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Mittheilungen des Museen-Verbandes als Manuscript für die Mitglieder — 1935

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https://doi.org/10.11588/diglit.35248#0025
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= 95 —

zeigen. Das Räuchergefäß, das der Apostel rechts schwang, ist, wie
auch in München, abgebrochen, aber man sieht noch die Stelle,
an der es mit dem Grund zusammenhing, ebenso den Nimbus der
abgebrochenen kleinen Marienfigur, die Christus emporhielt. Auch
in München sitzt der Nimbus auf dem Hintergrund. Dies scheint
für eine Fälschung fast zu raffiniert. Auch die Lage der Maria mit
Kopf nach rechts stimmt mit dem Münchener Exemplar überein,
während die Lage auf allen andern Elfenbeindarstellungen, die sehr
zahlreich sind, stets umgekehrt ist. Eigentümlich ist, daß der
Apostel hinter dem Bett, der sich in München mit der Hand auf
die Bettkante stützt, bei dem andern Relief auf den Arm der
Maria faßt und Paulus am Fußende nicht wie sonst die Hände
auf die Füße, sondern hier un-
gefähr auf die Knie legt, was er
selbst bei den schlechtesten Aus-
führungen der Szene nicht wagt.
Die -:Köpfe sehen nicht überzeu-
gend byzantinisch aus, die Falten
des Bettuches sind zu vertikal,
das feste Schema dafür ist sonst
stets eine stärkere Dreiecksbildung.
Es ist nicht deutlich, wo die
Falten des Mantels des rechts
vorgeschobenen Apostels aufhören
und die des Bettes beginnen. Der
Fußschemel, der auf zwei Bogen
ruht, ist hier durch zwei große
Bohrlöcher nachgeahmt, die un-
Archiv Nr. 1508 (Abb. 3) natürlich auch in den Boden
einschneiden. Man wird also recht
mißtrauisch, während andererseits der Zustand ohne gewaltsame
Sprünge und Abreibungen ist, wie sie die Fälscher lieben, und
die Provenienz aus der Sammlung Trivulzi Echtes verspricht.

Da kommt nun der Umstand in Betracht, daß eine zweite Nach-
ahmung des Münchner Reliefs im Metropolitan-Museum in New
York vorhanden ist (Abb. 3), die ebenfalls viele Verdachtsgründe
aufweist. Sie ist besonders geschickt gemacht und ist auch als echt
ausgestellt. Die Nachahmung ist viel genauer als die Replik im
Kunsthandel, aber sie reduziert ebenso wie jene die Zahl der Leid-
tragenden, die auf dem Münchner Relief 15 beträgt, auf die übliche
Apostelzahl 12. Diese kopiert er genau, gibt aber den Gesamt-
gruppen rechts wie links einen möglichst einfachen Kontur ohne die


 
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