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Minst, Karl Josef [Übers.]
Lorscher Codex: deutsch ; Urkundenbuch der ehemaligen Fürstabtei Lorsch (Band 1): Chronicon. Urkunden Nrn. 1 - 166, mit Vermerken, welche die Geschichte des Klosters von 764 - 1175 und mit Nachträgen bis 1181 berichten — Lorsch, 1966

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https://doi.org/10.11588/diglit.20231#0201
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iigen Marcellinus und Petrus, welche er von Rom überführt hatte, einen anderen günstiger
gelegenen Ort vorherbestimmt hatte. Und so blieb die vorgenannte Zelle bis in die neueste
Zeit einigermaßen verödet und verlassen. Als aber die Zeit der Erbarmung anbrach, „da
die Ungerechtigkeit getilgt" (Psalm 51, 3) und die ewige Gerechtigkeit erfüllt würde,
geschah die Güte des Herrn, „dessen Wege eitel Barmherzigkeit und Wahrheit sind"
(Psalm 25, 10). Die göttliche Vorsehung schickte einige Mönche, denen sie es eingegeben,
als Freiwillige (1072, unter Fürstabt Udalrich) dorthin, um das wiederherzustellen, was
253 Jahre lang (seit 819) vernachlässigt worden war. Ihnen stand der liebevolle göttliche
Gönner in der Vollendung ihres Werkes bei, der auch die Kleinsten zu ruhmreicher Tat
befähigt, er, der in allen seinen Entschlüssen und Werken als Wundertäter gesehen und
erkannt wird. Unser frommer Vater und Hirte, unser Herr Odalricus (Udalrich), ein
Liebhaber des heiligen Ordenslebens oder vielmehr ein hervorragender Verkünder des-
selben, vernahm ihre Bitten, erfüllte sie bereitwillig und gab ihnen zum Unterhalt Mard-
bach (Wüstung unweit Erbach), Buolaha (Bullau unweit Erbach) und Rossebuoch (Roß-
bach nordwestl. Erbach) mit allen Rechten. Nach seinem Hinscheiden wünschte sein Nach-
folger, der Herr Adalbert, übervoll von der Süßigkeit verdoppelter Liebe (der Chronist
weiß nichts Rühmliches von ihm zu erzählen!), daß die frisch angelegte Pflanzung kräftige
Wurzeln schlage und erstarke. Dem früher Geschenkten fügte er als Auffrischung Neues
hinzu, nämlich fruchtbares Neuland mit Wiesen als Garten und Einnahmequelle für die
Gemeinschaft. Ihm folgte der Herr Winitherus, auch er der Mehrung des Dienstes Christi
ergeben (vom Chronisten — Vermerke 134 b und 142 — recht übel geschildert!), ver-
mehrend auch das bisher der Zelle Geschenkte durch 14 Morgen Land mit allem Recht
in Winenheim (Weinheim) und Ameslabrunno (Asselbrunn nordwestl. Michelstadt), den
Zehnten in Cunticha (Bad König nördl. Erbach), Cella (Zell unweit Erbach) und
Steinbach bei Michelstadt), durch die Dienstleute in Stocheim (Stockheim bei Erbach),
eine Hube in Steinbach, eine und eine halbe Hube in Bisistat (Bürstadt zwischen Lorsch
und Worms) und durch eine Waldparzelle im Ried bei Bensheim. Außerdem schenkte
König Heinrich IV. ein Weingut bei Eichholz in Ingilenheim (Flur Eichholz in Ingel-
heim = Ober- und Nieder-lngelheim am Rhein). Bezecha von Obbenheim (Oppen-
heim a. Rh.) gab einen Weinberg und einen Bauernhof in Basinsheim, Diemar von
Niderenburc (Niedernberg bei Aschaffenburg) eine halbe Hube in Phungestat (Pfung-
stadt südwestl. Darmstadt). Ich, als deren letzter, vielmehr geringster von allen, der
ich „nur durch Gottes Gnade das bin, was ich bin" (1 Cor. 15, 10), habe beschlossen,
diesen Vergabungen oder Schenkungen überdies zu deren Mehrung noch einiges bei-
zufügen und zu bestätigen, nämlich Erichesbuoch (bei Ernsbach westl. Erbach), Alingis-
bach (Elsbach westl. Erbach), eine Hube in Steinbach, zwei Huben in Ertbach (Erbach),
eine Mühle und fünf Huben in Stocheim (Stockheim bei Erbach), einen Anteil Neuwald
in Biuron (vmbekannt) bei Weinheim, den Zehnten jenes Waldes mit allen Rechten, vier
Morgen und einen Bauernhof in Weinheim, Ertrag und Gerechtsame von zwölf Huben
in Rehbach (nordw. Erbach), Steinbach, Stockheim und für eine halbe Hube, die Herbert
von Lorsch, seine Frau und ihr Sohn in Strazheim (Straßenheim, nördl. Stadtteil von
Mannheim) geschenkt hatten, habe ich ihnen im Tauschwege 14 Morgen in Bisitat (Bürstadt
zwischen Lorsch und Worms) gegeben. Auch Vogt Berthold (d. Ältere) und seine Gattin
Liutgarda (Lütgard) schenkten zwei Huben in Winemundesdale (unbekannt zwischen
Stockheim und Neustadt im Kreis Erbach). Die Mönche selbst haben noch eine Hube in
 
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