B Kunstbibliothek
staatliche Museen
zu Berlin
Witwe. Die Sammlung besteht zum großen Teil aus erstklassigen,
gut auserlesenen und auch gut erhaltenen Dingen, die den Besitz
des Museums an Glas ausgezeichnet bereichern; es wäre aber zu
verwundern, wenn sich in einer so reichhaltigen und kostbaren
Sammlung nicht auch einige unechte Stücke fänden. Und so ist es
in der Tat. Unter diesen Fälschungen befindet sich eine venezia-
nische Pilgerflasche, die von Mr. Buckley für 145 Pfund gekauft
Archiv Nr.1630
(4b5.2)
worden ist. Die Flasche ist in Emailfarben mit zwei Wappen
bemalt, — auf der einen Seite das der Visconti, auf der anderen das
der Sforza-Bentivoglio; auf Hals und Fuß und rings um die Wappen
vergoldete Bänder mit fein ausgekratztem Muster und Emailperlen
in blau, weiß und rot wie auf echten venezianer Gläsern des frühen
16. Jahrhunderts. Die Wappen sind sehr grob, ja recht kindisch
gemalt, die Farben sind etwas grell. Das allein aber ist nicht not-
wendig ganz befremdend: man findet ziemlich oft gute, alte Gläser
dieser Art, die in moderner Zeit, um sie interessanter zu machen, mit
bekannten Wappen — Medici, Salviati usw. — versehen worden
sind. Die Wappen unserer Flasche sehen, man muß es gestehen,
sehr bedenklich aus. Der übrige Dekor scheint auf den ersten Blick
besser in Ordnung zu sein ; aber bei genauerer Prüfung bemerkt man,
daß trotz des guten, befriedigenden Aussehens der Vergoldung die
gravierten Linien recht schwach und unsicher sind, die Farben auch
der Emailperlen zu scharf und grell. Endlich die Glasmasse: diese
ist viel zu schwer und in der Farbe zu dunkel; sie hat eine bräunlich-
rosa Farbe, die wahrscheinlich durch eine überstarke Zuteilung von
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staatliche Museen
zu Berlin
Witwe. Die Sammlung besteht zum großen Teil aus erstklassigen,
gut auserlesenen und auch gut erhaltenen Dingen, die den Besitz
des Museums an Glas ausgezeichnet bereichern; es wäre aber zu
verwundern, wenn sich in einer so reichhaltigen und kostbaren
Sammlung nicht auch einige unechte Stücke fänden. Und so ist es
in der Tat. Unter diesen Fälschungen befindet sich eine venezia-
nische Pilgerflasche, die von Mr. Buckley für 145 Pfund gekauft
Archiv Nr.1630
(4b5.2)
worden ist. Die Flasche ist in Emailfarben mit zwei Wappen
bemalt, — auf der einen Seite das der Visconti, auf der anderen das
der Sforza-Bentivoglio; auf Hals und Fuß und rings um die Wappen
vergoldete Bänder mit fein ausgekratztem Muster und Emailperlen
in blau, weiß und rot wie auf echten venezianer Gläsern des frühen
16. Jahrhunderts. Die Wappen sind sehr grob, ja recht kindisch
gemalt, die Farben sind etwas grell. Das allein aber ist nicht not-
wendig ganz befremdend: man findet ziemlich oft gute, alte Gläser
dieser Art, die in moderner Zeit, um sie interessanter zu machen, mit
bekannten Wappen — Medici, Salviati usw. — versehen worden
sind. Die Wappen unserer Flasche sehen, man muß es gestehen,
sehr bedenklich aus. Der übrige Dekor scheint auf den ersten Blick
besser in Ordnung zu sein ; aber bei genauerer Prüfung bemerkt man,
daß trotz des guten, befriedigenden Aussehens der Vergoldung die
gravierten Linien recht schwach und unsicher sind, die Farben auch
der Emailperlen zu scharf und grell. Endlich die Glasmasse: diese
ist viel zu schwer und in der Farbe zu dunkel; sie hat eine bräunlich-
rosa Farbe, die wahrscheinlich durch eine überstarke Zuteilung von
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