Göttin, die eine Schüssel trägt.
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lieh ist. Ein Kranz liegt ab und an um den Fuß dieses Geräts, als sollte er den Druck ab-
schwächen3); manchmal hängt er über den Rand, 197, oder zwischen dem, was aus ihr her-
vorragt, 1964). Gewöhnlich sind es zwei, im Umriß Pinienzapfen gleichende oder schwamm-
artige Gebilde, die irgendeine Gabe darstellen5) und zwischen oder vor denen Bildchen des
Harpokrates, der mit dem Füllhorn an den Pfeiler sich lehnt, oder eines aufgerichteten Uräus
stehen. Eine Amphora steht öfters neben ihr auf dem Bock, manchmal spielt, 1966) ein
Knabe in kurzem Hemd und Kranz oder Spitzmütze (?) die Doppelflöte (vgl. 53).
Das Motiv der Trägerin ist beiden Völkern gemein und uralt, weil dem Leben entnommen7),
auf Menschen und göttliche Wesen erstreckt, profan und kultlich verwendet8). Die rein griechische
Form will mit den schwachen ägyptischen Reminiszenzen eine ägyptische Vorstellung ver-
schleiern: Wie es scheint, entspricht die Frau einer Aphrodite. Oder ihrer Priesterin? Schreiber
sieht (Anm. 7) in ihr ein „Gattungswesen begrifflicher Art" und erkennt in ihr die „Ernährerin
des Toten"; wie auch für ihn der flötenspielende Knabe auf „die Flötenmusik des Leichen-
begängnisses bezogen werden darf." Damit sind aber die Bildchen der Schlange und des Harpo-
krates sicher nicht erklärt, wenn wir auch einmal eine, freilich leere, Schüssel vor der Toten
finden, 229. Ferner ist zu bemerken, daß die Amphora auch bei gewöhnlichen Opferszenen
und neben Götterbildern9) steht; wie Flötenspiel auch beim festlichen Opfer gefordert wurde10).
All das erschwert eine präzise Deutung. Wohl ist mir bekannt, daß vor dem Toten ein Korb
mit Früchten, Blumen, Trauben, Becher, eine Amphora steht11), daß eine Göttin auf der Reise
nach Westen ihn mit Speise und Trank versieht12), und man möchte vermuten, daß Nut oder
Hathor13) — daher jene Anlehnung an Aphrodite — sich hinter der Frau verberge; aber selbst
damit werden die Schwierigkeiten nicht gelöst. Weisen nicht die Schlange und der Knabe mit
dem Füllhorn, von denen eines immer erscheint, auf allgemein chthonische Vorstellungen hin?
Ist denn da die ägyptische Vorstellung von der Ernährung des Toten ungetrübt übertragen?
destens Holzarbeit vorauszusetzen, kein Flechtwerk zu sein. Eine solche Schüssel, aus Metall zu denken, steht vor der Toten,
Taf. 23, 229. In der pompa des Philadelphos ist eine Gruppe von Knaben &v /t^nt ^o%voot§, hßavwxöv xal a^vQvav, m ^
x^oxov eni %^vo<bv [la^ovopwv tf^ovteg exarov eixogi (Athenaeus V, 197f.); diese pa^ovo^a dürfen wir uns in dieser Form
vorstellen (vgl. auch andere Zeugnisse, Daremberg-Saglio III, 1662).
3) Vgl. Anm. 2 Nr. 3. M. Mayer, Arch. Jahrbuch 1910, 183.
4) 195, zum Unterschied von allen andern, sieht aus, als sei eine zweite Schüssel mit überhöhtem Rand in die äußere
hineingestellt.
5) Das ist nicht eindeutig wiedergegeben. Pinienzapfen (s. Hülsen, Röm. Mitt. 1904, 87 ff., bes. 110, 1)? da wäre die
Innenzeichnung (z. B. 187, 197) unmöglich. Honigwaben oder Kuchen? (s. Frickenhaus, Terr. von Tiryns S. 80); da wider-
streitet die Form von 196. Trauben? (Edgar, Graeco-Eg. Coffins 33269, pl. XLIII). Blumenkränze? (Man denke sich die
Figürchen weg, vgl. 196. Ist dann die Schüssel ganz angefüllt? vgl. 187. Blumen in ,ta^ov%a vgl. Anm. 2).
6) Z. B. auch Karlsruhe H. 741.
