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Mittheilungen des Museen-Verbandes als Manuscript für die Mitglieder — 1929

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https://doi.org/10.11588/diglit.35243#0036
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B Kunstbibliothek

staatliche Museen

zu Berlin

618b. Aus der Schweiz wurde mir 19238 ein Aquamanil
als hohe Kostbarkeit vorgelegt, das unter Benutzung von zwei
bekannten Originalen des Ungarischen Nationalmuseums hergestellt
ist. Den Oberkörper bildete eine wenig varlierte Verkleinerung
des frühen Aquamanils in Form eines Frauenkopfes, den Unterteil
eine Nachbildung des etwas jüngeren Kentaurenaquamanils, aber
ohne die Kinderfigur auf dem Rücken des Originals. Die älteste
Fälschung nach diesem Kentauren ist schon 1895 in den Handel
gekommen und nach erneutem Auftauchen auch in den Lichtdrucken
des Verbandes abgebildet worden. Ein zweites Falschexemplar,
in Budapester Privatbesitz, wurde von Herrn Czänyi vorgelegt.
Diese Fälschung mit dem Frauenkopf kommt offenbar aus der-
selben Werkstatt. O. v. Falke.

619. Deutsche Waffenfälscher. (Mittellung auf der
Budapester Tagung; vgl. Prot. S. 9 Nr. X.)

Bei Harnischen ist sehr oft schwer zu entscheiden, ob ältere
Ergänzungen vorliegen, denn nach Inventarangaben hat man z. B.
in Neuburg a. D. an einem gotischen Harnisch im 16. Jahrhundert
eine Schuhspitze und andere Teile durch einen Augsburger Plattner
ergänzen lassen. Ebenso ist es schwer bei Schwertern festzustellen,
ob Griff und Klinge ursprünglich sind. Bei Schwertern, die gebraucht
wurden, brach immer einmal eine Klinge und mußte, vielleicht
schon 20 oder weniger Jahre nach der Herstellung erneuert
werden, oder man nahm eine alte Klinge und machte einen Griff
daran, der vielleicht ein Jahrhundert später zu datieren ist. So
kann eine allgemein gültige Regel für Erkennen solcher Ergän-
zungen nicht aufgestellt werden, nur langjährige Erfahrung kann
hier helfen.

In den 80er Jahren des 19. Jahrhunderts waren vor allem
zwei Orte in Deutschland für Herstellung von Harnischen berühmt:
München und Wien. Wobei zu bemerken ist, daß viele dieser
Harnische nur als Nachbildungen hergestellt wurden und erst im
Laufe der Wanderung durch Händlerhände zu _Altertümern
gestempelt wurden.

In München war es vornehmlich der Spengler Hugel, der
vorzügliche Arbeiten lieferte. In der Hoftheater-Rüstkammer und
fast in jedem Münchner Studenten-Korpshaus steht ein gotischer
Harnisch von ihm. Die gotischen Harnische im Nationalmuseum
München, in Sigmaringen, in der ehemaligen Sammlung Hefner-


 
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