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Mincoff-Marriage, Elizabeth
Poetische Beziehungen des Menschen zur Pflanzen- und Tierwelt im heutigen Volkslied auf hochdeutschem Boden — Bonn: P. Hanstein's Verlagshandlung, 1898

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https://doi.org/10.11588/diglit.70221#0079
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Der Mensch und die Pflanzen- und Tierwelt im Volkslied. 69

Ich bin ja so ein kleines Tier,
Was mach ich dann für Schaden hier?
An einem kleinen Blättchen
Thu ich mich ersättigen,
Ich trinke mein Wasser anstatt Bier.
Wenn ich einmal spazieren geh,
Oder wenn ich liege im grünen Klee,
Da kommt der Jäger und schießt mich tot.
(Böhmen 237.)
Erwischt mich der Jäger ....
Ich armer Has’ muss zahlen
So schleudert er mich hin,
So schleudert er mich her,
Als wenn ich ein Dieb am Galgen wär.
(Rhein Nr. 102.)
Der Jäger zieht ihm Pelz und Hosen aus. (Lh. I 523.)
Als Refrain zu seinem Klagelied ruft er aus:
„Wenn ich an meim Schicksal denk,
Es mich recht von Herzen kränkt“ (Lh. I 523)
oder „0 weh mir armen Häselein!“ (Schweiz I 176). *)
Auch der Floh hat seine Klage:
Ich bin ein Flöh lein, arm und klein,
Von Todesnot umgeben usw. (Schweiz I 178.)
Er wird bemitleidet:
Ach wenn der Floh nur sprechen könnt,
So könnt er länger leben,
Bedauert ihn eine kleine Zeit usw.
(Oberhessen 52.)
Die Menschen führen förmliche Unterhaltungen mit den
Tieren. Ein Dialog zwischen Mann und Ziegenbock ist weit
verbreitet. Der Bock erzählt, wie er in der Mühle gewesen
sei und mahlen geholfen (Kuhld. 283) oder meist gestohlen
habe und am Ende geschlagen worden sei. (Mosel 344, Nassau
376, Lh. III 522.)
Unterhaltungen zwischen Menschen und Waldvögelein
sind sehr häufig, besonders in der Liebeslyrik. (Z. B. Lh I 534,
Schlesien 159, Sieb. Sachsen 4, 6, Mosel 102, Meier Schwaben 383.)
b Hasenklagen sind auch zu finden Meier Schwaben 245,
Nassau 376, Schlesien 77 und 79, Lh. I 526—7.
 
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