7) Schreiber (Anm. 1) hat schon an die altäg. Dienerinnenfiguren erinnert; griechisch: Winter, Typ.-Kat. I, 14, 4; 20, 7;
22, 7. M. Mayer, Arch. Jahrbuch 1910, 183ff., Fig. 9—12.
8) Typ.-Kat. I, 111, 158; ornamental Scheurleer, Catalogus eener Verzameling Egypt.... Oudh. 1909, pl. XIV Nr. 163
(aus Erment). Maenade, Amelung, Vatikan 11, 651. Fig. des Att. Festkalenders Schreiber, Kulturh. Atl., Taf. LXII, II, 4.;
vgl. auch den Fruchtschalenträger auf dem Menrelief, Bull. Corr. Hell. 1899, 389, pl. I.
9) Z. B. Nr. 141 usw. — Bilder: Nr. 66, 77, 78. Erman, Äg. Zeitschrift 1895, Taf. III; vgl. den Agathodaimon (oben
S. 107) bei Dattari, Taf. XXII, 3768, ferner eine „Nut" in Karlsruhe. Auf dem Leichentuch, Berlin 13277 begießt die r. Göttin
den Toten mit Wasser aus einer Amphora (Ausf. Verz.2 357, Abb. 70). Auch in ägyptischen Kultdarstellungen, z. B. vor
dem Amonsbild Daressy, Annales IX, Taf. I, II, oben S. 24. — Amelung, Vat. II, 23 nennt eine weibl. Figur neben Pluto,
Kora, Thanathos, neben der eine Amphora steht, schlechthin „Danaide". Ob mit Recht? Vgl. z. B. Bachofen, Röm. Grab-
lampen, Taf. 42, 3.
10) Wilcken, Chrestom. 477. — Auch Harpokrates (?) spielt die Doppelflöte, oben Nr. 53.
") Edgar, Graeco-Eg. Coff. 33269, pl. XL111; vgl. 33276, pl. XLVI, wo Blumen, Gefäß, Amphora auf die Mumienhülle
gemalt sind. Vgl. auch die Verfügungen, Wilcken, Chrest. 500.
12) Erman, Rel.2 27, Fig. 38; s. auch oben S. 39, Anm. 43.
13) So schon Ausführl. Verzeichn.2 370.
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lieh ist. Ein Kranz liegt ab und an um den Fuß dieses Geräts, als sollte er den Druck ab-
schwächen3); manchmal hängt er über den Rand, 197, oder zwischen dem, was aus ihr her-
vorragt, 1964). Gewöhnlich sind es zwei, im Umriß Pinienzapfen gleichende oder schwamm-
artige Gebilde, die irgendeine Gabe darstellen5) und zwischen oder vor denen Bildchen des
Harpokrates, der mit dem Füllhorn an den Pfeiler sich lehnt, oder eines aufgerichteten Uräus
stehen. Eine Amphora steht öfters neben ihr auf dem Bock, manchmal spielt, 1966) ein
Knabe in kurzem Hemd und Kranz oder Spitzmütze (?) die Doppelflöte (vgl. 53).
Das Motiv der Trägerin ist beiden Völkern gemein und uralt, weil dem Leben entnommen7),
auf Menschen und göttliche Wesen erstreckt, profan und kultlich verwendet8). Die rein griechische
Form will mit den schwachen ägyptischen Reminiszenzen eine ägyptische Vorstellung ver-
schleiern: Wie es scheint, entspricht die Frau einer Aphrodite. Oder ihrer Priesterin? Schreiber
sieht (Anm. 7) in ihr ein „Gattungswesen begrifflicher Art" und erkennt in ihr die „Ernährerin
des Toten"; wie auch für ihn der flötenspielende Knabe auf „die Flötenmusik des Leichen-
begängnisses bezogen werden darf." Damit sind aber die Bildchen der Schlange und des Harpo-
krates sicher nicht erklärt, wenn wir auch einmal eine, freilich leere, Schüssel vor der Toten
finden, 229. Ferner ist zu bemerken, daß die Amphora auch bei gewöhnlichen Opferszenen
und neben Götterbildern9) steht; wie Flötenspiel auch beim festlichen Opfer gefordert wurde10).
