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Mittheilungen des Museen-Verbandes als Manuscript für die Mitglieder — 1935

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https://doi.org/10.11588/diglit.35248#0022
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3. Schretlens Aufsatz auszugsweise abgedruckt von Scheffler
ın „Kunst und Künstler‘ 1933 S. 141.

III. Vergleich mit der Zeichnung van Goghs (Abb. 2):

Übereinstimmend mit dem Berliner Bild: Kiesweg in der un-
teren linken Ecke, Schraffur des Kirchendaches, Pflanze vor der
Mauer vorn rechts, Höherstellung der Bäume vor dem Haus erklärt
sich aus dem schmaleren Format der Zeichnung, die offenbar aus
dem Gedächtnis gemacht wurde.

Diese Verschiebung ist im Basler Bild nur vor dem Haus
übernommen, vor der Kirche sind die Verhältnisse des Berliner
Bildes beibehalten.

Vergleich mit dem Brief van Goghs:

Für das Berliner Bild spricht unzweideutig: „A gauche un
buisson vert et lilas‘, „au dessus du mur un noisetier a feuillage
violet‘‘, „Ciel vert päle‘‘.

Für das Basler Bild spricht scheinbar: „La maison elle meme
rose a toit de tuiles bleuätres‘‘ (was auf dem Berliner Bilde nur für
den Giebel des dahinterliegenden Hauses zutrifft), „Sur l’avant
plan un chat noir‘‘.

Die Bezeichnung „rose‘‘ verwendet van Gogh in seinem Brief
auch für das Rosenbeet inmitten des Bildes, das nur auf der Berliner
Fassung als solches klar charakterisiert ist, während das Basler Bild
hier ein verwelktes mattes Blumenbeet zeigt, in dem nur zur Not
noch helle Rosen erkenntlich sind.

Diese Farbangabe „rose‘‘ trifft also für Haus und Rosenbeet
gleichmäßig zu und tatsächlich ist auch auf dem Berliner Bild die
Farbe bei beiden Bildteilen durchaus gleich. So hell diese Farbe ist,
so ist sie gegenüber einem reinen Weiß unzweifelhaft „rose‘‘, das
außerdem im Laufe der Zeit ausgeblichen sein dürfte. Jedenfalls
zeigt mikroskopische Untersuchung zahlreiche rote Farbkörper.

Die Katze ist auf dem Berliner Bild übermalt. Die Abbildung
im Auktionskatalog von 1900 zeigt sie noch. Auf einer Photographie
von Druet, die 1904 gemacht wurde, ist sie schon verschwunden. Die
Übermalung zeigt Farbtupfen von Chromorange, die im Berliner Bild
fremd sind, dagegen genau so bei der Kirche des Basler Bildes auf-
tauchen. Daher der Verdacht, daß der Fälscher die Katze übermalt hat.

Der Nachweis, daß der Brief um 1900 schon veröffentlicht war,
ist bisher nicht geglückt. Bei den zuerst gedruckten Briefen im
„Mercure de France‘ von 1893—1897 befindet er sich nicht.
 
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