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B Kunstbibliothek
Staatliche Museen
zu Berlin
wobei — wie meist bei Gießmann — der Unterarm unbeholfen und
eckig ansetzt. Auf der Rückseite (Abb. 2) sind ein Wappen, eine
aus HH v R zusammengesetzte Signatur und die Zahl XLII ver-
tieft eingeschnitten. Hier hat sich der Fälscher völlig vergriffen.
Es widerspricht dem Sinn des 16. Jahrhunderts grundsätzlich, das
Wappen des Dargestellten mit der Signatur, die den Künstler be-
zeichnet, und einer Zahl, die sich auf das Alter des Porträtierten
bezieht, zusammenzustellen. Der Wahlspruch auf der Vorderseite
geht auf die bekannte Stelle des Römerbriefes (14,8) zurück:
„Darum, wir leben oder sterben, so sind wir des Herrn‘‘. Die hier
Archiv Nr. 1637 (Abb. 2)
vorgenommene Veränderung gegenüber dem Vulgatatext, der
folgenden Wortlaut hat: „Sive ergo vivimus, sive morimur, Domini
sumus‘‘ ist nach dem Urteil eines Sachverständigen konstruktiv
nicht unbedingt falsch, für das 16. Jahrhundert aber undenkbar.
2. Reiterstatuette. Buchsholz, H. (ohne den Sockel)
12,5 em (Abb. 37.
Die Statuette darf möglicherweise ebenfalls für den Fälscher
Gießmann in Anspruch genommen werden; daß es sich um eine
Fälschung der siebziger Jahre des 19. Jahrhunderts handelt, steht
außer Zweifel. Zwei Reliefs von Hans Daucher sind als Vorbilder
ineinander verarbeitet worden: das Relief mit der Begegnung
Karls V. und Ferdinands I., das sich in der Morgan Library in
New York befindet, und das Rundbildnis des Pfalzgrafen Philipp
im Besitz des früheren Kronprinzen Rupprecht von Bayern.
Das Pferd ist dem Pferd Karls V. (vgl. die Beinstellung) nach-
gebildet. Die Verzierungen am Roßharnisch sind von dem Harnisch
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zu Berlin
wobei — wie meist bei Gießmann — der Unterarm unbeholfen und
eckig ansetzt. Auf der Rückseite (Abb. 2) sind ein Wappen, eine
aus HH v R zusammengesetzte Signatur und die Zahl XLII ver-
tieft eingeschnitten. Hier hat sich der Fälscher völlig vergriffen.
Es widerspricht dem Sinn des 16. Jahrhunderts grundsätzlich, das
Wappen des Dargestellten mit der Signatur, die den Künstler be-
zeichnet, und einer Zahl, die sich auf das Alter des Porträtierten
bezieht, zusammenzustellen. Der Wahlspruch auf der Vorderseite
geht auf die bekannte Stelle des Römerbriefes (14,8) zurück:
„Darum, wir leben oder sterben, so sind wir des Herrn‘‘. Die hier
Archiv Nr. 1637 (Abb. 2)
vorgenommene Veränderung gegenüber dem Vulgatatext, der
folgenden Wortlaut hat: „Sive ergo vivimus, sive morimur, Domini
sumus‘‘ ist nach dem Urteil eines Sachverständigen konstruktiv
nicht unbedingt falsch, für das 16. Jahrhundert aber undenkbar.
2. Reiterstatuette. Buchsholz, H. (ohne den Sockel)
12,5 em (Abb. 37.
Die Statuette darf möglicherweise ebenfalls für den Fälscher
Gießmann in Anspruch genommen werden; daß es sich um eine
Fälschung der siebziger Jahre des 19. Jahrhunderts handelt, steht
außer Zweifel. Zwei Reliefs von Hans Daucher sind als Vorbilder
ineinander verarbeitet worden: das Relief mit der Begegnung
Karls V. und Ferdinands I., das sich in der Morgan Library in
New York befindet, und das Rundbildnis des Pfalzgrafen Philipp
im Besitz des früheren Kronprinzen Rupprecht von Bayern.
Das Pferd ist dem Pferd Karls V. (vgl. die Beinstellung) nach-
gebildet. Die Verzierungen am Roßharnisch sind von dem Harnisch
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