Mittheilungen des Museen-Verbandes
als Manuseript für die Mitglieder
gedruckt und ausgegeben im Juni 1902.
39. Bericht über keramische Fälschungen ete.
auf der Pariser Weltausstellung von 1900, abgegeben auf
der Kölner Versammlung im Oktober 1900. Der Bestand an
keramischen Fälschungen auf der Ausstellung war sehr gering,
soweit es sich um Sachen handelt, die für Museen gefährlich werden
könnten. Es fanden sich zwar zahlreiche Imitationen von alten
Fayencen und Porzellanen, aber von absichtlichen Fälschungen
konnte. nur in den Fällen. die Rede sein, wo auch alte Marken
kopirt. sind. Beispiele dafür fanden sich bei Frankreich, Deutsch-
land und Oesterreich.
Am besten sind bekanntlich die Italiener. in der Nachahmung
ihrer alten Fayencen „eingearbeitet. Unter den massenhaften
Majolikaimitationen im italienischen Hause an der rue des nations
habe ich aber keine nachgemachten Marken gefunden. Cantagalli
steht in kunstvoller Nachbildung werthvoller Majoliken an der
Spitze; er brachte unter anderem eine sehr gelungene Kopie einer
Pirotaschüssel mit Kinderfries nach der Abbildung im Katalog von
Fortnum, ferner eine-grosse Schüssel, deren Mittelbild nach einem
Teller des Correrservices kopirt ist, während das Randmuster einer
Schüssel des Gonzagaservices (abgeb. im Katalog Spitzer) entnommen
ist. Rand und Mitte waren stilgerecht mit einem Ornament bianco
sopra bianco verbunden. Der Maler hat also beide Muster Arbeiten
von Nicola da Urbino entnommen, die stilistisch gut zusammen
gingen. Diese Arbeiten trugen die bekannte redende Marke von
Cantagalli; wenn diese fortgelassen werden sollte, kann der Maler
wohl gefährlich werden.