Das homerische Zeitalter. 153
Demeter, für die vorhomerische Zeit in Abrede stellen. Dennoch
erscheint Demeter fast nur in begrifflichen Wendungen wie
Αημήτερος ακτή (II. XIII, 322; XXI, 76) oder beim Process
des Getreideschwingens (II. V, 500 fg.). Selbst Dionysos ist
keineswegs eine unbekannte Gottheit (II. VI, 132 fg.), aber
nirgends verräth sich der auf lockernde, vielgestaltige Einfluss
seines Wesens und seiner Schar. Aehnlich ergeht es allen
Übrigen Erscheinungen, welche ihre Wurzeln im Pelasgerthum
zu haben und welche uns gemeinsame arische Züge am treuesten
bewahrt zu haben schienen: Poseidon, Hermes, Dioskuren. Auch
Rhea steht ausserhalb des homerischen Kreises und die theo-
gonische Göttersage wird eben nur gestreift in dem Beiworte
des Kronos: άγκυλομήτης.
Es darf uns nicht beirren, dass die Religionen der ältesten
und populärsten Götter auch die wandelbarsten sind und noch
in historischer Zeit die mannichfachsten Umgestaltungen er-
fahren; gerade der Umstand, dass sie alle Phasen der geistigen
und religiösen Bewegungen mitmachen und ausprägen, zeugt
für ihre intime und ursprüngliche Verknüpfung mit dem Volks-
glauben überhaupt.
Wir konnten es unmöglich für Zufall halten, wenn eine
Reihe uralter mythischer Vorstellungen, welche uns ganz und
gar in einer prähistorischen Schicht zu wurzeln schienen, in der
Ilias so wenig zur Geltung kommt; der Einwand, dass der In-
halt des Epos nach dieser Seite hin zu wenig Gelegenheit des
Eingehens biete, würde wol die Unterdrückung einzelner Fälle,
nicht aber eines ganzen Systems erklären. Wir kehren daher
zu unserer Voraussetzung zurück, dass das Epos als Kunst-
procluct eine eigene und selbständige Richtung verfolgt, die sich
mit der volksthümlichen Basis keineswegs überall.deckt; daraus
erklärt sich auch der geringe Einfluss, den dasselbe auf die
gleichzeitige, und wie wir sehen werden, auch auf die jüngere
Kunst geübt hat. Diese bleibt, nicht blos um ihres vielfach
Demeter, für die vorhomerische Zeit in Abrede stellen. Dennoch
erscheint Demeter fast nur in begrifflichen Wendungen wie
Αημήτερος ακτή (II. XIII, 322; XXI, 76) oder beim Process
des Getreideschwingens (II. V, 500 fg.). Selbst Dionysos ist
keineswegs eine unbekannte Gottheit (II. VI, 132 fg.), aber
nirgends verräth sich der auf lockernde, vielgestaltige Einfluss
seines Wesens und seiner Schar. Aehnlich ergeht es allen
Übrigen Erscheinungen, welche ihre Wurzeln im Pelasgerthum
zu haben und welche uns gemeinsame arische Züge am treuesten
bewahrt zu haben schienen: Poseidon, Hermes, Dioskuren. Auch
Rhea steht ausserhalb des homerischen Kreises und die theo-
gonische Göttersage wird eben nur gestreift in dem Beiworte
des Kronos: άγκυλομήτης.
Es darf uns nicht beirren, dass die Religionen der ältesten
und populärsten Götter auch die wandelbarsten sind und noch
in historischer Zeit die mannichfachsten Umgestaltungen er-
fahren; gerade der Umstand, dass sie alle Phasen der geistigen
und religiösen Bewegungen mitmachen und ausprägen, zeugt
für ihre intime und ursprüngliche Verknüpfung mit dem Volks-
glauben überhaupt.
Wir konnten es unmöglich für Zufall halten, wenn eine
Reihe uralter mythischer Vorstellungen, welche uns ganz und
gar in einer prähistorischen Schicht zu wurzeln schienen, in der
Ilias so wenig zur Geltung kommt; der Einwand, dass der In-
halt des Epos nach dieser Seite hin zu wenig Gelegenheit des
Eingehens biete, würde wol die Unterdrückung einzelner Fälle,
nicht aber eines ganzen Systems erklären. Wir kehren daher
zu unserer Voraussetzung zurück, dass das Epos als Kunst-
procluct eine eigene und selbständige Richtung verfolgt, die sich
mit der volksthümlichen Basis keineswegs überall.deckt; daraus
erklärt sich auch der geringe Einfluss, den dasselbe auf die
gleichzeitige, und wie wir sehen werden, auch auf die jüngere
Kunst geübt hat. Diese bleibt, nicht blos um ihres vielfach