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Mitius, Otto
Dürers Schloßhof-Ansichten: und die Cadolzburg bei Nürnberg — Leipzig: Verlag von Karl W. Hiersemann, 1922

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https://doi.org/10.11588/diglit.69800#0036
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seine körperlichen Kräfte zu stählen, Mut und Geistesgegenwart zu üben. Bei Jagd und Turnier,
bei Tanz und Trunk und in der Schlacht war er der erste. Siebzehnjährig trug er im Kriege
gegen die Hussiten das Banner des Ritterbundes vom heiligen Georg. Im Alter von 20 Jahren
errang er auf einem großen Turnier in Nürnberg, bei dem man 352 Teilnehmer zählte, einen
glänzenden Sieg, der ihm den Ruf einbrachte, einer der gewandtesten Turnierhelden seiner Zeit
zu sein. Mit siebzehn Fürsten und einem König lag er gleichzeitig im Streit, und „nichts brachte
ihn aus den Schuhen“. Albrecht war ein glänzender Redner und ein geschäftskundiger, kluger
Diplomat. Der Geheimschreiber Kaiser Friedrichs III., Aeneas Silvius Piccolomini, der nachmalige
Papst Pius II., nannte ihn den deutschen Achill.70
Ganz besonders förderte Albrecht das Turnierwesen. Er war unablässig bemüht, neue
Kampfeswaffen und Spielarten des Fechtens zu ersinnen und selbst auszuproben. „In einem
seyden hembd, on alle ander Beklaydung“ erschien er mit der scharfen Waffe in den Turnier-
sdiranken.71 Seine Hände und seine Füße, sein Gesicht und sein Hals waren mit Narben bedeckt.
Im Jahre 1481 traf er für Franken eine Vereinbarung mit der Ritterschaft über Abhaltung von
Turnieren.72 Und der fränkische Adel brachte gern seine Söhne an Albrechts Hof, der als die
hohe Sdiule ritterlicher Tugend galt. So kann denn der eherne Ritter, der auf der Spitze des
Treppenerkers steht (Bl. B r.), sehr wohl als das weithin sichtbare Wahrzeidien des in diesem
Schlosse herrschenden Geistes und Treibens angesehen werden.
Auf der Cadolzburg herrschte ein reges Leben. „Wir sind fröhlich und selten ohne Gäste“,
schreibt Albrecht. Dem Turnier und der Jagd pflegte sich ein Tanz anzuschließen. Die weiten
Jagdgründe von Cadolzburg waren wegen ihres Reichtums an Wild bekannt. „Vergeßt der ant-
vögel und des wiltpretz nicht, das das wol gehegt werd, auch umb Cadolczpurg .... und Wins-
pach hasen und huner darumb in einer meyl . . . uf des wir auch mit gots hilf lußt mögen ge-
haben, so wir und unser Gemahel heimkommen“. So liest man in einem Schreiben des Kur-
fürsten an seine Räte vom 7. Juni 1476. Ein Jahr später bittet er den Grafen Ulrich von Württemberg,
mit seinem Sohne zur „prunft“ zu kommen; „so wirt man sehen, welicher am höchsten am tanz
springt und der beste jeger sey“.73 An seinen Bruder in Berlin läßt er einmal die Mahnung er-
gehen, sich heraus zu verfügen, damit ihm die schweren Gedanken entfallen. Das sei der Ge-
sundheit gut. Auch möge er die Falken schicken. Es seien viel Hirsche da. Die Brunst sei
nicht zu versäumen.74
Über seinen Lieblingsbeschäftigungen vergaß indessen der Kurfürst seine Pflichten nicht.
Auch bei der Arbeit war er der erste und der letzte. Vor allem war er bemüht, die Einnahmen
seines Landes zu steigern und das Geldwesen in Ordnung zu halten. Er war zur Sparsamkeit
erzogen. Als er am 25. September 1435 aus dem gelobten Lande, wo ihm neben andern
Reisebegleitern in der Nacht des 31. Mai sein Bruder Johann am heiligen Grabe in Jerusalem
den Ritterschlag erteilt hatte, über Nürnberg zu längerem Aufenthalte nach der Cadolzburg zurück-
gekehrt war, wurden ihm für die nächste Zeit vom Vater jährlich nie über 400 Gulden gewährt;
nur die Mutter wußte ihm gelegentlich noch eine Zulage von 100 bis 200 Gulden zuzustecken.
Essen und Trinken hatte er frei. Außerdem wurden ihm noch 40 Pferde gehalten.75 Diese für
einen Fürstensohn nicht gar hohen Einnahmen hielten ihn aber nicht ab, sich an Kriegen, Turnieren
und Jagden zu beteiligen.
Andererseits sehen wir ihn auf die Füllung seiner Kasse Bedacht nehmen. Er griff zu dem
damaligen Allerweltsmittel sich Geld zu verschaffen, zur Alchemie. Fühlung zu dieser geheimnis-
vollen Kunst hatte er durch seinen älteren Bruder Johann bekommen, der durch den Herzog
Johann von Sagan in diese eingeführt worden war. In einem feierlichen Vertrage vom Jahre 1437

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