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1479 und noch um die Mitte des 16. Jhdts. ist er dort nachweisbar. Erst bei Beginn der
Pfälzer Reformation kam er nach Heidelberg. Besonders aufschlußreich ist seine Er-
wähnung aus dem Jahre 1473 in einer Urkunde im Bensheimer Stadtarchiv, betreffend
einen Streit um die Heppenheim—Felsberger Grenze (Siebe Dahl, 1812, Ukd.Buch 92 f.):
Johannes Link, Praemonstratenser-Propst von Lorsch (urkundlich vorkommend 1467—
1478) und ein weiterer Praemonstratenser, Peter von Ilbenstadt, Pfarrer zu Lorsch, haben
damals als Zeugen „herfurbracht (hervorgebracht, beigebracht, vorgelegt) eyn grosse
Bermentenbuche (Pergamentbuch) mit alter Schrift und off columben geschrieben, darin
am ersten Blade nach dem Anfang mit roder Dynt also geschrieben was: De fundacione
Laureshamensis monasterii. Danach folget ein Schrift also luttende: anno dominice incar-
nationis 764 .. ." Im Jahre 1479 erhielt der Codex einen neuen Einband, den heutigen,
besorgt durch den Lorscher Praem.-Propst Eberhard von Wasen, urkundlich bekannt aus
den Jahren 1478—1480. Die mit Schweinsleder überzogene Einbanddecke des gewaltigen
Buches (rund Vi m hoch und % m breit) mit der Aufschrift „Liber Privilegiorum Sancti
Nazarii in Laurissa" zeigt zwischen gotischen Ornamenten das Lorscher Wappen (Fuß-
nagelspitzkreuz) und jenes (Kranich) der Familie von Wasen. Ein weiteres gleichzeitig
neugebundenes Lorscher Evangeliar (heute als Vat. Pal. Nr. 50 in Rom) trägt den Ver-
merk: „Renovatus ac ligatus est liber iste sub reverendissimo praeposito Eberhardo de
Wassen monasterii Laurissens. Anno Domini 1479. Ligatus per Johannem de Sillingestat,
vicarium ecclesiae Wormatiensis". Nach Beendigung des dreißigjährigen Krieges — wie
Glöckner vermutet, wohl 1650 auf Grund des Bergsträßer Rezesses — gelangte die Hand-
schrift aus Heidelberg nach Mainz, landete dann, offenbar über Aschaffenburg, dem
Zufluchtsort des erzbischöflichen Elofes während der Besetzung von Mainz durch die
Franzosen, in Würzburg im Königlich Bayrischen Kreisarchiv, 1836 im Münchener Reichs-
archiv und erliegt heute im Bayrischen Hauptstaatsarchiv in München (Abt. I, Bestand
Mainz, Nr. 19).
Das Lorscher Chronicon hat — abgesehen von kleineren Auszügen — insgesamt sechs
Drucke (davon zwei mit Anschluß des Kopialbuches, also des ganzen Codicis) im
lateinischen Urtext erlebt. Sie wurden herausgegeben von
1) M. Freher, im 1. Band seiner Rerum Germanicarum Scriptores, Frankfurt, 1600 (nur
das Chronicon und auch dieses reichlich gekürzt),
2) G. Struve, in der 1717 erfolgten Neuauflegung von Frehers Rerum Germanicarum
Scriptores,
3) M. Klein, Tegernsee, 1766 (nur das Chronicon und der Anfang der Traditiones;
2 Bände; unvollendet geblieben und trotz der früheren Datierung erst nach der
Mannheimer Edition erschienen),
4) A. Lamey, im Auftrage der Academia Theodoro-Palatina, Mannheim, 1768—1770
(der ganze Codex in 3 Bänden),
5) K. Pertz, im 21. Band der Monumenta Germaniae Historica, Scriptores, Hannover,
1869 (nur das Chronicon),
6) K. Glöckner, im Auftrage der Historischen Kommission, Darmstadt, 1929—1936
(der ganze Codex in 3 Bänden).
