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B Kunstbibliothek
Staatliche Museen
zu Berlin
im übrigen sehr gut. Auf der Rückseite die blaue Mündener Marke
(3 Mondsicheln), darunter ein P. Die Fälschung war klar zu
erkennen an der Glasur, besonders auf der Rückseite. (Abb. im
Archiv.) Sie ist leicht bläulich gefärbt und ist keine Zinnglasur,
sondern die typische Samsonsche Bleiglasur. Wo der rötlichgelbe
Scherben zutage tritt, ist er von einer dünnen, salzglasurartigen
Schicht bedeckt, die bei echter Fayence nicht vorkommt.
Dieselbe Glasur zeigt eine große Pelikan-Terrine, die Wittekind-
Kissingen vor längerer Zeit als Kopie von Samson hat machen
lassen und die sein Sohn, A. Wittekind-Berlin, dem Schloßmuseum
für die Fälschungssammlung geschenkt hat. Diese Terrine zeigt
als besonderes „Echtheits-Kennzeichen“ viel Patina in Form von
Schmutz in den Vertiefungen. Diese Alterspatina stellte Samson
her, indem er die Dachrinnen-Abwässer sammelte, sie mit Leim
versetzte und diesen Sud auf die Fayencen spritzte, die dann
wieder abgebürstet wurden. — Die Schüssel soll aus der Sammlung
A. Janicke - Oslo stammen. Robert Schmidt.
598. Gefälschtes gotisches Reliquiar. (Mitteilung auf
der Budapester Tagung; vgl. Prot. S.5 Nr. VII und Archiv Nr. 1157 a, b.)
Von Alfred Feit in Köln (Unter-Taschenmacher 13) wurde
mir im Juni 1928 als Kommissionsware aus rheinischem Privat-
besitz ein kleines gotisches Reliquiar in Form einer Bischofsbüste
(12,5 cm hoch) angeboten, später nochmals vom „Kunsthändler
Chominski - Frankfurt a. M. für 8000 Z/X. Auf achtkantigem,
mit gotischem Laubwerk sowie Rubinen und Lapislazulisteinen
besetztem, silbervergoldetem Sockel eine Bischofsbüste, der Kopf
aus Elfenbein, Mantel und Mütze aus vergoldetem Silber mit gotischer
Musterung. Unter der Bodenplatte die gravierte Signatur „Reineke
van dressche gholtsmed mindens“, kopiert nach der Signatur der
Pluvialschliesse von 1484 im Berliner Schloßmuseum, und zwar
ersichtlich auf dem Umweg über das Faksimile dieser Signatur in
M. Rosenbergs Merkzeichen HI. 3416.
Das Reliquiar ist offensichtlich gefälscht nach einem ein-
facheren Vorbild, von dem sich ein vor 1877 angefertigter Gips-
abguß im Berliner Schloßmuseum befindet. Das Original dieses,
als „in Kölner Privatbesitz“ befindlich bezeichneten Gipsabgusses
scheint verschollen: aber selbst bei diesem „Original“ halte
ich es für sehr wahrscheinlich, daß es ebenfalls schon eine
Fälschung war. Robert Schmidt.
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zu Berlin
im übrigen sehr gut. Auf der Rückseite die blaue Mündener Marke
(3 Mondsicheln), darunter ein P. Die Fälschung war klar zu
erkennen an der Glasur, besonders auf der Rückseite. (Abb. im
Archiv.) Sie ist leicht bläulich gefärbt und ist keine Zinnglasur,
sondern die typische Samsonsche Bleiglasur. Wo der rötlichgelbe
Scherben zutage tritt, ist er von einer dünnen, salzglasurartigen
Schicht bedeckt, die bei echter Fayence nicht vorkommt.
Dieselbe Glasur zeigt eine große Pelikan-Terrine, die Wittekind-
Kissingen vor längerer Zeit als Kopie von Samson hat machen
lassen und die sein Sohn, A. Wittekind-Berlin, dem Schloßmuseum
für die Fälschungssammlung geschenkt hat. Diese Terrine zeigt
als besonderes „Echtheits-Kennzeichen“ viel Patina in Form von
Schmutz in den Vertiefungen. Diese Alterspatina stellte Samson
her, indem er die Dachrinnen-Abwässer sammelte, sie mit Leim
versetzte und diesen Sud auf die Fayencen spritzte, die dann
wieder abgebürstet wurden. — Die Schüssel soll aus der Sammlung
A. Janicke - Oslo stammen. Robert Schmidt.
598. Gefälschtes gotisches Reliquiar. (Mitteilung auf
der Budapester Tagung; vgl. Prot. S.5 Nr. VII und Archiv Nr. 1157 a, b.)
Von Alfred Feit in Köln (Unter-Taschenmacher 13) wurde
mir im Juni 1928 als Kommissionsware aus rheinischem Privat-
besitz ein kleines gotisches Reliquiar in Form einer Bischofsbüste
(12,5 cm hoch) angeboten, später nochmals vom „Kunsthändler
Chominski - Frankfurt a. M. für 8000 Z/X. Auf achtkantigem,
mit gotischem Laubwerk sowie Rubinen und Lapislazulisteinen
besetztem, silbervergoldetem Sockel eine Bischofsbüste, der Kopf
aus Elfenbein, Mantel und Mütze aus vergoldetem Silber mit gotischer
Musterung. Unter der Bodenplatte die gravierte Signatur „Reineke
van dressche gholtsmed mindens“, kopiert nach der Signatur der
Pluvialschliesse von 1484 im Berliner Schloßmuseum, und zwar
ersichtlich auf dem Umweg über das Faksimile dieser Signatur in
M. Rosenbergs Merkzeichen HI. 3416.
Das Reliquiar ist offensichtlich gefälscht nach einem ein-
facheren Vorbild, von dem sich ein vor 1877 angefertigter Gips-
abguß im Berliner Schloßmuseum befindet. Das Original dieses,
als „in Kölner Privatbesitz“ befindlich bezeichneten Gipsabgusses
scheint verschollen: aber selbst bei diesem „Original“ halte
ich es für sehr wahrscheinlich, daß es ebenfalls schon eine
Fälschung war. Robert Schmidt.