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Michaelis, Adolf
Die archaeologischen Entdeckungen des neunzehnten Jahrhunderts — Leipzig, 1906

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https://doi.org/10.11588/diglit.881#0019
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10 '• Unsere Antikenkenntnis vor 1800

Landsitze damit zu schmücken. Zu den Dilettanti gehörten aber
auch James Dawkins und Robert Wood, die um die Mitte des
Jahrhunderts zuerst die Ruinen von Palmyra und Baalbek, jene
großartigen Schöpfungen orientalisch-römischer Baukunst im 2. und
3. Jahrhundert nach Christo, der kunstsinnigen und wissenschaft-
lichen Welt zugänglich machten.

Wichtiger noch ward eine andere Expedition, die um die
gleiche Zeit von England ausging, um Athen wiederzugewinnen.
Athen war während des ganzen Mittelalters fast verschollen ge-
wesen. Der Besuch des Marquis de Nointel, des französischen
Botschafters bei der Hohen Pforte, im Jahre 1674, dem wir die
« fälschlich unter dem Namen Carreys bekannten Zeichnungen ver- 373
danken, und die Reise des Lyoner Arztes Jakob Spon und seines
Gefährten George Wheler im Jahre 1676 hatten gerade noch
zeitig genug stattgefunden, um uns manche Kunde aufzubewahren,
die sonst mit dem unglückseligen Bombardement der Akropolis
durch Morosinis Truppen im Jahre 1687 ganz verloren gegangen
wäre. Wieder war Athen ganz in das Dunkel zurückgetreten,
bis 1751 der Maler James Stuart und der Architekt Nicholas
Revett dorthin kamen und die bisher nie ordentlich erforschten
Reste der Baukunst und Skulptur in dreijähriger Arbeit vermaßen
und abzeichneten. Damals stand noch manches aufrecht, was seit-
dem verschwunden ist (z. B. der ionische Tempel am Ilissos, das
Monument des Thrasyllos an der Akropolis); anderes war besser
erhalten als heute. Stuarts und Revetts athenische Unternehmung
war der ergebnisreichste und wichtigste alier bisherigen Ent-
deckungszüge; sie würde aber ganz anders gewirkt haben, hätte
sich nicht die Herausgabe des großen Werkes der Antiquities of
Athens so überaus lange hinausgezögert; von den beiden Athen
behandelnden Bänden erschien der eine erst 1787, der andere gar
erst 1816. Kein Wunder, wenn die Dilettanti, die die Herausgabe
unterstützten, ungeduldig wurden und 1764 auf ihre Kosten eine
»ionische« Expedition entsandten, der außer Revett der Ge-
lehrte Chandler und der vortreffliche Zeichner Pars angehörten.
Ihr verdanken wir, außer einer athenischen Nachlese, die ersten
Aufnahmen von Tempelresten an der ionischen Küste Kleinasiens
 
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