreibe. Möglicherweise gehört auch das
Londoner Halbfigurenbild eines knienden Stifters (Nat. Gal.
Nr. 1081), das in Form und Ausdruck mit der Zeichnung
starke Zusammenhänge zeigt, der gleichen Hand an.
_ Irene Adler.
Ergänzungen zu Dusslers Katalog: Die Inkunabeln der deutschen Lithographie.'
Es soll hier auf Grund der Anregungen von Hämmerle (in dem »Schwäbischen Museum« 1927, S. 195) und Hirsch-
feld (im »Münchener Jahrbuch« 1929, S. 45) eine Ergänzung zu Dusslers »Inkunabeln der Deutschen Lithographie«
gegeben werden. Seit dem Erscheinen dieses grundlegenden Kataloges über die Werke der Frühzeit hat sich bei
Durcharbeitung und Ordnung verschiedener Abteilungen in der staatlichen Graphischen Sammlung in München eine
Reihe von Blättern gefunden, die in die Inkunabelzeit fallen. Es sind dies Werke, deren Entstehungszeit entweder auf
dem Blatt selbst angegeben ist oder durch handschriftlichen Vermerk und Eintragung im Inventar festgestellt werden
konnte; ferner solche, deren Stil sich dem Stil der Inkunabelzeit anschließt. Wenn dabei das eine oder andere an der
Grenze stehende und dadurch anfechtbare Blatt mit aufgeführt wurde, so geschah es, um solche Blätter einmal zu
nennen und sie — wie auch manche ganz unsignierte — durch Vergleich mit den Exemplaren anderer Sammlungen
näher bestimmen zu können.
Die Numerierung schließt sich an Dussler an; die Maße sind wie dort von der Darstellung genommen mit Weg-
lassung der Schrift, damit etwa beschnittene Blätter zu identifizieren sind. Wo — wie bei einigen Schriftblättern —
das Maß der Blattgröße angegeben ist, wurde dies eigens vermerkt.
Aretin, Georg J. C. M. v. . . . 1771 — 1843. Nglr. Mgr. II. 26S3.
S. 10 nach Anstatt einfügen.
1. Landschaft. Kreide, 138 : 219. M. u.: Vue du Chäteau de Gotterstorf;
r. u.: G. A.
Bachmayr, ü. S. 12.
5. Brustbild des Landrichters Klug. Oval. Kreide, 256:214; M. u.:
J. T. Klug, vormahlig ... zu Eichstätt; r. u.: D. Bachmayr. 1817.
Belleville, C. (erwähnt bei Ferchl, S. 02.) S. 10. nach Beleske ein-
fügen.
1. Das Tischgebet. Ein Bauer mit seiner Familie im Herrgottswinkel
am gedeckten Tisch; er und zwei der Kinder sitzen, die Frau und
i Luitpold Dussler, Die Inkunabeln der deutschen Lithographie. 1790 — 1821. Berlin 192S, Heinrich nedemann, venag.
zwei andere Kinder beten stehend. Kreide, 224:295; 1. u.:
L. Quaglio p-, r. u.: C. Belleville.
Bokhorni, Felix . . . S. 20.
2. Landschaft: Gebirgssee, im Vordergrund ein vespernder Bauer mit
seinem Buben unter einer Eiche. Kreide, 301:442. (Hdschr. bez. 1820.)
Cogels, Jos. Karl . . . S. 25.
9. Das Isartor. Kreide, 194:203; unbez. M. u.: Das Isarthor zu
München. (Inventarangabe: 1814.)
Dahmen, Franz . . . 1790—1805 S. 20.
1. Bildnis Karl XII. von Schweden. Der König in Uniform, stehend
die eine behandschuhte Hand auf den Tisch, die andere auf den
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