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Mittheilungen des Museen-Verbandes als Manuscript für die Mitglieder — 1908

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https://doi.org/10.11588/diglit.35221#0009
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B Kunstbibliothek
Staatliche Museen
zu Berlin

worden ist. In der Zeit von 1780—1835 ist es gänzlich verschollen
gewesen. Es ist also unmöglich, daß es auf die Kanne zu der
Zeit, welche ihren Formen entspricht, gemalt werden konnte. Ich
bin aber überzeugt, daß die Kanne überhaupt erst im letzten Jahr-
zehnt entstanden ist, wo die Preise für thüringisches Porzellan
und für Goethe-Andenken sich wesentlich gesteigert haben.
Weimar, den 14. April 1908. Koetschau.

2321. Noch ein echter Güßmann. In der am 18. und
19. Mai 1908 in Frankfurt a. M. zur Versteigerung gelangenden
Sammlung Erbstein befindet sich unter Nr. 609 ein dem Hans
Daucher zugeschriebenes Medaillon des Otto Heinrich von der
Pfalz. Dieses auf Tafel 19 abgebildete 144 mm im Durchmesser
große, aus Kehlheimer Stein geschnittene Medaillon wird im Katalog
als ein hochbedeutendes Kunstwerk beschrieben. Trotzdem der
Verfasser meint, dieses Hauptstück müsse auf jeden Kunstfreund
überwältigenden Eindruck machen, wird man der Wahrheit näher
kommen, wenn man in ihm ein Werk derselben Fälscherwerkstatt
erkennt, deren Erzeugnisse mit dem Namen Güßmanns verknüpft
sind und dem Verbande schon oft in natura vorgelegen haben,
auch in den Mitteilungen eingehend behandelt worden sind. Von
vertrauenswürdiger Seite habe ich erfahren, daß Erbstein, als er
1898 die falschen Steinmodelle Güßmannscher Mache für das Grüne
Gewölbe in Dresden erstand, ein Hauptstück aus jenem Angebote
— ein Pfälzer-Medaillon — für seine private Sammlung kaufte.
Mein Gewährsmann weiß auch, daß Erbstein später den Versuch
gemacht hat, dieses Medaillon in Bayern zu verkaufen. Offenbar
hatte er selbst kein Vertrauen mehr zu ihm, denn er hatte inzwischen
(durch den Unterzeichneten) erfahren, daß die für das Grüne Gewölbe
aus gleicher Quelle erstandenen Medaillons falsch seien. Der Ver-
kauf kam wegen zu hohen Preises nicht zustande. Bei der Ver-
steigerunz der Erbsteinschen Sammlung ist dieses Medaillon um
13 000 Francs von Jacques Seligmann in Paris ersteigert worden.

SB:
 
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