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Mitteilungen der Gesellschaft für vervielfältigende Kunst — 1932

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https://doi.org/10.11588/diglit.6520#0015
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ng, Die große Schlacht am Bodenseeufer.

ederzeichnung

Verschiedene Eindrücke einer Bodenseefahrt, gesondert aufgezeichnet, erscheinen nachträglich durch Terrainzeichnung
in einen kartographischen Zusammenhang gebracht. Vorne wird ein Lanzenfechten ausgetragen. In einer Buschenschenke
mit einem halben Wagenrad im Giebel sitzen Zecher. In der Luft zwischen Meersburg und Überlingen schwebt ein Kauf-
fahrer. Durch zarte Baumsilhouetten über der Stadt wird der leere Raum zur Wasserfläche im Draufblick umgedeutet.
Das Ganze ist eine ebenso flüchtige wie geistvolle Impression, sichtlich durch Natureindrücke angeregt. Demnach ist es
nicht möglich, das Blatt mit großfigurigen Kompositionen zu vergleichen. Auf Randbemerkungen und »Nebensächliches«
müssen wir greifen. Für den figuralen Vordergrund findet sich viel Vergleichbares in den Bogenzwickelfüllungen der
Wappenrisse aus Bühlers Besitz. Auf die lebendig krausen Liebespärchen des Pfeffingerwappens (T. 236) und des
Wappens des Hans Jakob von Sulz (T. 254) sei verwiesen. Auch das Lanzenstechen des Rathsamhausenwappens (T. 237)
bietet manche Analogie. Modellierung und Struktur der sorglicher durchgezeichneten Figuren des Skizzenblattes kommen
den Gesellen des Sattlerzunftwappens (T. 142) ganz nahe. Auch die Ringer des Zieglerwappens (T. 137) und die Stein-
werfer im Riß für Wolf von Landsberg (T. 231) bieten manche gute Vergleichsmöglichkeit (letztere vor allem für die bloß
konturierten Zecher in der Schenke), obwohl es sich da um spätere Blätter handelt. Auf der Suche nach flüchtigen Land-
schaftsgründen stoßen wir auf das Aristotelesblatt von 1503.1 Die Burg dort ist wohl eine ideale Kulisse, keine Natur-
aufnahme, doch unseren Stadtbildern artverwandt (vgl. vor allem die Zeichnung der Rundtürme); auch die zitterigen
Silhouetten der fernen Bäume gleichen einander. Der unüberbietbar flüchtig gezeichnete Georg auf Koburg2 mit der
Bühlerschen Monogrammierung (wohl Notiz einer älteren fremden Komposition) zeigt identische Struktur von Busch-
werk und Terrain. — Das Blatt stammt aus einer Zeit, in der Baidung schon durch die Formenschulung der Dürer-Werk-

1 Parker a. a. O. Ferner Abb. 18 bei L. Baldaß, Der Stilwandel im Werke Hans Baidungs, Münchner Jb. d. bild. Kunst 1926. — - Hans Tietze
u. E. Tietze-Conrat, Der junge Dürer, S. 302. Koegler (Gutenberg-Jahrb. 1926, S. 130/131) schreibt das Blatt dem Meister der Bergmannschen Offizin
zu und erwägt damit die Möglichkeit, daß es sich um ein Werk des jungen Dürer handelt. Kaemmerer beläßt das Blatt bei Baldung. Es sei hier
Gelegenheit ergriffen, auf eine Tafel aus dem engsten Kreise der Terenzstöcke hinzuweisen, die von einem der Mitarbeiter stammen dürfte. Sie stellt
die Legende eines im Bodensee ertrunkenen Kindleins dar und befindet sich in der Gemäldekammer des Schlosses Kreuzenstein.

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