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Mittheilungen des Museen-Verbandes als Manuscript für die Mitglieder — 1899

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https://doi.org/10.11588/diglit.33012#0001
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B Kunstbibliothek
Staatliche Museen
zu Berlin

Mittheilungen des Museen -Verbandes
He
als Manuscript für die Mitglieder

gedruckt und ausgegeben August 1899.

1. Herr Furtwängler hat den bei der Hamburger Versammlung gegebenen
Ueberblick über das Gesammtgebiet der Fälschungen antiker Kunstgegen-
stände zu einem im November 1898 in der philol.-philos. Klasse der Königl.
Bayerischen Akademie der Wissenschaften in München gehaltenen Vortrag aus-
gearbeitet, der unter dem Titel »Neuere Fälschungen von Antiken«- bei Giesecke
& Dervrient (Berlin/Leipzig 1899) als besondere Schrift erschienen ist. Er bespricht
darin zunächst einige in neuerer Zeit aufgetauchte Fälschungen griechischer Marmor-
sculpturen, die sämmtlich aus einer römischen Bildhauerwerkstatt zu stammen scheinen.

Einen etwas überlebensgrossen weiblichen Kopf alterthümlichen Stils aus
blaustreifigem Marmor hat die Antikenabtheilung des Berliner Museums 18398 erworben,
der angeblich aus Selinunt stammen sollte. Der Kopf war ganz mit einer künstlichen
Schmutzkruste überzogen, die aus einer puzzolanartigen Erde mit Sandkörnern
gebildet zu sein scheint und sehr fest anhaftete, er zeigt kleine, absichtliche Ver-
letzungen an Nase und Hals bei sonst auffallend unversehrter Erhaltung. Der Kopf
ist in der Anordnung des langen, offenen Haares eine unverstandene Nachahmung des
Athenakopfes aus dem aeginetischen Westgiebel und inzwischen auch in Berlin als
Fälschung anerkannt worden.

Eine freie Nachbildung desselben Athenakopfes mit Helm und grossem, halb-
rundem Helmbusch, an dessen Seiten 2 stillose Löwen sitzen, befindet sich ım
römischen Kunsthandel. Er ist ebenfalls sehr gut erhalten und nur an einigen Stellen
absichtlich etwas abgestossen und mit einer künstlichen Versinterung versehen.

Aus dem Ostgiebel der Aegineten ist der Oberkörper des gefallenen Kriegers
in derselben Weise nachgebildet worden und wird ebenfalls von Rom aus angeboten.
Dies Stück ist aus einem schönen antiken Block parischen Marmors gearbeitet,
besser als der Berliner Kopf aber doch mit den unverkennbaren Merkmalen des
gleichen Ursprungs.

Ebenso stammt daher noch ein weiblicher Kopf archaischen Stils, der ein
Diadem mit Rosetten im Haar trägt und aus Marmor in ganz derselben Weise
gearbeitet ist.

Nach Besprechung einer Anzahl weiterer Fälschungen antiker Marmorwerke
neueren oder älteren Ursprungs, die sich in der Glyptothek Ny-Karlsberg in Kopen-
hagen und anderen Sammlungen befinden, behandelt F. die auf anderen Gebieten
der antiken Kunst in neuerer Zeit aufgetretenen Fälschungen.

In Terracotta sind die vor zwei Jahrzehnten auftauchenden Figurengruppen,
die angeblich aus Kleinasien stammen sollten und in Griechenland gemacht wurden,
allmählich als Falsificate zu bekannt geworden, um noch Viele zu täuschen. Doch
hat das Antiquarium der Berliner Museen noch im vorigen Jahre eine solche Gruppe
erworben — ein von einem Genius, der nach oben weist, getragenes Mädchen.

G
 
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