1479 und noch um die Mitte des 16. Jhdts. ist er dort nachweisbar. Erst bei Beginn der
Pfälzer Reformation kam er nach Heidelberg. Besonders aufschlußreich ist seine Er-
wähnung aus dem Jahre 1473 in einer Urkunde im Bensheimer Stadtarchiv, betreffend
einen Streit um die Heppenheim—Felsberger Grenze (Siebe Dahl, 1812, Ukd.Buch 92 f.):
Johannes Link, Praemonstratenser-Propst von Lorsch (urkundlich vorkommend 1467—
1478) und ein weiterer Praemonstratenser, Peter von Ilbenstadt, Pfarrer zu Lorsch, haben
damals als Zeugen „herfurbracht (hervorgebracht, beigebracht, vorgelegt) eyn grosse
Bermentenbuche (Pergamentbuch) mit alter Schrift und off columben geschrieben, darin
am ersten Blade nach dem Anfang mit roder Dynt also geschrieben was: De fundacione
Laureshamensis monasterii. Danach folget ein Schrift also luttende: anno dominice incar-
nationis 764 .. ." Im Jahre 1479 erhielt der Codex einen neuen Einband, den heutigen,
besorgt durch den Lorscher Praem.-Propst Eberhard von Wasen, urkundlich bekannt aus
den Jahren 1478—1480. Die mit Schweinsleder überzogene Einbanddecke des gewaltigen
Buches (rund Vi m hoch und % m breit) mit der Aufschrift „Liber Privilegiorum Sancti
Nazarii in Laurissa" zeigt zwischen gotischen Ornamenten das Lorscher Wappen (Fuß-
nagelspitzkreuz) und jenes (Kranich) der Familie von Wasen. Ein weiteres gleichzeitig
neugebundenes Lorscher Evangeliar (heute als Vat. Pal. Nr. 50 in Rom) trägt den Ver-
merk: „Renovatus ac ligatus est liber iste sub reverendissimo praeposito Eberhardo de
Wassen monasterii Laurissens. Anno Domini 1479. Ligatus per Johannem de Sillingestat,
vicarium ecclesiae Wormatiensis". Nach Beendigung des dreißigjährigen Krieges — wie
Glöckner vermutet, wohl 1650 auf Grund des Bergsträßer Rezesses — gelangte die Hand-
schrift aus Heidelberg nach Mainz, landete dann, offenbar über Aschaffenburg, dem
Zufluchtsort des erzbischöflichen Elofes während der Besetzung von Mainz durch die
Franzosen, in Würzburg im Königlich Bayrischen Kreisarchiv, 1836 im Münchener Reichs-
archiv und erliegt heute im Bayrischen Hauptstaatsarchiv in München (Abt. I, Bestand
Mainz, Nr. 19).
Das Lorscher Chronicon hat — abgesehen von kleineren Auszügen — insgesamt sechs
Drucke (davon zwei mit Anschluß des Kopialbuches, also des ganzen Codicis) im
lateinischen Urtext erlebt. Sie wurden herausgegeben von
1) M. Freher, im 1. Band seiner Rerum Germanicarum Scriptores, Frankfurt, 1600 (nur
das Chronicon und auch dieses reichlich gekürzt),
2) G. Struve, in der 1717 erfolgten Neuauflegung von Frehers Rerum Germanicarum
Scriptores,
3) M. Klein, Tegernsee, 1766 (nur das Chronicon und der Anfang der Traditiones;
2 Bände; unvollendet geblieben und trotz der früheren Datierung erst nach der
Mannheimer Edition erschienen),
4) A. Lamey, im Auftrage der Academia Theodoro-Palatina, Mannheim, 1768—1770
(der ganze Codex in 3 Bänden),
5) K. Pertz, im 21. Band der Monumenta Germaniae Historica, Scriptores, Hannover,
1869 (nur das Chronicon),
6) K. Glöckner, im Auftrage der Historischen Kommission, Darmstadt, 1929—1936
(der ganze Codex in 3 Bänden).