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Michałowski, Kazimierz; Dziewanowski, Andrzej [Ill.]
Alexandria — Wien [u.a.], 1970

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https://doi.org/10.11588/diglit.44740#0011
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Im Winter des Jahres 332/331 v. Chr. gründete Alexander der Große unmittelbar
an der Küste des Mittelmeeres an jener Stelle eine neue Stadt, an der die kleine ägypti-
sche Ortschaft j*, q - Ra-kedet gelegen war. Von den Griechen wurde der
später zum „Harpunengau, westliche Deltahälfte“ gehörige Ort 'Pazconf-Rhakotis
genannt. Unter verschiedenen Dynastien war er befestigt gewesen und hatte dazu
beigetragen, die Küste Ägyptens vor den Überfällen der Piraten zu schützen. Eine
außergewöhnliche strategische Bedeutung war dieser Ansiedlung - wie der späteren
Stadt Alexandria - durch ihre besondere geographische Lage gegeben: Natürliche
Verteidigungslinien bildeten im Nordwesten das Mittelmeer mit der kleinen Insel
Pharos, die knapp einen Kilometer vor der Küste liegt, und im Südwesten der Ma-
reotis-See. Die Insel Pharos findet bereits in den griechischen Sagen und im Epos
Homers (Odyssee IV, 351) Erwähnung, und manche Forscher wollen in den heute
vom Meer bedeckten Resten der Hafenmauer, die in der Nähe der Insel gefunden
wurden, Spuren einer Bautätigkeit aus der Zeit der altägyptischen Dynastien sehen.
Andere Gelehrte sind dagegen der Auffassung, es handle sich hierbei um Ruinen
aus hellenistischer Zeit.
Die neuangelegte Stadt wuchs nach einem regelmäßigen Grundriß des berühmten
griechischen Baumeisters Deinokrates aus Rhodos (?) sehr schnell empor. Die Bauar-
beiten überwachte ebenfalls ein Grieche, Kleomenes, der aus der nahe gelegenen
griechischen Kolonie Naukratis stammte. Bereits zur Zeit Ptolemäus’ I. wurde
Alexandria zur Hauptstadt Ägyptens erhoben, ihren weiteren starken Aufschwung
verdankte die Stadt vor allem Ptolemäus II. Philadelphos. Im Verlauf der Jahrhun-
derte, in denen die Ptolemäer in Ägypten herrschten (323-30 v. Chr.), entwickelte
sich Alexandria zur bedeutendsten Handelsmetropole des Altertums und zum echten
Mittelpunkt der Kunst und Kultur in der hellenistischen Zeit.
Beim Anblick der neuen und prächtigen Stadt gerieten die antiken Autoren in helle
Begeisterung, gab es doch in der damaligen Welt nichts Vergleichbares. Strabon
(XVII, 8) und Diodor (XVII, 52, 5) hinterließen uns verhältnismäßig genaue Be-
schreibungen Alexandrias aus der Ptolemäerzeit. Später trugen römische Schriftstel-
ler sowie christliche und frühe arabische Quellenwerke zu jenem Bild bei, das uns
vom antiken Alexandria überkommen ist.

TOPOGRAPHIE UND GESCHICHTE ALEXANDRIAS
t
Aus den Überlieferungen geht hervor, daß das ägyptische Rhakotis räumlich zwar
völlig im Gebiet der neuen Hauptstadt aufging, daß aber die hier lebenden Ägypter
ihrem Stadtviertel einen eigenen Charakter zu bewahren vermochten. Die Griechen
wohnten vor allem im Zentrum der Stadt, der sogenannten Neapolis, sowie in jenem
Bezirk, der an den Hafen Bruchion grenzte, wo sich auch die Regia, die Königsstadt,
befand. Die Angehörigen anderer Völkerschaften besaßen ebenfalls ihre gesonderten
Stadtviertel, wie beispielsweise die Juden. Als westlichen Stadtteil nennt Strabon
Nekropolis und als östliche Vorstadt Nikopolis, wo sich ein Amphitheater und ein
5 Hippodrom befanden. Südlich von Nikopolis erstreckte sich das Viertel Eleusis.
 
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