All das erschwert eine präzise Deutung. Wohl ist mir bekannt, daß vor dem Toten ein Korb
mit Früchten, Blumen, Trauben, Becher, eine Amphora steht11), daß eine Göttin auf der Reise
nach Westen ihn mit Speise und Trank versieht12), und man möchte vermuten, daß Nut oder
Hathor13) — daher jene Anlehnung an Aphrodite — sich hinter der Frau verberge; aber selbst
damit werden die Schwierigkeiten nicht gelöst. Weisen nicht die Schlange und der Knabe mit
dem Füllhorn, von denen eines immer erscheint, auf allgemein chthonische Vorstellungen hin?
Ist denn da die ägyptische Vorstellung von der Ernährung des Toten ungetrübt übertragen?
destens Holzarbeit vorauszusetzen, kein Flechtwerk zu sein. Eine solche Schüssel, aus Metall zu denken, steht vor der Toten,
Taf. 23, 229. In der pompa des Philadelphos ist eine Gruppe von Knaben &v /t^nt ^o%voot§, hßavwxöv xal a^vQvav, m ^
x^oxov eni %^vo<bv [la^ovopwv tf^ovteg exarov eixogi (Athenaeus V, 197f.); diese pa^ovo^a dürfen wir uns in dieser Form
vorstellen (vgl. auch andere Zeugnisse, Daremberg-Saglio III, 1662).
3) Vgl. Anm. 2 Nr. 3. M. Mayer, Arch. Jahrbuch 1910, 183.
4) 195, zum Unterschied von allen andern, sieht aus, als sei eine zweite Schüssel mit überhöhtem Rand in die äußere
hineingestellt.
5) Das ist nicht eindeutig wiedergegeben. Pinienzapfen (s. Hülsen, Röm. Mitt. 1904, 87 ff., bes. 110, 1)? da wäre die
Innenzeichnung (z. B. 187, 197) unmöglich. Honigwaben oder Kuchen? (s. Frickenhaus, Terr. von Tiryns S. 80); da wider-
streitet die Form von 196. Trauben? (Edgar, Graeco-Eg. Coffins 33269, pl. XLIII). Blumenkränze? (Man denke sich die
Figürchen weg, vgl. 196. Ist dann die Schüssel ganz angefüllt? vgl. 187. Blumen in ,ta^ov%a vgl. Anm. 2).
6) Z. B. auch Karlsruhe H. 741.
7) Schreiber (Anm. 1) hat schon an die altäg. Dienerinnenfiguren erinnert; griechisch: Winter, Typ.-Kat. I, 14, 4; 20, 7;
22, 7. M. Mayer, Arch. Jahrbuch 1910, 183ff., Fig. 9—12.
8) Typ.-Kat. I, 111, 158; ornamental Scheurleer, Catalogus eener Verzameling Egypt.... Oudh. 1909, pl. XIV Nr. 163
(aus Erment). Maenade, Amelung, Vatikan 11, 651. Fig. des Att. Festkalenders Schreiber, Kulturh. Atl., Taf. LXII, II, 4.;
vgl. auch den Fruchtschalenträger auf dem Menrelief, Bull. Corr. Hell. 1899, 389, pl. I.
9) Z. B. Nr. 141 usw. — Bilder: Nr. 66, 77, 78. Erman, Äg. Zeitschrift 1895, Taf. III; vgl. den Agathodaimon (oben
S. 107) bei Dattari, Taf. XXII, 3768, ferner eine „Nut" in Karlsruhe. Auf dem Leichentuch, Berlin 13277 begießt die r. Göttin
den Toten mit Wasser aus einer Amphora (Ausf. Verz.2 357, Abb. 70). Auch in ägyptischen Kultdarstellungen, z. B. vor
dem Amonsbild Daressy, Annales IX, Taf. I, II, oben S. 24. — Amelung, Vat. II, 23 nennt eine weibl. Figur neben Pluto,
Kora, Thanathos, neben der eine Amphora steht, schlechthin „Danaide". Ob mit Recht? Vgl. z. B. Bachofen, Röm. Grab-
lampen, Taf. 42, 3.
10) Wilcken, Chrestom. 477. — Auch Harpokrates (?) spielt die Doppelflöte, oben Nr. 53.
") Edgar, Graeco-Eg. Coff. 33269, pl. XL111; vgl. 33276, pl. XLVI, wo Blumen, Gefäß, Amphora auf die Mumienhülle
gemalt sind. Vgl. auch die Verfügungen, Wilcken, Chrest. 500.
12) Erman, Rel.2 27, Fig. 38; s. auch oben S. 39, Anm. 43.
13) So schon Ausführl. Verzeichn.2 370.