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Mittheilungen des Museen-Verbandes als Manuscript für die Mitglieder — 1935

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https://doi.org/10.11588/diglit.35248#0061
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= O1 —

unserer Schüssel ist wohl sicher ein anderer Goldschmied gewesen. —
Das Auftauchen der Schüssel kam mir nicht unerwartet : der Händler
H. von der Marwitz, München (früher Frankfurt a. M.), bat mich vor
einigen Monaten um Photos mehrerer Lüneburger Silberarbeiten, da
er eine scheinbar damit im Zusammenhang stehende Schüssel mit
eingesetzten alten Münzen „in der sehr großen Silberkammer einer
spanischen Fürstenfamilie‘‘ entdeckt habe und eventuell erwerben
wolle. Die Übereinstimmung des Stückes mit unserem Original
scheint ihn also dazu verführt zu haben, die Schüssel für echt zu
halten und zu erwerben, denn er schrieb mir bei der Rücksendung der
Photographien, er sei jetzt überzeugt, daß es sich bei dem von ihm
aufgefundenen Teller um eine Lüneburger Arbeit handele. So ist das
Stück nun in Umlauf gekommen und wird als eine technisch vortreff-
liche Arbeit wahrscheinlich mehrfach die Gemüter von Sammlern
und Museumsleitern beunruhigen. Hier die Warnung und zugleich
die Bitte, den Fall absolut diskret zu behandeln (was an sich ja
statutengemäß selbstverständlich ist!), weil der betreffende Kunst-
händler mich aus persönlichen Gründen darum bat. Daß ich die
Schüssel trotzdem in unseren Mitteilungen bringe, dazu halte ich
mich jedoch für verpflichtet, um Schaden zu verhüten.

Berlin, 19. Oktober 1934 R. Schmidt.

Nachschrift: Noch vor Drucklegung dieses Heftes erfahre ich,
daß es auch mit der „Silberkammer des spanischen Fürstenhauses‘‘
wieder einmal nichts ist: das Stück hat etwa zwei Jahre in der
Sammlung Roselius (Bremen) gestanden und ist dann auf mehr-
faches Anraten von Dr. Jantzen, Bremen, an den Verkäufer, den
Händler Metzler in Wiesbaden, zurückgegeben worden. R.S.

72353. Gefälschter Silberdeckel eines Steinzeug-
bechers. (Archiv Nr. 1536.)

Im Herbst 1934 wurde mir ein Siegburger Steinzeugbecher mit
silbervergoldetem Deckel angeboten (s. Abb.). Der zweifellos
echte Becher zeigt neben plastischen Akanthusblättern und ein-
gepreßten Rosettenmotiven ein Rundmedaillon mit Wappen der
Herren von Bobenhausen (mittelrheinisches, oberhessisches Ge-
schlecht) und der Jahrzahl 1572, die noch einmal am Fuß zwischen
Löwenköpfen erscheint. Der Deckel wiederholt in getriebener Arbeit
die Akanthusblätter und Rosetten; obenauf ein Fruchtkelch. Als
Marke trägt er die Mainzer Beschau = R° 3, 3324. Außerdem ist
der Lippenrand des Bechers in Silber gefaßt. Dieser — übrigens
 
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