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Michałowski, Kazimierz; Dziewanowski, Andrzej [Ill.]
Alexandria — Wien [u.a.], 1970

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https://doi.org/10.11588/diglit.44740#0017
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Kom el-Dikka. Schnitt durch einen Teil der nördlichen Außenwand des Theaterbaus mit den blockierten
Arkaden. Stand vor der Rekonstruktion. Zeichnung von A. Ostrasz

einer davon in New York und der zweite, die sogenannte „Nadel der Kleopatra”, in
London.
Wir kennen ferner die Lage eines Tempels der Isis und des Serapis, den Ptolemäus
IV. und Königin Arsinoe III. errichten ließen, da in der Nähe der Kreuzung der
heutigen Horreya- und der Sherif-Pascha-Straße ein Gründungsdeposit dieses Bau-
werkes aufgefunden wurde.
Das dritte in Hinblick auf seine topographische Lage sichere Denkmal des antiken
Alexandria ist der große Tempel des Serapis im Stadtteil Rhakotis, der als ein Werk
des Architekten Parmeniskos bekannt war. Ein Gründungsdeposit dieses Bauwerkes
sowie der daneben liegenden Harpokrates-Kapelle wurde im Jahre 1956 während
der Ausgrabungsarbeiten, die im Auftrage der ägyptischen Verwaltung der Alter-
tümer unter Leitung des englischen Archäologen A. Rowe durchgeführt wurden,
aufgedeckt. Heute sind von diesen Bauwerken nicht einmal mehr Spuren ihrer
Konstruktion verblieben. Dagegen hat sich eine Reihe in den Felsen getriebener
Korridore erhalten, die möglicherweise Räumlichkeiten für die Abhaltung der My-
sterien des Serapis darstellen. Die Nischen in diesen Korridoren mögen der Aufbe-
wahrung von Papyrusrollen aus der zu diesem Tempel gehörenden Bibliothek
gedient haben.
Auf dem Gelände des einstigen Serapeums erhebt sich als bis vor kurzem einziges
schmückendes Element der Stadt die aus der Spätantike stammende sogenannte
Pompeiussäule. Höchstwahrscheinlich wurde sie zu Ehren Diokletians nach dem
Jahre 297 errichtet, als der Kaiser einen Aufstand der Bürger, die ihm acht Monate
lang die Stirn boten, erstickt hatte. Die rund 27 Meter hohe Säule, Basis und Kapitell
mitgerechnet, aus rotem Granit erregte die größte Bewunderung bei den vom 15.
Jahrhundert an hier eintreffenden Reisenden aus Europa.
Wenn es auch wenig sichere topographische Anhaltspunkte für das antike Alexan- 12

dria gibt, so haben doch zufällige, meist bei der Errichtung neuer Gebäude gemachte
Entdeckungen und die erwähnten antiken Beschreibungen sowie die noch vor dem
Aufbau der modernen Stadt erarbeitete Dokumentation einer Gruppe von Gelehr-
ten - der Gründer des Institut d’Egypte und deren Nachfolger - bereits im Jahre
1872 die Veröffentlichung eines hypothetischen Planes des antiken Alexandria durch
Mahmud el-Falaki ermöglicht. Dieser Plan behielt bis heute seinen Wert, wenn auch
auf Grund späterer Entdeckungen bestimmte Korrekturen und Ergänzungen not-
wendig wurden. Ferner ist es zweifelhaft, ob der Plan Mahmud el-Falakis, der sich
grundsätzlich mit dem Netz der wichtigsten Straßen in römischer Zeit deckt, auch
der Lage der städtischen Hauptstraßen in der Ptolemäerzeit entspricht. Für diese
Zeit wird es im westlichen Teil des Platzes Kom el-Dikka wegen der nur geringen
römischen Baureste vielleicht möglich sein, nach Abschluß der Ausgrabungsarbeiten
den Straßenverlauf festzustellen.
Hier müssen die Arbeiten zweier polnischer Architekten erwähnt werden, die in
unseren Missionen in Ägypten tätig waren und durch neue Gedanken zur Klärung
dieses Problems beitrugen. Tadeusz Gorski, der im Jahre 1939 Mitarbeiter der
polnischen archäologischen Mission in Edfu war, promovierte 1948 in London mit
einer Abhandlung über die Topographie des antiken Alexandria. Elf Jahre später
legte Leszek Dubrowski, der von 1958-1961 bei den polnischen Ausgrabungen in
Alexandria tätig war, eine Dissertation am Polytechnikum in Warschau vor, die
sich mit der Rekonstruktion des Straßenverlaufs Alexandrias zur Ptolemäerzeit vor dem
Umbau der Metropole durch Cäsar befaßte. Die Schwierigkeit bei der Überprüfung
des erwähnten Planes besteht vor allem darin, daß das Bodenniveau der Ptolemäerzeit
in der Innenstadt um mehr als zehn Meter unter dem heutigen Niveau liegt, in den
einst ufernahen Stadtteilen dagegen sind die Bauten dieser frühen Zeit heute vom
13 Wasser bedeckt.
 
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